Hamburg (dpa/lno). Nach einem Streit wollen sich drei Männer laut Anklage vor einer Hamburger Shisha-Bar versöhnen. Kurz darauf ist ein 24-Jähriger tot. Zwei Brüder müssen sich nun wegen Mordes vor Gericht verantworten.

Mindestens sieben Schüsse fallen vor einer Hamburger Shisha-Bar - für das 24 Jahre alte Opfer kommt jede Hilfe zu spät. Diese schrecklichen Szenen vom 1. Oktober 2023 schilderte die Staatsanwältin am Mittwoch bei Anklageverlesung in einem Mordprozess vor dem Hamburger Landgericht. Dort müssen sich zwei 31 und 23 Jahre alte Brüder verantworten, denen die Anklagebehörde gemeinschaftlichen heimtückischen Mord aus niedrigen Beweggründen vorwirft.

Wie eine Mauer stellten sich die vier Rechtsanwälte der beiden Angeklagten bei Prozessauftakt vor ihre Mandanten, damit auf Bildaufnahmen der Presse nichts von ihnen zu sehen war. Ein Verteidiger des 23-Jährigen gab anschließend eine Erklärung ab, dass der jüngere Angeklagte die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bestreite. Ein gemeinsamer Tatplan sei herbei fabuliert, sagte der Jurist in einer Erklärung im Namen seines Mandanten.

Die Vorwürfe basierten im Wesentlichen auf einem einzigen Zeugen, der bei seiner Aussage ein zweifelhaftes Verhalten gezeigt habe. „Das wird am Ende für eine Verurteilung nicht reichen.“ Der ältere Bruder, der die tödlichen Schüsse abgegeben haben soll, und seine beiden Rechtsanwälte machten am ersten Verhandlungstag keine Angaben.

Das Verbrechen hatte nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft eine Vorgeschichte: Zwei Tage zuvor soll das Opfer von dem 23-Jährigen bedroht worden sein. Der Grund blieb bislang unklar. Am Tatabend trafen sich die Brüder laut Anklage mit dem 24-Jährigen und mehreren seiner Familienangehörigen in der Shisha-Bar im Stadtteil Sasel zu einem Gespräch. Der Mann forderte für die Bedrohung ein Zeichen der Wiedergutmachung, wie die Staatsanwältin sagte. Es sei vereinbart worden, dass der 23-Jährige sich entschuldige und von seinem älteren Bruder vor der Tür eine Ohrfeige verpasst bekomme.

Gemeinsam gingen die Männer nach Angaben der Staatsanwaltschaft aus der Bar. Erst sei auch alles so erfolgt wie besprochen. Doch die angeklagten Deutschen hätten das nur zum Schein gemacht und dann ihren gemeinsamen Tatplan ausgeführt. Der 23-Jährige habe den 24-Jährigen unvermittelt angegriffen und zu Boden gestoßen. Der ältere Bruder habe eine Waffe gezogen und aus kurzer Distanz mindestens sieben Schüsse auf das Opfer abgegeben, das noch am Tatort starb. Ein Schuss hatte das Herz durchdrungen. Nach Angaben eines Gerichtssprechers sind der Bruder, die Schwester und der Vater des Getöteten Nebenkläger.

Der mutmaßliche Schütze war drei Tage nach der Tat verhaftet worden. An der Festnahme in Hamburg-Heimfeld waren nach Angaben der Polizei Zielfahnder und Spezialeinheiten beteiligt. Den 23-Jährigen fasste die Polizei am 11. Dezember bei einer Verkehrskontrolle in Hamburg-Bramfeld. Die Männer sitzen in Untersuchungshaft. Beide sind nach Angaben eines Gerichtssprechers nicht vorbestraft. Die Staatsanwaltschaft stützt sich in Bezug auf den älteren Angeklagten auch auf Schmauchspuren, die an den Händen und im mutmaßlichen Fluchtfahrzeug gefunden wurden, wie ein Gerichtssprecher berichtete.

Die Anklagebehörde sieht zwei Mordmerkmale erfüllt. „Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es den beiden Angeklagten um die Wiederherstellung ihrer Ehre ging und macht niedrige Beweggründe daran fest, dass sie dieses Ziel über das Leben eines anderen gestellt haben“, sagte der Gerichtssprecher. Da der Angriff überraschend gekommen sei, sehe die Anklage zudem Heimtücke.

Der Prozess wird am 11. April fortgesetzt. Das Gericht hat 15 Termine bis zum 15. Juli angesetzt.