Themen: Pflicht zu Medizinchecks vom Tisch +++ Bedarf an Grundsicherung immer höher +++ Ohnsorg: Theaterstreit und Groteske.

Teure Kontrollfahrt

29. Februar: „Pflicht zu Medizinchecks vom Tisch. EU-Parlament plädiert für Auskunft von Autofahrern alle 15 Jahre“

Eine freiwillige Kontrollfahrt zur Fahrtüchtigkeit birgt in Hamburg auch ihre Tücken. Ich habe es versucht, aber zwei Fahrschulen hatten kein Interesse bzw. keine freien Zeiten und eine Fahrschule wollte für die Überprüfungsfahrt 126 Euro plus 90 Euro Anmeldegebühr. Da ist mir dann doch die Motivation abhanden gekommen und so fahre ich frisch und munter weiter durch die Hamburger Staus.

Johannes Rolofs

TÜV-Prüfung selbst abnehmen?

Sollen wir in Zukunft auch selbst einschätzen, ob unser Auto noch verkehrssicher ist, ebenso wie wir es für uns als Fahrende tun? Sollen wir im Zuge des Fachkräftemangels darauf verzichten, dass Ingenieure alle zwei Jahre die TÜV-Prüfung abnehmen? Das wäre genauso absurd wie aufgrund des Ärztemangels alle 15 Jahre auf die Prüfung für Autofahrende zu verzichten.

Thorsten Hinrichsen

Kein Paket, kein ÖPNV...

28. Februar: „Frauengold: Wo bleibt die Banalität des Alltags? Das leichte Gespräch wird immer öfter von Kriegen und Krisen überlagert“

Dass sich unsere Alltagskommunikation durch Dauerkrisen ohne Aussicht auf Lösungen verändern wird, erscheint mehr als plausibel. Schleichend ist an die Stelle des Small Talks mit seiner Leichtigkeit der Ernst des Lebens in die tägliche Konversation in der Familie, mit Nachbarn, Zufallsbegegnungen, Bekannten und Freunden eingedrungen. Schnell sind wir bei einem Krisengeschehen, das uns beschäftigt, besorgt, belastet. Auf diese Veränderung lenkt „Frauengold“ unsere Aufmerksamkeit. Aber auch auf ein Weiteres, nämlich auf das „Remigrationsbestreben“ Ewiggestriger. Mit einem solchen unsäglichen Ansinnen würde es in Deutschland nicht nur „gänzlich unbequem“, wie Frau Stauber schreibt, es würde zum Totalkollaps unseres gesamten Arbeits- und Zivillebens führen: Es käme keine Zeitung mehr ins Haus, kein Paket, Lieferketten und Logistik wären gestört, der ÖPNV stände still – nicht durch Streik – der Straßen-, der Hausbau wäre eingestellt, das Gesundheitswesen empfindlich beeinträchtigt, die Nahrungsmittelproduktion unterbrochen. Dies sind nur einige Beispiele, nichts, aber auch gar nichts ginge mehr. Wer diese sogenannte „Remigration“ vom Ende her denkt, muss zwangsläufig erkennen, wie beschränkt Menschen sind, die solches planen und gutheißen. Sprechen wir mit ihnen, denken wir es vor und mit ihnen zu Ende. Wir können nicht dankbar genug dafür sein, dass Menschen aus aller Welt die Wirtschaft dieses Landes überhaupt erst möglich machen.

Dr. Ava Baldursdóttir

Auf Dauer nicht finanzierbar

28. Februar: „Der Bedarf an Grundsicherung im Alter steigt“

Die immer höher werdende Zahl von Menschen, die auf staatliche Hilfen oder Grundsicherung im Alter angewiesen sind, muss die Politik endlich zum Gegensteuern bewegen. Auf Dauer sind die nötigen steigenden Ausgaben nicht mehr finanzierbar. Es darf keine prekären Beschäftigungsverhältnisse und Scheinselbstständigkeiten mehr geben, da diese früher oder später in die Armut führen, ein Risiko besonders für Alleinlebende. Bei Minijobs wird oftmals übersehen, dass man nur bei Bedarf, als Aushilfe, angefordert werden könnte und eventuell nur selten den erlaubten Höchstbetrag pro Monat verdienen kann. Bei Solo-Selbstständigen, die für Firmen tätig sind, reicht der Honorarsatz pro Stunde nur selten für die nötige, selbst zu zahlende soziale Absicherung und bei Scheinselbstständigkeiten sieht es oftmals noch schlimmer aus, nämlich Mindestlohn bei vollem unternehmerischem Risiko. Wo ist nur unsere soziale Marktwirtschaft geblieben?

