Hamburg. Wasser macht Einsatzkräften zu schaffen. Unwetter-Probleme auf A7 und Flughäfen. Wichtige Bahnstrecken dagegen wieder frei.

Das Tief „Lambert“ wirbelte in der Nacht zu Freitag weite Teile Deutschlands mit einer „Schwergewitterlage“ gehörig durcheinander – und auch Hamburg und der Norden hatten unter lokalen Unwettern zu leiden. Dazu zählten vor allem Starkregen und Sturmböen.

Abendblatt.de hält Sie über das Wetter und seine Auswirkungen in der Metropolregion Hamburg und Norddeutschland auf dem Laufenden.

Bahnhof Altona von Regenmassen unter Wasser gesetzt

Der Regen machte auch vor dem Bahnhof Altona nicht Halt. Das in die Jahre gekommene Gebäude hatte sogar erheblich mit den plötzlichen Wassermassen zu kämpfen. Mehrere Augenzeugen berichten, dass es am Abend erheblich in den Bahnhof und die sich dort beheimateten Geschäfte hineingeregnet haben soll. Stellenweise sollen sich ganze Pfützen gebildet haben. Zwischenzeitlich mussten sogar einige Zugänge gesperrt werden.

In den Bahnhof Altona hat es am Donnerstag erheblich reingeregnet.
In den Bahnhof Altona hat es am Donnerstag erheblich reingeregnet. © privat | privat

Die Deutsche Bahn hat sich zu der Situation bislang noch nicht geäußert. Ob dauerhafte Schäden entstanden sind, ist nicht bekannt.

Bahnstrecke Berlin-Hamburg wieder frei

Die Zugstrecke zwischen Berlin und Hamburg ist wieder zweigleisig befahrbar. Das sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn am Freitagnachmittag. Nach dem Unwetter in der Nacht zu Freitag war die Strecke zunächst gesperrt worden, sämtliche Züge wurden über Stendal umgeleitet. Am Vormittag war es bereits wieder möglich, sie zumindest eingleisig zu benutzen.

Auch die Strecke Kassel-Göttingen ist nach Bahnangaben wieder zweigleisig zu befahren. Sie war ebenfalls zunächst gesperrt und danach am Morgen eingleisig freigegeben worden. In beiden Fällen seien Verspätungen allerdings weiter möglich.

Hamburger Hotelgäste melden Land unter

In Wilhelmsburg sorgte der anhaltende Regen für besonderen Ärger – und in diesem Fall nicht zum ersten Mal: In einem Hotel an der Georg-Wilhelm-Straße standen am Morgen wiederholt der Keller sowie der Parkplatzbereich unter Wasser.

Die Feuerwehr rückt um kurz vor 9 Uhr an, nachdem Hotelgästen aufgefallen war, dass der Keller rund 50 Zentimeter hoch mit Wasser vollgelaufen war und auch der Parkplatz sowie ein nahegelegener Betriebshof teilweise knietief unter Wasser standen.

Durch die Kellerräume, die als Wäscheraum und Lager dienten, schwammen Gasflaschen und Leergut. Die Feuerwehr rechnete mit einem mehrstündigen Einsatz, um die rund 300 Quadratmeter leerzupumpen.

Durch die Kellerräume des Hotels schwammen Gasflaschen und Leergut.
Durch die Kellerräume des Hotels schwammen Gasflaschen und Leergut. © HA | André Lenthe

Erst vor wenigen Tagen hatte die Feuerwehr eben jenen Hotelkeller von Wassermassen befreien müssen. Der Betreiber hatte sich nach eigener Aussage schon mehrfach beim Bezirksamt über den Zustand der Gullys rund um das Hotel beschwert. Sie seien so stark verschmutzt, dass sie das Regenwasser nicht aufnehmen könnten. Da sie oberhalb des Kellereingangs liegen, drücke das Wasser immer wieder in den Keller.

