Schleswig (dpa/lno). Der Gottorfer Globus gilt als das erste Planetarium der Geschichte. Er zeigt die eurozentrische Sichtweise des 17. Jahrhunderts. Nun werden im Globushaus auch andere besondere Weltkugeln gezeigt.

Es ist die perfekte Kulisse für die Ausstellung: Im Gottorfer Globushaus werden in den kommenden Monaten Globen des in New York lebenden deutschen Künstlers Ingo Günther gezeigt. Günther hat seit 1988 auf mehr als 1000 Globen politische Konflikte, soziale Spannungen, ökologische und ökonomische Zusammenhänge mit grafischen Mitteln visualisiert und so ein ganz eigenes Kommunikationsmedium erschaffen, wie die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf mitteilte. Für das Erdgeschoss des Gottorfer Globushauses erarbeitete Günther nun mit einer Auswahl von 24 beleuchteten Globen das „Projekt Worldprocessor“. Vom 29. März bis zum 27. Oktober stehen sich dort die eurozentrische Sichtweise des 17. Jahrhunderts und die globale Sichtweise auf die Phänomene und Probleme der heutigen Zeit quasi gegenüber.

Günthers Weltkugeln veranschaulichen beispielsweise Schuldenberge, Fahrzeugdichte, Migration, die Verschmutzung der Weltmeere, Rüstungsausgaben und den Rückgang der Biodiversität. „Die illuminierten Globen manifestieren eine variantenreiche und faktenbasierte Ästhetik über das Leben auf der Welt“, teilte die Stiftung weiter mit. Günther gehe es in seiner künstlerischen Arbeit um das intellektuelle und emotionale Erfassen dieser Welt, und er sehe sich selbst in der Rolle des nüchternen Berichterstatters von Informationen.

Gleichzeit mit der neuen Schau starten das Globushaus und der Barockgarten von Schloss Gottorf in Schleswig nach der Winterpause in die Saison und öffnen wieder. Das begehbare Globushaus ist der Nachbau des im 17. Jahrhundert unter Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf errichteten, damals einzigartigen Riesenglobus. Der Nachbau schmückt seit 2005 den Gottorfer Barockgarten. Acht Minuten dauert die Fahrt im Globus, der im Inneren eine Sitzbank bietet - und den Blick auf den Sternenhimmel des Barock.