Themen: Adidas wird Nationalelf nicht mehr ausstatten +++ Wie viel Streik ist legitim? +++ Unsere Eltern wohnten besser als wir

Irgendetwas läuft hier schief

25. März: „Friedrich Merz: ,Ich habe Respekt vor den Grünen‘. Der CDU-Chef spricht über die K-Frage, einen günstigen Termin für Neuwahlen – und wie er sich auf Angela Merkels Geburtstag einstellt“

Die CDU unter Friedrich Merz möchte ggf. das Bürgergeld kürzen. Tolle Idee auf der einen Seite, wenn man nur sparen möchte… Auf der anderen Seite müssen wir uns dann fragen, wie lange die deutschen Tafeln unsere sozial bedürftigen Mitmenschen noch ohne Staatshilfen satt kriegen können! Dürfen wir dann unsere Politikerinnen und Politiker noch ernst nehmen, wenn sie – teilweise ohne Berufsausbildung – ihre Diäten Jahr für Jahr über Gebühr erhöhen? Stimmt das Verhältnis noch? Müssen wir uns nicht auch fragen, warum in der Bundesrepublik die Zahl der Millionäre stetig steigt, während die Zahl der Kinder, die von Kinderarmut betroffen sind, ebenfalls stetig steigt? Irgendetwas läuft hier gewaltig schief. Und Herr Merz und sein Parteiprogramm haben keine Lösung, sondern sorgen im Gegensatz für eine Verschärfung des gesellschaftlichen Gleichgewichtes. Ob das, angesichts der Umfragezahlen der AfD eine clevere Idee ist, wage ich stark zu bezweifeln.

Axel Pabst

Vorhersehbare Entwicklung

23./24. März: „Wenn das Uwe wüsste … Aus für Adidas bei der Nationalelf. Was bedeutet das für die Traditionsfirma?“

Die Diskussion um diesen abgeschlossenen Vertrag kann ich nicht nachvollziehen. Hat doch gerade der Fußball die Kommerzialisierung des Sports an vorderster Stelle vorangetrieben. Dies wurde von der Mehrzahl der Fußballanhänger bisher auch als als notwendige Entwicklung hingenommen. Wer sich so vehement für eine Veränderung des Sports alter Art zu einem Teil der Unterhaltungsindustrie hergibt, muss sich natürlich auch den marktwirtschaftlichen Gepflogenheiten unterwerfen. Inzwischen ist diese Entwicklung nicht mehr auf den Fußball beschränkt. Selbst sogenannte Randsportarten bezahlen ihre Akteure, damit diese für ihren Verein tätig werden. Beim Fußball wird oft auf die noch angebliche heile Welt des Amateurbereichs verwiesen. Dabei läuft auch dort z.B. bei einem Vereinswechsel ohne Cash so gut wie nichts. Das betätigt z.B. die Tatsache, dass ehemals renommierte Vereine aus dem Hamburger Amateurfußballbereich, die diese Entwicklung nicht mitgehen konnten oder wollten, heute in den untersten Ligen spielen oder gar nicht mehr existieren.

Siegfried Meyer

Ein knallhartes Geschäft

Jetzt begreift hoffentlich auch der Letzte, dass Fußball ein knallhartes Geschäft ist und dass kein Platz mehr bleibt für Gedanken über Patriotismus. Was bleibt denn dem DFB übrig, um die Einnahmeseite zu steigern? Die fehlenden Einnahmen wegen des frühzeitigen Ausscheidens bei den letzten Turnieren müssen irgendwie hereingeholt werden. Die Ausgaben für die Abfindungen für die Herren Flick und Bierhoff stehen auch im Raum. Nicht zu vergessen die Kosten für den DFB-Campus in Frankfurt. Bleibt zu hoffen, dass die Nike-Trikots nicht von Kindern oder Zwangsarbeitern zusammengeklöppelt werden...

