Auf Worte müssen Taten folgen

8. März: „Der Ukraine-Plan des Kanzlers“

War die Osterweiterung der Nato eine schlaue Idee? Nein, aber sie war legal. Würde die Ukraine weiter existieren, wenn sie die Kämpfe einseitig einstellt? Nein. Will die deutsche Bevölkerung Krieg mit Russland wegen des Überfalls auf die Ukraine? Nein. Kann man direkt durch Krieg zum Frieden kommen? Nein. Man benötigt Willen, Verhandlungen und Zwischenlösungen. Würde Russland jetzt einen Waffenstillstand verhandeln? Nein. Das würde der „Zermürbungstaktik“ widersprechen. Würde die Ukraine aktuell eine dauerhafte Besetzung der von den Russen eroberten Landesteile akzeptieren? Vermutlich nein. Sind europäische Länder in Gefahr, falls Russland die Ukraine weitgehend besetzen würde? Nicht auszuschließen. Was sonst treibt Schweden oder die Finnen in die Nato? Haben sich europäische Politiker und auch der Bundeskanzler mit der versprochenen Unterstützung weit aus dem Fenster gelehnt? Ja, auch mit Blick auf unsere westlichen Werte. Aus all dem folgt: Es ist klug, sich militärisch in der EU zu stärken und die Ukraine weiter zu unterstützen. Und das ganz unabhängig vom Ausgang der US-Wahl dieses Jahr. Was bedeutet aber die Unterstützung inhaltlich? Munition fehlt, viele Soldaten sind erschöpft. Über die Zeitachse muss Europa die Produktion hochfahren, Zukäufe auch außerhalb der EU spontan organisieren und letztlich auch überlegen, wie man der Ermüdung der Soldaten in der Ukraine entgegenwirken kann. Wenn Experten meinen, dass Taurus hier einen Beitrag leisten kann, sollte man das tun. Zudem sollte man in der EU einiges tun, um der Ukraine wirtschaftlich zu helfen, damit diese selbst eine Verteidigung aufbauen kann. Bauernproteste in Polen sind da nicht hilfreich. War es der Dichter und Denker Schiller der mal sagte: „Woran erkennt man aber deinen Ernst, wenn auf das Wort die Tat nicht folgt?“ Und pragmatisch sollte man ergänzen: Ohne Abschreckung bekommt man jemanden wie Putin nicht an den Verhandlungstisch. Und darum geht es doch. Oder irre ich mich?

Ralf Kesten

Vorteile der Wehrpflicht

7. März: Leitartikel: „Pistorius liegt falsch. Gegen eine Wiedereinführung der Wehrpflicht gibt es gute Argumente“

Die Bundeswehr bemüht sich seit Jahren und mit großem Aufwand um Nachwuchs. Und ob eine „Kanzlerkampagne“, oder das Angebot von Wohnraum Erfolg bringt, darf bezweifelt werden. Zumal es den Wohnraum ja gar nicht gibt. Diese sicher gut gemeinten Ratschläge lösen keine Personalprobleme. Aber selbst dann hätten wir nach wie vor eine teure Berufsarmee mit vielleicht 20.000 oder 30.000 Soldaten mehr. Das reicht bei weitem nicht, denn die Bundeswehr braucht nicht nur Spezialisten, sondern auch Fahrer, Infanteristen, Pioniere, Matrosen oder Hilfskräfte. Das sind alles Tätigkeiten, die früher von Wehrpflichtigen ausgeführt wurden. Und sie braucht Reservisten, um im Ernstfall schnell aufwachsen zu können. Vor der Wiedervereinigung hatte die Bundeswehr knapp 9,5 Millionen Reservisten. Aktuell sind es etwa 20.000. Reservisten rekrutieren sich aus ehemaligen Soldaten, also hängt das eine am anderen. Eine Grundgesetzänderung sehe ich nicht, denn es dienen seit langem viele Frauen in der Bundeswehr. Ganz nebenbei hätte eine Wehrpflicht auch andere Vorteile: Die Bevölkerung wäre wieder in der Armee vertreten, die Personalkosten würden sinken, und viele Rekruten könnten sich während der Wehrdienstzeit bei der Bundeswehr fortbilden oder dort kostenlos ihren Führerschein machen.

