Themen: Straßenmöbel in Eimsbüttel +++ Clubtour in die Vergangenheit +++ Obdachlose: Niendorfer sorgen sich um Kinder.

Eher symbolische Objekte

28. Februar: „Parklets: ,Für Autofahrer oft eine Provokation‘. Sechs Straßenmöbel in Eimsbüttel – die einen mögen sie, andere ärgern sich“

Ich möchte nicht zur Anmutungsqualität der Parklets Stellung nehmen, das geht sicherlich auch besser. Und tatsächlich sind die Parklets eher symbolische Objekte und nicht wirklich Lösungen für ein großes Problem. Das Problem kennt der Sprecher des ADAC offenbar aber nicht. Zumindest in der inneren Stadt, grob gesprochen innerhalb des Ring 2, ist der bei weitem überwiegende Teil der Bevölkerung ohne Auto. In dicht besiedelten Stadtteilen wie Eimsbüttel, Barmbek, Uhlenhorst, in Teilen Altonas wohnen mehr als 100 Menschen auf einem Hektar. In vielen dieser Quartiere gibt es eben keine Parks – Cafés mit Konsumzwang lassen wir hier mal ganz weg. Begegnungsflächen gibt es dann nur im vorhandenen öffentlichen Raum, dem Straßenraum. Der muss den vielen, vielen Anwohnern dieser Quartiere, die kein Auto haben, in angemessenem Umfang zur Verfügung stehen. Es wäre schön, wenn in der Diskussion mal ankommen würde, dass die Anzahl der Autos im öffentlichen Raum eher eine Provokation für die autolose Mehrheit ist.

Berthold Eckebrecht

Ohne Fingerspitzengefühl

28. Februar: „Umschlag sinkt unter Niveau von 2010. Angespannte wirtschaftliche Lage führt im Hamburger Hafen zu massiven Mengenrückgängen“

Der geplante hälftige Einstieg von MSC bei der HHLA wird den selbst verschuldeten Niedergang des Hafens noch verstärken. Er ist noch absurder als wenn das Land Hessen seinen Anteil am Lufthansa-Drehkreuz Frankfurt-Airport ausgerechnet an Ryanair verkaufen wollte. Das würde jeder sofort als Schnapsidee abtun, obwohl Hessen noch nicht einmal Anteile an der Lufthansa hält. Der Hamburger Senat setzt jedoch noch einen drauf: Er ist auch Großaktionär bei Hapag-Lloyd und verkauft quasi den Heimathafen der Reederei ausgerechnet an ihren härtesten aus Neapel stammenden Wettbewerber. Mehr an „Fingerspitzengefühllosigkeit“ und konzeptionellem Fehlgriff geht nicht! Die ersten Dienste werden ja auch schon verlagert. Weitere werden folgen.

Dr.-Ing. Ulrich Malchow, Hamburg

Ich war Zeitzeuge im Star-Club

27. Februar: „Clubtour in die Vergangenheit. Früher legendär, heute vergessen. Einst schwules Sündenbabel, heute Ruine. Wo Madonna feierte –und Mick Jaggerrausgeworfen wurde“

Vielen Dank an ihren Redakteur Tino Lange für diesen hervorragend recherchierten Artikel! Als Zeitzeuge beim Star-Club und Madhouse kann ich keine Fehler finden. Beim letzten Konzert im Star-Club bei Hardin&York war ich dabei, ebenso 1969 bei The Nice, Taste, Vanilla Fudge, YES und Black Sabbath. Im Frühjahr ‘69 hießen die noch Earth und bei ihrem Gig im Star-Club schlenderten Ozzy Osbourne und Co. auf der großen Freiheit an mir vorbei obwohl Earth erst am nächsten Tag spielen sollten. Ich fragte Frank Dostal (damals Chef im Club mit Achim Reichel und Kuno Dreysse) warum die schon da sind. Antwort: Die spielen heute ohne Gage, dafür bezahlen wir das Hotel. Die haben keine Kohle mehr. Ein knappes Jahr später als Black Sabbath waren sie Millionäre.