Ulf Fock, Hamburg-Bergedorf

Es geht wieder nur um Geld

Danke, dass das Hamburger Abendblatt dieses Thema noch einmal mit ausführlichen Beiträgen aufgegriffen hat und in diesem Kontext sogar auf der Titelseite prominent anmerkt, was „uns Uwe“ vom Abschluss des Ausrüstervertrages des DFB mit Nike gehalten hätte. Und wieder einmal ging es bei Vertragsverhandlungen im Fußball nur um Geld. Alle darüber hinausgehenden Begründungen für den Vertragsabschluss sind fadenscheinig und äußerst dünn. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es in anderen Ländern auf keinen Fall dazu gekommen wäre, den nationalen Ausrüster zugunsten eines US-amerikanischen Anbieters in die Wüste zu schicken. Bestes Beispiel sind die USA, wo Nike alle maßgeblichen Sportarten unter Vertrag hat und niemand auf die Idee kommen würde, dies zu ändern. Inzwischen haben auch die Fans ihrem Ärger Luft und dem DFB deutlich gemacht, was sie von dem Deal halten, mit dem die jahrzehntelange Zusammenarbeit mit Adidas 2027 beendet wird. Ich möchte nicht zu sehr dramatisieren, aber der Werteverfall in Deutschland schreitet immer weiter voran.

Günter Dorigoni

Hohe Bezüge sind unanständig

23./24. März: „Wie viel Streik ist legitim? Wissenschaft trifft Wirklichkeit: Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider spricht mit dem ehemaligen Uni-Präsidenten Dieter Lenzen über (große) Themen unserer Zeit“

Herr Lenzen hat ganz sicher recht, wenn er mehr gesamtgesellschaftliche Verantwortung bei den Beschäftigten in systemrelevanten Betrieben einfordert, wenn sie um weniger Arbeitszeit und/oder mehr Lohn streiken. Allerdings gilt das genauso für die Vorstände, die, unabhängig ob sie ihr Unternehmen erfolgreich oder eher erfolglos führen, alljährlich die Boni erhöhen. Bezüge von mehreren tausend Euro täglich sind grenzwertig, um nicht zu sagen unanständig. Ergänzend sollte auch erwähnt werden, dass die von Herrn Lenzen konstruierten politisch motivierten Streiks rechtswidrig wären.

Herbert Mellin

Auf den Punkt gebracht

23./24. März: Gastbeitrag: „Der Westen ist an allem schuld? Ich kann es nicht mehr hören! Wo sonst arbeitet man so frei wie bei uns? Wo sonst werden Menschenrechte so respektiert?“

Bravo, Herr Lahnstein! Hervorragend auf den Punkt gebracht, was wir in dem ganzen Geschrei nur allzu oft vergessen! Noch leben wir in Freiheit, und es lohnt sich, die zu verteidigen.

Michael Seitz, Hamburg-Eppendorf

Die Sehnsucht nach Eigentum

20. März: „Kleiner Garten wäre schön: Bitteres Erbe: Unsere Eltern wohnten besser als wir“

Ich habe als Kind/Jugendlicher die Zeit nach 1945 miterlebt, die damalige Art der „häuslichen Gepflogenheiten,“ die dominanten Männer und unterwürfigen Frauen auch wahrgenommen, auch wenn es in meinem Elternhaus zum Glück so nicht war. Durch den Mangel an fast allem, durch die Aufbaujahre und die gesellschaftliche Gestaltung, hatten unsere Eltern, Großeltern eine andere Basis, eine andere Sicht auf ihre Zukunft und sehr viel bescheidenere Ansprüche an die „Work-Life-Balance“ wie man das heute sieht und sagt. Wohlstand stand nicht im Vordergrund. Man hatte weder Auto noch Kühlschrank, Elektroherd, Fernseher oder machte Urlaubsreisen. Der Wohnraum war mindestens so knapp wie heute, fast alle hatten „Untermieter“ bei sich und wenn eine Wohnung frei wurde, erhielt man sie mit Glück nur gegen einen höheren „Abschlag.“ Kein Wunder also, dass man sich nach „Eigentum“ sehnte, eisern auch bei kleinem Verdienst sparte, einen „Bausparvertrag“ abschloß und trotz der damaligen Zinsen von acht bis neun Prozent nach Möglichkeit ein Haus bauen wollte. Das änderte sich aber – zumindest in den Großstädten – schon Mitte der 70er-Jahre, denn durch den wirtschaftlichen Aufschwung stiegen die Baukosten rasant, durch die nun hohen Lohnnebenkosten war Handwerksarbeit nun teuer und die Grundstücke waren rar. Allerdings kann ich die Sichtweise, dass es unseren Kindern heute schlechter geht nicht teilen. Unter Berücksichtigung der damaligen und heutigen Lebensgestaltung ist die Gewichtung aber eine andere. Meine Kinder haben sich ohne unsere Hilfe Wohneigentum angeschafft, ohne Verzicht auf angemessenen Wohlstand, sogar in Hamburg und einer anderen Metropole und selbst unsere Enkel werden das aus jetziger Sicht ebenso bewerkstelligen.

Herbert Stephan

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