Itzehoe (dpa/lno). Binnen weniger Wochen sollen in Steinburg und Dithmarschen Verfahren bei auffälliger Jugendkriminalität gegen Tatverdächtige erfolgen. Die Polizei hat bereits positive Folgen ausgemacht.

Mithilfe von vorrangigen Jugendverfahren wollen Polizei, Justiz und Verwaltung Auswüchsen der Jugendkriminalität in den Kreisen Steinburg und Dithmarschen Herr werden. „Wir haben einen Bedarf dafür, dass die staatlichen Institutionen hier besonders schnell und gut zusammenarbeiten“, sagte der Leiter der Polizeidirektion Itzehoe, Frank Matthiesen, am Dienstag. Zuvor hatten Matthiesen, der Leitende Oberstaatsanwalt Carsten Ohlrogge sowie die Landräte Stefan Mohrdieck (Dithmarschen) und Claudius Teske (Steinburg) eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet.

Die vorrangigen Verfahren glichen dem beschleunigten Verfahren bei Erwachsenen, sagte Matthiesen. Sie ähnelten dem Umgang von Polizei und Justiz mit Haftsachen und seien in den vergangenen Monaten bereits rund zehnmal zum Einsatz gekommen. Zielgruppe seien junge Menschen, die viele Straftaten begingen. In zwei Fällen sei bereits binnen Wochen gegen minderjährige Tatverdächtige Untersuchungshaft angeordnet worden. „Und immer dann, wenn wir von denen welche aus dem Verkehr ziehen können, tritt sofort eine spürbare Beruhigung der Lage ein.“

Auch in Dithmarschen und Steinburg habe es in den vergangenen drei Jahren einen Anstieg der Jugendkriminalität gegeben, sagte Matthiesen. „Es gibt einen Bedarf für wirksames staatliches Handeln bei einer kleinen Gruppe von Intensivtätern. Um die geht das.“ Ziel schneller Verfahren seien Tatverdächtige, bei denen ein Täter-Opfer-Ausgleich nicht mehr infrage komme oder vor denen potenzielle Opfer oder die Öffentlichkeit geschützt werden müssten. Wenn ein Sachverhalt klar erwiesen sei, stimme sich die Polizei mit der Staatsanwaltschaft ab. „Dann wird relativ zügig nach den letzten Vernehmungen ... ein Termin für eine Hauptverhandlung anberaumt.“

Nach einem schweren Raub in Heide (Kreis Dithmarschen) am 21. Januar befinden sich beispielsweise vier Mitglieder einer Gruppe von Jugendlichen bereits seit Längerem in Untersuchungshaft. Gegen die Mitglieder der Gruppe gibt es früheren Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge weitere Ermittlungsverfahren. Die Gruppe soll in unterschiedlicher personeller Besetzung vorwiegend am Bahnhofsvorplatz in Heide diverse Straftaten verübt haben. Dabei soll es sich in den meisten Fällen um Raub gehandelt haben. 2023 war die Dithmarscher Kreisstadt wegen einer erschütternden Tat in die Schlagzeilen geraten. Mehrere Mädchen im Alter von etwa 13 bis 16 Jahren sollen ein 13-jähriges Mädchen geschlagen und gedemütigt haben. Die Taten seien per Smartphone gefilmt worden.

Matthiesen warnte davor, Heide deshalb in den Fokus zu rücken. „Denn die Straßen-Kriminalität - und da reden wir über Kriminalitätsformen von Jugendlichen und Heranwachsenden - ist in Heide im letzten Jahr um 30,2 Prozent zurückgegangen.“ Bei den vorrangigen Verfahren ginge es auch darum zu zeigen, dass der Staat handlungsfähig sei. „Das ist ja nun keine Raketenwissenschaft, was wir hier machen. Das ist einfach nur eine Forcierung einer sinnvollen Zusammenarbeit.“

Landrat Mohrdieck betonte, es ginge darum zu zeigen, dass sich der Staat wehren könne und nicht akzeptiere, wenn Menschen Grenzen überschritten. „Gerade für Heranwachsende ist es sehr wichtig, eine schnelle Orientierung zu bekommen und nicht zwei Jahre auf ein Verfahren zu warten.“ Dann sei deren Entwicklung fortgeschritten. „Am Ende wollen wir diese jungen Menschen nicht verlieren und ihnen weitere Karrieren ersparen, die ihnen durch ihr negatives Verhalten möglicherweise bevorstehen.“