Der Fall in Wilhelmsburg war bei Weitem nicht der einzige Unwettereinsatz im Süden Hamburgs. Gegen 3.30 Uhr wurde die Feuerwehr zum Fürstenmoordamm in Heimfeld gerufen. Dort war die Fahrbahn unterhalb der Autobahnbrücke überspült gewesen, sagte ein Feuerwehrsprecher am Morgen.

Viele Einsätze in Hannover: Straße an Messe überflutet

Langanhaltende Regenfälle haben in Hannover für weitere Einsätze von Polizei und Feuerwehr gesorgt. An der Messe lief am Freitagvormittag ein Regen-Rückhaltebecken über, die benachbarte Hermesallee wurde überflutet, wie ein dpa-Reporter vor Ort berichtete. Die Straße wurde für den Verkehr gesperrt.

Wegen des hohen Wasserstandes konnte die Stadtentwässerung die Gullydeckel nicht von Unrat befreien, deshalb wurde gewartet, dass das Wasser langsam abfließt. Am Wochenende findet auf dem Messegelände ein VW Bus Festival statt, bei der Anreise der Festivalteilnehmer kam es zu leichten Behinderungen.

Ein Mitarbeiter der Stadtentwässerung steht auf der überfluteten Hermesallee am Messegelände von Hannover. Im Hintergrund ein Bulli des anstehenden VW-Bus-Festivals.
Ein Mitarbeiter der Stadtentwässerung steht auf der überfluteten Hermesallee am Messegelände von Hannover. Im Hintergrund ein Bulli des anstehenden VW-Bus-Festivals. © dpa

Der DWD hatte für den Vormittag weiterhin vor Starkregen gewarnt. Im Laufe des Tages soll der Regen laut Prognose aber abnehmen.

Unwetter behindert Flugverkehr – auch Hamburg betroffen

Das Unwetter über großen Teilen Deutschlands hat auch den Flugverkehr beeinträchtigt. Zahlreiche Flugzeuge, die in München landen sollten, wurden umgeleitet. Nach Auskunft eines Flughafen-Sprechers vom Freitagmorgen konnten etwa 20 Flüge zwischen Donnerstag 19 Uhr und Freitag 2 Uhr nicht landen. Sie wurden auf umliegende Flughäfen verteilt. 60 Flüge wurden annulliert. Bis zum Mittag soll es zu weiteren Verzögerungen am Flughafen München kommen.

Am Flughafen Hamburg hob ein ursprünglich für 10.45 Uhr angesetzter Flug in die bayerische Landeshauptstadt verspätet ab. Ein für 13.15 Uhr geplanter Lufthansa-Flug nach München wurde komplett gestrichen.

Auch an den Flughäfen in Frankfurt und Düsseldorf hatte es Einschränkungen gegeben – an beiden Airports gab es am Donnerstag einige Annullierungen.

Am Flughafen Düsseldorf war nach Auskunft einer Sprecherin am frühen Donnerstagabend der Flugbetrieb kurzzeitig eingeschränkt und die Abfertigung der Flugzeuge unterbrochen. Das sei das übliche Vorgehen etwa bei Gewittern, erläuterte die Sprecherin. Mehrere Flüge seien von Airlines annulliert worden. Den Angaben zufolge betraf das aber nur einen sehr kleinen Teil der Starts und Landungen am Flughafen Düsseldorf am Donnerstag, dem ersten Tag der Sommerferien in Nordrhein-Westfalen.

Weiher im Eimsbütteler Park über die Ufer getreten

In Hamburg werden allmählich die Auswirkungen der seit der Nacht anhaltenen Regenfälle sichtbar. Im Eimsbütteler Park etwa stehen Wege unter Wasser, auch der dortige Weiher ist über die Ufer getreten.

Auch der Steg des Eimsbütteler Weihers wurde überflutet.
Auch der Steg des Eimsbütteler Weihers wurde überflutet. © HA | Daniel Herder

Einer der Wege ist nicht mehr passierbar – was gleichwohl nicht für die Enten gibt, die ihr Schwimmgebiet spontan ausweiteten.

