Hubert Neubacher, Chef von Barkassen-Meyer, wuchs katholisch auf, aber in Hamburg besucht er oft den Michel und die „Flusi“.

Dieses leichte Schwanken der Holzplanken muss man mögen. Sanft schaukelt der Rumpf der Flussschifferkirche hin und her, während Huber Neubacher die wunderschönen mit maritimen Motiven geschmückten Fenster der umgebauten Schute betrachtet. „Neben dem Michel ist das hier meine Lieblingskirche in Hamburg. Ich komm gerne her in die ,Flusi‘, setze mich rein und lasse die Gedanken schweifen, entspanne mich vom trubeligen Hafenleben“, sagt der Geschäftsführer von Barkassen-Meyer. Sein Büro in den Landungsbrücken ist nur ein paar Gehminuten entfernt vom Binnenhafen, in dem das 1906 erbaute und 1952 zur Kirche umgewidmete Schiff liegt. Eigentlich ist Neubacher, der in einem kleinen Ort im österreichischen Ennstal in der Steiermark aufwuchs, katholisch.

Es ist Neubacher egal, in welcher Kirche er zu Gott betet

Er ist auch Mitglied in der katholischen Kirchengemeinde Hamm-Nord, aber mit der Kirchen-Zugehörigkeit nimmt es der 51-Jährige, seit er in Hamburg wohnt, nicht mehr so genau. „Ich finde es egal, in welcher Kirche ich zu Gott bete. Ich glaube an ihn und auch, dass er es ist, der mich lenkt und mir ab und zu den richtigen Impuls gibt“, sagt er. Er mag das schlichte Holzinterieur des schwimmenden Kirche, aber er liebt auch die barocken Gotteshäuser seines Heimatlandes. . „In meinem Heimatort gibt es eine schöne katholische Kirche und es war selbstverständlich, dass wir da regelmäßig und zu den Feiertagen hingingen.“

Aufgewachsen in einer Zweizimmerwohnung im Ennstal

Neubacher ist in einfachen, liebevollen Verhältnissen aufgewachsen. Sein Vater war Seilbahn-Maschinist, seine Mutter versorgte die drei Kinder - er hat noch einen Bruder und eine Schwester. Sie lebten früher zu fünft in einer kleinen Zweizimmerwohnung, bis sie sich ein Haus bauen konnten.

Seit fast 20 Jahren in einer festen Beziehung mit Norbert Wiwianka

Der seit fast 20 Jahren offen in einer Männerbeziehung - mit Norbert Wiwianka – lebende Österreicher erkannte früh, dass er mehr von der Welt sehen wollte. „Und ich merkte auch schon früh, dass ich irgendwie anders war, auch wenn ich das in meiner Jugendzeit noch nicht benennen konnte.“ Nach dem Hauptschulabschluss machte er eine Ausbildung zum Kellner in Lech und nach weiteren Stationen in seinem Heimatland, lernte er ein Hotelier-Paar kennen, das ihn auf die Insel Norderney lockte.

Der Österreicher verliebt sich in die Weltoffenheit Hamburgs

Dort verliebte Neubacher sich zum ersten Mal in einen Mann. Mit ihm reiste er öfters nach Hamburg. „Ich mochte diese Weltoffenheit und Großzügigkeit dieser Stadt sofort.“ Als er sich von seinem Freund getrennt hatte, zog Neubacher auf gut Glück in die Hansestadt, suchte sich hier eine Wohnung und einen Job im Renaissance Hotel.

Den Bergmenschen zieht es aufs Wasser – er wird Kellner zu See

Bis es den Bergmenschen aufs Wasser zog. 1994 setzte der Steirer erstmals einen Fuß auf eine Meyer-Barkasse – als Kellner zur See. „Es klingt vielleicht komisch, aber ich habe irgendwie gespürt, dass das der Platz ist, wo ich hingehöre. Zudem war das Inhaber-Ehepaar Ruth Junker und Bernhard Hähnsen von Barkassen-Meyer für mich da und half mir auf meinem weiteren Weg sehr“, sagt er und schaut durch die Fenster des Gemeindehauses, das zur ,Flusi‘ gehört, und auf einem Ponton gebaut ist, aufs Elbwasser.

Hubert Neubacher mag das schlichte Holzinterierur der Flussschifferkirche.
Hubert Neubacher mag das schlichte Holzinterierur der Flussschifferkirche. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Hubert Neubacher hat viel Gutes in den Jahren danach erlebt, wobei deutlich wird, dass er sich seinen Aufstieg zunächst als Assistent der Geschäftsführung bei Barkassen-Meyer, da war er 21 Jahre alt, dann 2002 als Geschäftsführer von Barkassen-Meyer mit Fleiß und einem Quäntchen Glück hart erarbeitet hat.

