Hamburg (dpa/lno). Seit Jahren wird über eine angemessene Erinnerung an die „Zentrale des Terrors“ in Hamburg diskutiert. Auch nach dem Umbau des Geschichtsorts Stadthaus sind noch viele skeptisch.

Der Geschichtsort Stadthaus in der Hamburger Innenstadt ist nach Umbauarbeiten wieder für Besucher geöffnet. „Wir hoffen sehr, dass wir Menschen dazu anregen, sich mit der Geschichte dieses Ortes und damit auch mit den nationalsozialistischen Verbrechen in Hamburg auseinanderzusetzen“, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD) am Montag. „Die Stadt hat Jahrzehnte lang versagt. Hier war ein Bürogebäude der Stadt, hier waren Behörden untergebracht. Es hat lange gedauert, bis überhaupt eine erste Gedenktafel errichtet worden ist“, sagte Brosda.

Während der NS-Herrschaft war der Gebäudekomplex am Neuen Wall/Stadthausbrücke bis zu seiner Ausbombung 1943 die „Zentrale des Terrors“ in Hamburg - hier waren das Polizeipräsidium sowie die norddeutschen Leitstellen von Kriminalpolizei und Gestapo untergebracht. Für viele Verfolgte war das Stadthaus die erste Station ihres Leidenswegs, der in Gefängnisse und Konzentrationslager führte und oft mit dem Tod endete.

Seit Anfang 2020 erinnerte eine Dauerausstellung neben einer Fachbuchhandlung und einem Literaturcafé auf 350 Quadratmetern an die historische Bedeutung des Ortes. Opfer-Verbände und Angehörige ehemals Verfolgter kritisierten die ausgewählte Fläche aufgrund der geringen Größe und wegen fehlender Räumlichkeiten für die pädagogische Arbeit als ungeeignet. Im Herbst 2022 übernahm die Stiftung Hamburger Gedenkstätten die Trägerschaft für den Geschichtsort Stadthaus.

Die Dauerausstellung „Das Stadthaus im Nationalsozialismus: Eine Zentrale des Terrors“ ist weiterhin der wichtigste Teil des Geschichtsortes - neben Informationstafeln über die Bau- und Nutzungsgeschichte in den Brückenarkaden und dem historischen „Seufzergang“. Dieser Gang über das Bleichenfleet wurde genutzt, um Gefangene von den Arrestzellen zu den Vernehmungszimmern zu bringen. Anstelle der Fachbuchhandlung und dem Literaturcafé gibt es nun einen Empfangstresen, einen kleinen Veranstaltungsraum mit rund 30 Plätzen und einen Seminarraum, der von Gruppen genutzt werden kann.

„Wir haben zusätzlichen Raum bekommen, um pädagogische Bildungsangebote machen zu können“, sagte Alyn Beßmann, Leiterin des Geschichtsorts Stadthaus. „Wir haben endlich die Möglichkeit, nicht nur einen Ausstellungsbesuch anzubieten, sondern auch mit Gruppen von Jugendlichen und Erwachsenen tiefer in das Thema zu schauen.“ So gebe es Bildungsangebote zu den Themen „Kinder im Nationalsozialismus“, „Verfolgung und Widerstand“ oder „Polizeigeschichte“.

„Wir werden nicht alle Erwartungen erfüllen können, die an diesen Ort gestellt werden“, sagte Oliver von Wrochem, der neue Leiter der Stiftung Hamburger Gedenkstätten. „Aber wir hoffen, auch Menschen zu erreichen, die sonst nicht zu Gedenkstätten kommen, weil der Ort so zentral in der Innenstadt liegt.“ Es sei der einzige Ort der Stiftung, bei dem explizit die Täter im Zentrum stehen. „Wir schauen sehr viel auf die verfolgten Gruppen, sehr viel auf die Betroffenen, aber wir schauen viel zu wenig auf die Tatbeteiligten und die Profiteure dieser Verbrechen“, so von Wrochem.

Ulrich Hentschel von der Initiative Gedenkort-Stadthaus reicht das nicht. „Das Problem ist, es braucht viel mehr Fläche“, sagte er am Montag. Das fordere die Initiative seit Jahren. Die Stadt habe die Chance vertan, direkt nebenan die Räume von rund 800 Quadratmetern zu mieten, in denen jetzt ein Möbelgeschäft untergebracht ist. „Das wäre angemessen gewesen: Von der Größe, von der Lage, von der Aufmerksamkeit her“, sagte der ehemalige Pastor. „Das Argument ist immer: das Geld. Das bezweifeln wir. Diese Stadt ist reich, sie hat viel Geld. Sie kann für ein Museumsschiff zig Millionen ausgeben. Wir sehen darin den mangelnden politischen Willen.“ Dabei müsse man gerade in dieser Zeit angemessen an die Verbrechen der Nationalsozialisten erinnern.