In Bremen stauen sich die Unwetter-Einsätze

Auch in Bremen hat die Feuerwehr nach dem Wettertief „Lambert“ eine erste Bilanz gezogen. Demnach gab es in der Hansestadt zwischen Donnerstagabend und 5.30 Uhr am Freitag rund 147 wetterbedingte Einsätze. 50 weitere Einsätze befänden sich außerdem noch in der Bearbeitung und 124 Einträge in der Warteschleife.

Das Abarbeiten der Einsätze soll noch bis zum Mittag dauern. Bei dem Großteil der Einsätze soll es sich um mit Wasser vollgelaufene Keller handeln. Es mussten auch Äste von Straßen entfernt und eine Unterführung leergepumpt werden.

Zunächst war die Nacht ruhig verlaufen, doch um kurz vor Mitternacht stieg das Einsatzaufkommen schlagartig an. Nach ersten Erkenntnissen der Feuerwehr wurden keine Personen durch das Unwetter verletzt.

Zwei Fahrstreifen der A7 am Elbtunnel unter Wasser

Schon wieder Probleme auf der A7 nördlich des Elbtunnels: Wegen des anhaltenden Dauerregens in der Nacht sind am frühen Morgen zwei Fahrstreifen der Autobahn in Hamburg gesperrt worden.

Die beiden Fahrbahnen standen auf Höhe Bahrenfeld und in Richtung Süden/Hannover unter Wasser, wie eine Sprecherin der Autobahn GmbH des Bundes mitteilte. Dabei sei das Wasser so tief gewesen, dass man den Verkehr nicht mehr durchleiten konnte.

Nachdem die Entwässerung der Fahrbahn unterstützt wurde, konnte bereits nach kurzer Zeit eine der beiden Spuren wieder freigegeben werden. Zudem sollte ein großer Saugwagen das restliche Wasser von der Straße holen. Es wird darum geben, rund um die betroffene Anschlussstelle vorsichtig zu fahren.

So sah die A7 im Bereich Bahrenfeld am vergangenen Sonnabend aus – und auch am frühen Freitagmorgen musste die Autobahn nördlich des Elbtunnels wegen Regenmassen wieder teilgesperrt werden.
So sah die A7 im Bereich Bahrenfeld am vergangenen Sonnabend aus – und auch am frühen Freitagmorgen musste die Autobahn nördlich des Elbtunnels wegen Regenmassen wieder teilgesperrt werden. © TV Newskontor

Zwischen Bahrenfeld und Stellingen gab es zunächst rund vier Kilometer Stau, wie eine Sprecherin der Verkehrsleitzentrale sagte. „Das baut sich jetzt so langsam auf, weil nun der Berufsverkehr einsetzt.“

An anderen Stellen der Autobahn soll es den Angaben zufolge keine Einschränkungen aufgrund des Unwetters geben. Bereits am Abend waren Baustellen mit loser Erde, Böschungen und Abhängen zusätzlich verstärkt und geschützt worden.

Erst am vergangenen Sonnabend hatten der Elbtunnel und die A7 im Bereich zwischen Othmarschen und Bahrenfeld wegen starker Regenfälle zeitweise gesperrt werden müssen (siehe auch diesen Eintrag).

Mehr Regen und Wolken im Norden erwartet

Nach dem Starkregen, den das Tief „Lambert“ nach Hamburg und Schleswig-Holstein gebracht hat, bleibt es am Freitag zunächst regnerisch und bewölkt im Norden. Laut DWD-Prognosen soll Regen jedoch im Tagesverlauf langsam aufhören.

Es werden Höchsttemperaturen von bis zu 23 Grad erwartet. Für Sonnabend sagt der Wetterdienst vielerorts Wolken und Temperaturen zwischen 16 und 24 Grad voraus, es soll jedoch trocken bleiben.

34 wetterbedingte Einsätze in Hamburg in der Nacht

Viel Regen, aber wenig Einsätze: Das berichten am Freitagmorgen die Polizeistellen und Feuerwehren in Hamburg und Schleswig-Holstein.