Reinhard Annuss

So geht Demokratie

8. März: Leitartikel: „Papa Courage. Warum wir endlich bundesweit eine bezahlte Väterzeit brauchen“

Glückwunsch FUNKE-Mediengruppe, so geht Demokratie! Hören wir doch endlich auf, immer nach „dem Staat“ zu rufen. Jeder sollte das tun, was er selbst tun kann! Doch Sie können noch mehr tun: Dies ist eine Aufforderung an alle Unternehmen, familienfreundliches Unternehmen zu werden! Das täte nicht nur Ihren Mitarbeitern und deren Kindern gut, sondern auch der Firmenleitung: Familienfreundliche Unternehmen haben eine um 17 Prozent höhere Produktivität in allen wirtschaftsrelevanten Bereichen gegenüber konventionellen!

Dr. Ursula Augener

Starke Bindung ohne Elternzeit

Es ist schön, wenn ein Arbeitgeber zehn Tage zusätzlich zur Elternzeit gewährt. Ich bezweifle allerdings, dass in der Zeit eine emotionale Bindung aufgebaut werden kann. Als unsere Kinder klein waren, gab es so etwas nicht. Meine Frau ist länger zu Hause geblieben und hat sich um unsere Kinder gekümmert. Trotzdem habe ich eine sehr enge Bindung zu unseren beiden Kindern, weil ich mich mit ihnen beschäftigt habe! Ich brauchte damals keine Freiräume um mich „selbst zu verwirklichen“. Wir haben unsere Freizeit gemeinsam mit unseren Kindern geteilt. Und heute, wo sie aus dem Haus sind, können wir an uns denken. Auch die Kinder meiner Tochter haben eine große Bindung zu ihrem Vater, auch ohne Elternzeit, einfach weil er seine Freizeit mit den Kindern verbringt.

Thomas Schendel

Von Herzen Dank!

7. März: „Der Tag, der alles in ein Davor und ein Danach geteilt hat. Am 9. März 2023 wurden sieben Mitglieder der Zeugen Jehovas getötet. Sechs Überlebende berichten, wie es ihnen ein Jahr danach geht“

Mit großer Anteilnahme habe ich den feinfühligen und empathischen Text von Kai Schiller zum Jahrestag des Amoklaufs von Alsterdorf gelesen. Ich konnte spüren, wie behutsam er mit den traumatisierten Zeugen umgegangen ist. Auch dem Glauben dieser Menschen ist er sehr respektvoll begegnet, so dass wohl auch dieses Gespräch ein Stück zu der Heilung des grausamen Geschehens vor einem Jahr beigetragen hat. Ich danke Herrn Schiller von ganzem Herzen für diese Begegnung und dass er uns Leserinnen und Leser auf diese taktvolle Weise daran teilhaben lassen. Sein besonderer Bericht hat mich bewegt und wird sicherlich auch andere berühren. Noch einmal: von Herzen Dank!

Henriette Petersen

Diese Leserbriefe tun gut

2./3. März: „Prüfpflicht für Abwasserrohre – Hauseigentümer sauer auf Senat“ und 5. März: Leserbriefe

Sie tun einfach nur gut, die Leserbriefe ab und zu, von Menschen, die ihre Verantwortung für das Allgemeinwohl erkennen und danach handeln. Die nicht darauf bestehen, stets ganz persönlich „abgeholt“ zu werden und keinen Freiheitsverlust beklagen, wenn das Wohl einer Gemeinde, einer Stadt, eines Landes im Vordergrund steht.

Regina Venzke

Egoistisches Verhalten

5. März: „Ziviler Ungehorsam: Oldtimer-Fans reicht es“

Die Oldtimer-Fans verhalten sich egoistisch. Mit der Neugestaltung des Blankeneser Marktplatz wurde die Nutzung eingeschränkt. Seitdem darf der Platz an marktfreien Tagen nicht mehr als Parkplatz genutzt werden. Abgesehen davon wurde in der Umgebung das (gebührenpflichtige) Parkraummanagement eingeführt. Von der Bezirksamtsleiterin wurde ja ein Lösungsvorschlag unterbreitet (Gründung eines gemeinnützigen Vereins). Wenn sie das nicht wollen, können sich die Fans ja wenige Kilometer weiter treffen. Ihr Vorgehen „zivilen Ungehorsam“ zu nennen, ist eine Verhöhnung derjenigen, die mit derartigen Protesten positive gesellschaftliche Entwicklungen beabsichtigt und auch erreicht haben. Das um sich greifende Grünen-Bashing ist erst recht unangemessen.

Dietmar Schulz

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