Hamburg (dpa/lno). Knapp 48.000 Schutz suchende Menschen befinden sich in Hamburg in öffentlicher Unterbringung. Die Kapazitäten sind erschöpft. Die Sozialbehörde bereitet Notmaßnahmen vor.

Angesichts voller Flüchtlingsunterkünfte in Hamburg bereitet die Sozialbehörde die Bezirke auf eine Unterbringung von Migranten notfalls in Zelten in öffentlichen Parks und auf Festplätzen vor. Zur Vermeidung von Obdachlosigkeit müsse jede in Betracht kommende Fläche und Immobilie genutzt werden, heißt es in einem Schreiben von Staatsrätin Petra Lotzkat an die Vorsitzenden der Bezirksversammlungen, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt und über das am Montag zuerst das „Hamburger Abendblatt“ berichtet hatte.

Bei der Akquise neuer Standorte und der Erweiterung bestehender Kapazitäten könne mit Blick auf die zu erwartende Entwicklung „auf die bereits bestehende Belastung von Stadtteilen aktuell weitestgehend keine Rücksicht genommen werden“, hieß es weiter.

Derzeit würden geeignete bestehende Standorte identifiziert, an denen die Kapazitäten durch wintertaugliche Zelte erhöht werden können, wie sie bereits am Volkspark und an der ehemaligen Fegro-Halle in Harburg stehen. Insgesamt sollen durch 25 Zelte 250 zusätzliche Plätze geschaffen werden. „Weiterhin muss auch in Betracht gezogen werden, öffentliche Parks und Festplätze für die Unterbringung zu nutzen“, schreibt Lotzkat.

Die Linksfraktion in der Bürgerschaft warf der Sozialbehörde vor, „mit derart alarmistischen Aussagen“ Geflüchtete zu Sündenböcken für eine Situation zu machen, für die sie nichts könnten. „Es ist verstörend, dass der Senat jetzt so tut, als wäre die Naherholung in unseren Parks in ernsthafter Gefahr“, sagte die fluchtpolitische Sprecherin Carola Ensslen. Sie forderte, die Verpflichtung aufzuheben, Geflüchtete zunächst in Erstaufnahmen unterzubringen.

Aktuell sind laut Sozialbehörde knapp 48.000 Menschen in Hamburg in öffentlichen Unterkünften untergebracht, was einer Auslastung der Einrichtungen von 98 Prozent entspreche. Bis Mitte April fallen den Angaben zufolge 870 Plätze weg - unter anderem wegen auslaufender Mietverträge. „Insgesamt stehen aktuell keine ausreichenden Plätze für diese und weitere bevorstehende Schließungen in diesem Jahr im Gesamtsystem zur Verfügung und es besteht akut der Bedarf zur Schaffung bzw. Inanspruchnahme weiterer Notfallkapazitäten, um drohende Obdachlosigkeit zu verhindern“, heißt es in dem Schreiben weiter.