In Hamburg fuhr die Feuerwehr seit Donnerstag, 18 Uhr, bis Freitagmorgen insgesamt 34 wetterbedingte Einsätze. Betroffen war vor allem der Süden der Hansestadt. Dabei handelte es sich hauptsächlich um vollgelaufene Keller, tropfendes Wasser aus Decken oder das Freimachen von Wasserabläufen.

Vereinzelt wurden Straßen überflutet, die Niendorfer Straße etwa stand auf Höhe der Kollau rund zehn Zentimeter unter Wasser. Zu Sperrungen kam es im Stadtgebiet lauat Feuerwehr und Polizei aber nicht. Allgemein blieben schwerere Unwetterschäden aus.

In Hamburg war die Feuerwehr in der Nacht zu Freitag in normaler Stärke im Einsatz.
In Hamburg war die Feuerwehr in der Nacht zu Freitag in normaler Stärke im Einsatz. © dpa

Zuvor hatte der DWD Wetterwarnungen für viele Regionen in Norddeutschland ausgesprochen. Der vorhergesagte heftige Starkregen richtete aber nicht so viel Schaden an, wie mancherorts befürchtet. Auch die Feuerwehr Elmshorn bestätigt die ruhige Lage in der Nacht. „Wir hatten einen Ast auf der Straße, aber der war schon weg, als die Feuerwehr ankam.“

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte am Freitagmorgen allerdings weiter vor heftigem, teils extrem heftigem, Starkregen den Tag über. Besonders betroffen sein sollten bis mindestens 10 Uhr der Süden von Schleswig-Holstein und ganz Hamburg. Es ist mit Überflutung von Straßen und vollgelaufenen Kellern zu rechnen.

Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg gesperrt

Das Unwetter hat den Zugverkehr auch am frühen Freitagmorgen beeinträchtigt. Die Strecke zwischen Berlin und Hamburg sei weiterhin gesperrt, teilte eine Sprecherin der Deutschen Bahn mit. Demnach werden die Züge über Stendal umgeleitet und verspäten sich um etwa eine Stunde.

Bundesweit kam es in der Nacht aufgrund von Unwetterschäden zu Verspätungen und Zugausfällen, wie es auf der Internetseite des Unternehmens heißt. Mehrere Strecken in Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen wurden gesperrt (siehe auch diesen Eintrag).

Wegen Unwetterschäden durch Tief „Lamberto“ kam es auch bei Verbindungen von und nach Hamburg zu erheblichen Beeinträchtigungen.
Wegen Unwetterschäden durch Tief „Lamberto“ kam es auch bei Verbindungen von und nach Hamburg zu erheblichen Beeinträchtigungen. © dpa

In Niedersachsen waren auch am Freitagmorgen mehrere Bahnstrecken noch nicht wieder regulär befahrbar. Gesperrt war unter anderem die Strecke zwischen Braunschweig und Hildesheim. Züge in der Region werden umgeleitet und es kann zu Verspätungen kommen. Auch die Strecke zwischen Göttingen und Kassel sei laut Bahn vorerst nicht befahrbar. Wann die Strecken wieder normal befahrbar sein werden, war nach Angaben einer Bahn-Sprecherin am Morgen noch nicht absehbar.

Für gestrandete Fahrgäste hatte die Deutsche Bahn am Donnerstagabend in mehreren deutschen Städten Züge zum Übernachten zur Verfügung gestellt, darunter auch am Hamburger Hauptbahnhof.

Auch am Hamburger Hauptbahnhof wurde ein Aufenthaltszug für gestrandete Bahnreisende bereitgestellt.
Auch am Hamburger Hauptbahnhof wurde ein Aufenthaltszug für gestrandete Bahnreisende bereitgestellt. © dpa

Vollgelaufene Keller und umgestürzte Bäume im Harz

Im Landkreis Harz gab es durch das Unwetter zahlreiche vollgelaufene Keller. Die Integrierte Leitstelle Harz sprach am Donnerstagabend von unzähligen Einsätzen, eine genaue Zahl konnte sie zunächst nicht nennen. Weiterer Einsatzschwerpunkt neben den vollgelaufenen Kellern seien auch hier Bäume auf Straßen.