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Udo Lindenberg gestaltet eine seiner Barkassen

Seit 2013 ist der Österreicher Inhaber des Unternehmens. Seither feiert er auf seinen Schiffen und dem Festland Feste mit Hamburger Unternehmern, Künstlern und Musikern. Er ist mit Udo Lindenberg befreundet, der sogar eine Barkasse – die „Ennstal“ – künstlerisch gestaltete.

Junge Menschen, egal welcher Herkunft, bekommen eine Chance

100 Jahre Firmengeschichte von Barkassen-Meyer beging Hubert Neubacher 2019 mit einem großen Fest und einer Tombola, aus dessen Erlösen auch der Verein „Hamburger Abendblatt hilft“ und andere soziale Institutionen großzügig bedacht wurden. Wer ihn im Umgang mit seinen Mitarbeitern beobachtet, erlebt Wertschätzung und ein multikulturelles Team. Denn jungen Menschen – egal welcher Herkunft – eine Chance zu geben, ist dem Firmenchef wichtig.

Er und sein Lebenspartner sind gern gesehene Gäste auf großen Hamburger Events

Doch Hubert Neubacher ist trotz seines großen Erfolgs nie abgehoben – vielleicht macht das sein Glück im Leben auch aus. Er ist sympathisch, „etwas zu gutgläubig“, wie er lachend bekennt. Ein Mensch, der mit seiner humorvollen und gleichzeitig bescheidenen Art gut ankommt. Sein Partner Norbert Wiwianka ist überall mit dabei – die beiden sind gern gesehene Gäste bei Benefiz- und Tourismus-Events. Wiwianka ist Ökonom und leitet das Controlling bei Barkassen-Meyer. „Norbert hat vor allem Ahnung von Mode und interessiert sich, wie ich auch, sehr für Kunst und Kultur. Ich persönlich bin eher ein Gefühlsmensch.“

Norbert Neubacher beim 71. Ball über den Wolken im Hotel Atlantic mit Lebenspartner Norbert Wiwianka.
Norbert Neubacher beim 71. Ball über den Wolken im Hotel Atlantic mit Lebenspartner Norbert Wiwianka. © FUNKE Foto Services | ANDREAS LAIBLE

Ausgerechnet ein Jahr nach dem großen Jubiläum stürzte Neubacher in die tiefste Krise seines Lebens – seelisch und wirtschaftlich. Für alle Elbreedereien war der Beginn der Corona-Pandemie eine finanzielle Katastrophe: Keine Besucher, keine Touren, keine Einnahmen. Gleichzeitig Mitarbeiter, die auf sie zählen. „Im Gegensatz zu anderen Hamburgern, die auf geerbte oder länger angesammelte Rücklagen setzen konnten, stand ich scheinbar vor den Trümmern meiner Existenz.“

Der Michel wird zum Zufluchtsort während der Corona-Pandemie

Die Hauptkirche St. Michaelis wird in den Monaten, in denen es nichts am Hafen zu tun gibt, zu seiner Zuflucht. „Der Michel war während der Corona-Zeit oft mein persönlicher Ruheort. Ich bin vor allem Hauptpastor Alexander Röder und Bischöfin Kirsten Fehrs dankbar für ihre Unterstützung in dieser für mich so unwirklichen, hoch anstrengenden Zeit“, sagt Neubacher. Dann, nach Monaten des Bangens, kam die Erlösung durch die Hilfsgelder der Bundesregierung.

Nach der Krise dankt Hubacher Gott für seinen Schutz und Halt

Neubacher, der betont, dennoch immer alle Verbindlichkeiten und Gehälter weiterbezahlt zu haben, hatte zum ersten Mal, seit er sein Elternhaus mit 16 Jahren verließ, viel Zeit für sich. Er traf sich täglich mit einem Personaltrainer, nahm zehn Kilo ab, fährt seither nur noch mit dem Rad. Er genoss das Leben, die Ruhe und dankte an vielen Tagen Gott dafür „dass er mich auch in meinen schwersten Momenten begleitet und beschützt hat“.

Der Ösi-Kellner unter honorigen Hamburgern

Neubachers Blick schweift noch einmal über die Speicherstadt, zur ,Flusi‘ und über den Hafen. Dann sagt er verschmitzt: „Inzwischen bin ich sogar Mitglied des Kuratoriums der St. Michaelis Stiftung. Wer hätte das gedacht: Ich der kleine Ösi-Kellner unter all den honorigen Hamburgern.“ Neubacher meint solche Aussagen ernst und merkt dabei nicht, dass gerade er genau dort am richtigen Ort ist.