Holger Thessen

Fördert Politikverdrossenheit

27. Februar: „Obdachlose: Niendorfer sorgen sich um Kinder. Anwohner sind beunruhigt über Entwicklung im beschaulichen Stadtteil“

Als ich aufgrund Ihres heutigen Artikels im SPD-Stadtteilbüro Niendorf meinen „Parteienfrust“ abladen wollte, erfuhr ich, dass auch die Parteien erst über die Medien von der „kulturellen Bereicherung für den Stadtteil“ erfahren haben. Die Sozialbehörde wollte offensichtlich erst einmal Fakten schaffen. Und wie ich weiter erfuhr, wusste die Behörde angeblich vor den Protesten nichts von der unmittelbaren Nachbarschaft von Schule und Kindergärten! Bürgernähe sieht anders aus! Die Anwohnerinformation am 12. März ist eine Farce, wenn bereits am 15. April „Fördern und Wohnen“ den Betrieb in den beiden Heimen mit ca. 130 Obdachlosen aufnehmen will. Gefördert wird durch derartige Maßnahmen allenfalls eine „Politikverdrossenheit“. Das erinnert mich an den Bürger, der zur Behörde geht und dem Mitarbeiter sagt: „So nehmen Sie doch Vernunft an!“ und die Antwort lautete: „Ich bin im Öffentlichen Dienst, ich darf nichts annehmen.“

Reinhard Tetzlaff, Niendorf

Genug ist genug

Hier in Niendorf war ein Ort der Ruhe und Beschaulichkeit, das ist seit geraumer Zeit vorbei. Auf dem Tibarg liegen Obdachlose in Hauseingängen, an jeder Ecke wird gebettelt. Das ist traurig, aber noch trauriger finde ich, dass Pflegeheime geschlossen und Behinderte durch Obdachlose ersetzt werden. Genug ist genug.

Monika Hensel

Die Zeiten ändern sich...

27. Februar: „Tourismusmagnet soll Kulturschauplatz werden. Stadt will den Alsterpavillon an der Binnenalster aufwerten. Betreiber Alex würde den Standort gern behalten“

Der Alsterpavillon an der Binnenalster ist ein beliebter Treff für Hamburger und Touristen, für Jung und Alt. In den 70er-Jahren spielte dort noch ein Stehgeiger mit Klavierbegleitung auf und erfreute das größtenteils ältere Publikum, allen voran Damen der feinen Gesellschaft, die sich dort zum Kaffeekränzchen trafen. Die Zeiten ändern sich und so auch der gastronomische Geschmack. Schon damals wollte die Stadt aus dem Alsterpavillon einen Kulturtempel machen, doch die Nachfrage blieb aus. In den 90er-Jahren bewirtschaftete die Cateringfirma Brunckhorst das Objekt, deren Vertrag jedoch Anfang der 2010er-Jahre nicht verlängert wurde. Das Alex zog 2001 ein und macht seitdem einen guten Job. Angesichts der attraktiven Lage des Alsterpavillons ist es verständlich, dass das Alex gerne weitermachen würde. Aber „neuer frischer Wind“ würde dem Alsterpavillon guttun. Welche Rolle dabei das kulturelle Angebot angesichts der Erfahrungen in der Vergangenheit spielen kann, ist schwer vorherzusagen. Was sich die Stadt nicht leisten sollte, wäre ein Konzept zu favorisieren, das von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Die Stadt sollte sich vielmehr zu eigen machen: Never change a winning Team.

Günter Dorigoni

Kriegsangst wird geschürt

24./25. Februar: Hamburger KRITiken „Zeit für mehr Widerspruch. Der Ukraine-Krieg zeigt einmal mehr, dass es nicht nur eine Meinung geben darf. Beginnen wir zu diskutieren“

Mit meinen 86 Jahren habe ich gelernt, was Kriege auf der Welt ausrichten können. Deswegen bin ich Pazifist. Mein Vater war 1936 im Widerstand. Zweieinhalb Monate „Schutzhaft“ im Kolafu (KZ-Fuhlsbüttel). Im Gegensatz zu anderen Kriegsvätern hat mein Vater mir in jungen Jahren erzählt, was Faschismus, was Krieg bedeutet. 1943 erlebte ich als Kind Gomorrha. Ich habe noch heute Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS). Als überzeugter Kriegsgegner wurde ich 1957 Wehrdienstverweigerer. Dort wurde mir von der Prüfungskommission die polemische Frage gestellt: „Was machen Sie, wenn morgen der Russe vor Ihrer Tür steht?“ Ich habe die Frage nicht beantwortet. Aber ich weiß, dass das 80 Jahre lang nicht geschehen ist. Heute, nach dem widerrechtlichen Einmarsch Russlands in die Ukraine, wird schon wieder die Kriegsangst geschürt: Der Russe kommt. Ich finde diese bewusste manipulierte Kriegshysterie unmöglich. Der Russe ist 80 Jahre lang nicht gekommen, weil er weiß, dass auch sein Land dann im atomaren Inferno unter geht. Alternative: Waffenstillstand. Unter Wahrung beider Interessen wird ein Friedensvertrag ausgehandelt.

Harald Hinsch

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