Hunderte unwetterbedingte Notrufe in Braunschweig

Die Feuerwehr Braunschweig ist am Donnerstagabend bis 20.30 Uhr zu mehr als 340 Unwettereinsätzen ausgerückt. Bis 20 Uhr seien bereits rund 1600 unwetterbedingte Notrufe in der Leitstelle eingegangen, wegen der vielen Anrufe komme es zu langen Wartezeiten bei der Notrufanlage, teilte die Feuerwehr weiter mit. Sie bat die Anrufer nicht aufzulegen. Man nehme Notrufe schnellstmöglich an.

Ein Auto fährt während des Unwetters bei Starkregen über die Bundesstraße B3 im Landkreis Northeim in Niedersachsen.
Ein Auto fährt während des Unwetters bei Starkregen über die Bundesstraße B3 im Landkreis Northeim in Niedersachsen. © dpa

Die Arbeit der Einsatzkräfte werde noch mehrere Stunden in Anspruch nehmen, hieß es. „Die Feuerwehr Braunschweig stellt sich auf eine lange und einsatzreiche Nacht ein.“ Im Einsatz seien die zwei Wachen der Berufsfeuerwehr, alle 30 Ortsfeuerwehren, Sonderfahrzeuge und das Technische Hilfswerk. Es handle sich um einen Großeinsatz.

DWD-Appell an Menschen in und um Hamburg

Während in der Mitte sowie im Süden und Südwesten Deutschlands am Abend bereits heftige Unwetter mit Hagel, Sturm und heftigem Regen durchs Land zogen, ist die Wetterlage im Norden bis dato noch entspannt geblieben. Einem Experten des Seewetteramtes Hamburg zufolge sollten der extrem heftige, unwetterartige Starkregen und die Schwergewitter von etwa 21 bis 22 Uhr an vor allem in und um Hamburg sowie in Richtung Landesgrenze zu Mecklenburg vorkommen.

Dabei können zwischen 30 und 60 Liter Regen pro Quadratmeter fallen, wie Meteorologe Christian Paulmann vom Seewetteramt Hamburg des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Donnerstagabend sagte. „Lokal sind in der Spitze aber auch bis zu 80 Liter möglich.“

Dem DWD zufolge sind Überflutungen von Kellern und Straßen sowie örtliche Überschwemmungen an Bächen und kleinen Flüssen möglich. Auch Erdrutsche können demnach auftreten. Der DWD riet zudem vom Aufenthalt im Freien ab und empfahl Türen und Fenster geschlossen zu halten.

Das restliche Mecklenburg-Vorpommern erreiche der extrem heftige Starkregen voraussichtlich in der zweiten Nachthälfte. Schon jenseits von Pinneberg und Ratzeburg nimmt die Unwettergefahr deutlich ab. „Im weiteren Norden wird der Regen zwar auch ankommen, aber in deutlich gemäßigter Form.“

In der Nacht zum Freitag soll es im Norden dann wieder ruhiger werden, und die Unwettergefahr nimmt den Angaben zufolge von Westen her langsam ab. Es bleibt aber nass.

Unwetterschäden: ICE-Strecke im Norden gesperrt

Wegen Unwetterschäden gibt es am Donnerstagabend einige Einschränkungen im Bahnverkehr. Die Strecke zwischen Fulda, Kassel und Göttingen ist derzeit gesperrt, wie die Deutsche Bahn am Donnerstagabend auf ihrer Internetseite mitteilte. ICE- und IC-Züge aus Süden enden in Frankfurt. Züge aus Norden enden und beginnen in Hannover, wie es in der Verkehrsmeldung heißt.

Wer von Hamburg oder Hannover nach Nürnberg oder München unterwegs ist, dem empfiehlt die Deutsche Bahn, über Berlin und Erfurt zu fahren. Auf der Strecke zwischen Hamburg oder Hannover nach Frankfurt werden alternativ die Zugverbindungen über Köln empfohlen.