Sonja Paap, Hamburg

Rentensysteme reformieren

28. Februar: Leitartikel: „Das bisschen Haushalt… Unbezahlte Sorgearbeit übernehmen vor allem Frauen. Das ist ungerecht“

45 Jahre mal 3401 Euro monatliches Bruttogehalt ergibt eine Rente in Höhe von ca. 1400 Euro, so stand es letzte Woche im Abendblatt auf Seite eins. Insbesondere Frauen/Mütter werden somit diese ohnehin schon sehr niedrige Rentenhöhe nicht erreichen, da sie in der Regel die sogenannte unbezahlte Sorgearbeit im Umfang einer Vollzeitbeschäftigung stemmen und deshalb meist in Teilzeit arbeiten. Es dürfte auch ohne Nachwuchs für viele Menschen im Rentenalter eng werden, denn in etlichen Branchen liegt selbst das Vollzeitgehalt deutlich unter dem oben genannten Betrag. Nun sollen also die Betreuungsangebote so optimiert werden, dass Mütter nach der Geburt schnell wieder Vollzeit arbeiten können. Hand hoch die Mutter, die das wirklich will. Und noch mal Hand hoch, wer an ein solches Betreuungsangebot glaubt (Betreuung mit ausreichend Personal, gutem Essen, toller Nachmittagsbetreuung inkl. Hausaufgabenbetreuung)? Dafür müsste die Regierung viel Geld in die Hand nehmen, warum dann nicht lieber die Rentensysteme ordentlich reformieren. 1400 Euro nach 45 Jahren Arbeit ist für mich wie ein Schlag ins Gesicht.

Anja Maselkowski

Danke, Murat Yeginer

27. Februar: „Ohnsorg: Theaterstreit und Groteske. Der scheidende Künstlerische Leiter Murat Yeginer inszeniert zum Abschied anspielungsreich“

Noch nicht lange ist es her, dass die Systemrelevanz von Theatern zu Corona-Zeiten diskutiert wurde. Die Bühnen wurden aus Gründen des Gesundheitsschutzes geschlossen und erholen sich erst allmählich von dieser Maßnahme. Die aktuelle Inszenierung von Murat Yeginer am Ohnsorg-Theater ist ein hervorragendes Beispiel für die Relevanz einer besonderen Form von Theater: dem Volkstheater. Bittersüße Zitronen ist ein künstlerisch gelungener Beweis dafür, wie durch die Verbindung eines historischen klassischen Theaterstücks von Gerhard Hauptmann mit einer volkstümlichen Figur modernes Volkstheater gestaltet werden kann. Es werden Themen der Gegenwart in der Verschränkung mit der Hamburgensie „Zitronenjette“ verhandelt und damit die Möglichkeiten eines modernen Volkstheaters ausgelotet. Die Ausweglosigkeit der Unterschicht in den Gängevierteln des historischen Hamburgs wird an den Heidi-Kabel-Platz ins Ohnsorg-Theater geholt und dort klug, verzweifelt, komisch und skurril verhandelt. Das ist der Ausweg eines Volkstheaters, das mehr sein will als Mundarttheater für eine immer kleiner werdende Personengruppe in einer internationalen Metropole wie Hamburg. Wer diesen Weg nicht geht, der schafft sich selbst ab. Mit dem Intendanten Michael Lang rufe ich: Danke Murat Yeginer für diese begeisternde Inszenierung! Es ist ein Verlust, dass Yeginer Hamburg verlässt.

Wilma Elsing

Im „Sounds“ ein Bier mit Sting

27. Februar: „Clubtour in die Vergangenheit. Früher legendär, heute vergessen. Einst schwules Sündenbabel, heute Ruine. Wo Madonna feierte – und Mick Jagger rausgeworfen wurde“

Schöner Beitrag über alte Musikclubs, doch immer wird neben dem „Cleo“ Bramfeld und Rahlstedt, dem „Blue 2000“ in Volksdorf und der „Sitrone“ in Poppenbüttel hauptsächlich das „Sounds“ in Wandsbek vergessen: Ein ziemlich großer Club im fünften Stock. Heute schwitzen dort im Sportclub Meridian die Gäste, damals wir zu Rockmusik mit vielen Live- Konzerten. Ich habe dort dem ersten Hamburger Konzert von Police beigewohnt, mit Sting Bier getrunken, ebenso Konzerte von Dokken und vielen anderen Bands gesehen, von denen einige sehr erfolgreich wurden. Sogar ich selbst stand mit meiner Band, der Roy Last Group auf der Bühne. Der heutige Gymnastikraum im Meridian brummt immer noch davon.

Gerald Staschke

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