Hamburg (dpa/lno). Der Planfeststellungsbeschluss zum umstrittenen Neubau der Sternbrücke in Hamburg liegt vor. Gegner des „Flugzeugträgers im Wohngebiet“ wollen klagen und warnen die Bahn, vorab Fakten zu schaffen.

Nach Vorliegen des Planfeststellungsbeschlusses zum Neubau der Eisenbahn-Sternbrücke in Hamburg-Altona haben Initiativen die Bahn gewarnt, vor Ablauf der Klagefrist Fakten zu schaffen. Gleichzeitig appellierten sie an die Politik, einen Baustopp zu unterstützen, bis rechtlich abschließend geklärt sei, ob der Planfeststellungsbeschluss ordentlich sei, sagte am Freitag der Sprecher der Initiative Sternbrücke, Axel Bühler. „Das gebietet aus unserer Sicht die politische Hygiene, der faire Umgang mit dem Verfahren.“ Bis zum Planfeststellungsbeschluss habe es vier Jahre gedauert. Nun müsse wenigstens vier Wochen bis zum Ablauf der Klagefrist mit dem Fällen von Bäumen oder dem Abriss von Häusern gewartet werden.

Das Eisenbahnbundesamt hatte den fast 400-seitigen Feststellungsbeschluss zur Sternbrücke am Dienstag veröffentlicht. Demnach kann die Bahn die fast 100 Jahre alte und von täglich mehr als 900 S-Bahnen, Regional- und Fernzügen passierte Brücke durch eine 108 Meter lange und 21 Meter hohe, stützenfreie Stabbogenkonstruktion ersetzen. Um das tun zu können, müssen nach Angaben der Bahn unter anderem 86 Bäume gefällt und bis Ende Mai fünf Gebäude sowie zwei Anbauten abgerissen werden. Zwei weitere Gebäude sollen später abgerissen werden. Mehrere Musikclubs und Gewerbebetriebe sind bereits ausgezogen. Die Kosten für die neue Brücke werden bislang auf rund 125 Millionen Euro taxiert.

„Natürlich gehen wir vor Gericht“, betonte Bühler. Der Sprecher des klagenden Umweltverbands Prellbock Altona, Michael Jung, sagte, es werde damit gerechnet, dass Bahn und Stadt mit ihrer „Monsterbrücke“ vor Gericht scheiterten. Bühler wies auch darauf hin, dass mehr als 600 Menschen bereits mehr als 40.000 Euro für Gerichtskosten gespendet und fast 20.000 Menschen eine Petition unterzeichnet hätten. Hinzu kämen rund 60 Organisationen, Vereine und Unternehmen aus der ganzen Stadt sowie mehr als 200 Einzelpersonen, die ihre Unterstützung zugesichert hätten.

Sie alle wollten keinen „Flugzeugträger im Wohngebiet“, sagte Bühler. Aus ihrer Sicht sollte es eine Ausschreibung geben, in der in einem Wettbewerb zum einen eine Sanierung der bestehenden Brücke sowie ein Neubau untersucht werden.

Unterstützung erhalten die Initiativen von den Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft. Deren verkehrspolitische Sprecherin Heike Sudmann sprach von einem schäbigen Umgang mit Betroffenen. Es sei nicht einmal klar, ob es überhaupt ausreichend Bundesmittel für den Brückenbau gebe. „Bis heute liegt keine aktuelle Straßenverkehrsplanung vor und somit auch kein Nachweis, dass dieses komplett überdimensionierte Bauwerk überhaupt erforderlich ist.“

Die Bahn selbst reagierte auf die Frage, wann genau sie mit den Bauarbeiten beginnen will, zunächst nicht. Im Planfeststellungsbeschluss heißt es, dass die Entscheidung sofort vollziehbar sei. „Für Klagen Dritter gegen die planrechtliche Zulassungsentscheidung gibt es somit keine aufschiebende Wirkung.“