Hamburg (dpa/lno). Zum dritten Mal binnen weniger Wochen gehen in Hamburg Zehntausende Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Es gibt kämpferische Reden und einen Auftritt, der die Menge zum Hüpfen bringt.

Remmidemmi gegen rechts: Zehntausende Menschen sind am Sonntag bei einer Großdemonstration in Hamburg für eine weltoffene Gesellschaft auf die Straße gegangen. Nach einer Kundgebung am Dammtor mit einem Auftritt der Hamburger Kultband Deichkind und mehreren Reden brach der bunte Protestzug unter dem Motto „Wir sind die Brandmauer - Zusammen gegen Rechtsextremismus“ Richtung Innenstadt auf. „Es ist ein riesengroßes Zeichen, dass wir heute so viele Menschen sind“, sagte eine Sprecherin der Veranstalter.

Die Organisatoren um die Klimabewegung Fridays for Future sprachen zwei Stunden nach Demobeginn von mehr als 50.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Ein Polizeisprecher sagte am Abend, dass 50.000 bis 60.000 Menschen bei der Demo waren.

Die Transformationsforscherin Maja Göpel rief vermeintliche Protestwählerinnen und -wähler der AfD dazu auf, unter anderem angesichts dreier gesichert rechtsextremistischer Landesverbände ihre Haltung zu überdenken und „über die Brandmauer“ zu schauen. Zugleich brauche die Brandmauer gegen Rechtsextremismus Türen „für all die, die sagen: „Ich hatte mich verrannt, ich habe jetzt erkannt.““

Auch Hamburgs DGB-Chefin Tanja Chawla nahm die AfD ins Visier. Diese sei rassistisch und antidemokratisch, sagte sie. Die Großdemonstration sollte nach ihren Worten zeigen, „dass die AfD keine Chance hat und hier nicht hingehört.“ Zugleich kündigte sie eine weitere Großdemonstration gegen rechts in der Hansestadt für den 8. Juni an, den Tag vor der Europawahl.

Musikalischer Höhepunkt war der Auftritt der Kultband Deichkind. Als die Mitglieder der Elektropunk-Formation mit dem auf ihren Hit „Remmidemmi“ anspielenden Slogan „Impulsive Menschen gegen rechts“ auf dem Outfit die Bühne rockten, brach sogar kurz einmal durch die Sonne durch. Die Menge hüpfte begeistert bei jedem der vier Songs mit, für viele der mitdemonstrierenden Kleinkinder vor der Bühne dürfte es das erste richtige Konzert ihres Lebens gewesen sein. Nach ihrem Abschlusssong mit der Zeile „Wir wollen keine Nazis und keine AfD“ stellte Deichkind klar, dass der Kampf gegen Rechtsextremismus weitergehen solle: „Es geht weiter, das ist erst der Anfang.“

Aufgerufen zu der Kundgebung hatte ein breites Bündnis von rund 40 Verbänden und Organisationen. Entsprechend gemischt war auch das Publikum. Auf Banner und Plakaten waren Sprüche wie „Bunt statt braun“, „Rote Karte für die AfD“ oder „Wenn AfD die Antwort ist, wie dumm war denn die Frage?“ zu sehen.

Die Veranstaltung war die dritte Großdemonstration gegen rechts in der Hansestadt binnen weniger Wochen. Am 19. Januar waren nach einer Nachprüfung der Innenbehörde schätzungsweise mindestens 180.000 Menschen einem Demoaufruf gefolgt, neun Tage später gingen laut Polizei rund 60.000 Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße.

Auch in Schleswig-Holstein gab es am Sonntag wieder Aktionen gegen rechts. Am Nachmittag haben in Kiel nach Polizeiangaben etwa 2500 Menschen an einer Menschenkette rund um das Gewässer Kleiner Kiel teilgenommen. In Lübeck setzten nach Polizeiangaben 3000 bis 3500 Menschen ein Zeichen gegen Rechtsextremismus.

Auslöser für die jüngsten bundesweiten Proteste waren Enthüllungen des Medienhauses Correctiv über ein Treffen radikaler Rechter im November in Potsdam, an dem auch AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen hatten.