Zudem ist auf der Regionalstrecke zwischen Northeim (Landkreis Northeim) und Herzberg am Harz (Landkreis Göttingen) zurzeit kein Zugverkehr möglich. Es befänden sich Gegenstände im Gleis. Die Feuerwehr sei bereits an der Einsatzstelle.

Schwere Unwetter toben in Göttingen

Schwere Gewitter mit Hagel haben in Göttingen am Donnerstag Einsätze von Polizei und Feuerwehr ausgelöst. Das sagte ein Sprecher der Leitstelle am Abend. Es seien beispielsweise Keller vollgelaufen.

Nach dem bisherigen Kenntnisstand des Sprechers hat es bislang keine schweren Verkehrsunfälle gegeben. Es sei auch gegenwärtig nicht bekannt, dass ein Baum auf ein Auto oder ein Haus gekracht sei.

Amtliche Gefahrenmitteilung für Süd-Niedersachsen

Der DWD hat inzwischen auch für Süd-Niedersachsen eine amtliche Gefahrenmitteilung herausgegeben. Ein extremes Gewitter mit Tornadogefahr, Orkanböen, Starkregen und großem Hagel bewege sich von Nordhessen ins südliche Niedersachsen.

In Niedersachsen erleuchteten am späten Donnerstagnachmittag helle Blitze den Himmel – so wie hier bei Einbeck im Landkreis Northeim.
In Niedersachsen erleuchteten am späten Donnerstagnachmittag helle Blitze den Himmel – so wie hier bei Einbeck im Landkreis Northeim. © dpa

Der DWD rät von dem Aufenthalt im Freien ab. Von Bäumen, Türmen, Gebäuden, Gerüsten und Masten soll Abstand gehalten werden. Zu Hochspannungsleitungen soll eine Distanz von mindestens 20 Metern bestehen. Fenster und Türen sollen geschlossen werden. Es besteht Lebensgefahr durch Blitzschlag, Sturmschäden und umstürzende Bäume. Gegenstände im Freien sollen gesichert werden.

Unwetter weiten sich doch nach Norden aus

Für die erwarteten Unwetter im Nordwesten gibt es nach DWD-Angaben eine Ausweitung nach Norden. Am stärksten betroffen wird wohl der Streifen von Südwestniedersachsen über Vechta und Bremen bis nach Hamburg und ins Wendland sein, wie ein Sprecher am Nachmittag sagte. Heftiger Starkregen werde etwa ab 18 Uhr bis Freitag gegen 10 Uhr erwartet, danach soll sich die Lage beruhigen.

Erwartet werden dem DWD-Sprecher zufolge 30 Liter bis 60 Liter Regen pro Quadratmeter, teils sind lokal aber auch 100 Liter bis 150 Liter in der Spitze möglich (siehe auch diesen Eintrag). Bremen und Hannover gehören zu den Städten im Norden Deutschlands, für die die zweithöchste Unwetter-Warnstufe veröffentlicht wurde.

Hamburger Feuerwehren auf Wetterlage vorbereitet

In Hamburg sieht sich die Berufsfeuerwehr gut vorbereitet auf eine mögliche Unwetterlage mit drohendem Starkregen. „Wir sind in engem Austausch mit dem Deutschen Wetterdienst“, sagte ein Feuerwehrsprecher dem Abendblatt am Nachmittag.

Zusätzliche Kräfte seien demnach nicht herangezogen worden. Es sei davon auszugehen, mögliche Einsätze mit den üblichen Kapazitäten zu bewältigen. Zudem unterstützen die Freiwilligen Feuerwehren, die ebenfalls parat stünden.

Unwetter für Hamburg und Schleswig-Holstein angekündigt

Dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge wird es erst am Abend in der Südhälfte Schleswig-Holsteins und in Hamburg ordentlich regnen. Die Experten gehen davon aus, dass mit recht hoher Wahrscheinlichkeit in der Südosthälfte zwischen Hamburg und der Landesgrenze Mecklenburgs Starkregen in unwetterartigen Mengen zwischen 25 und 60 Liter auf den Quadratmeter auf den Boden prasseln wird, wie der DWD am Donnerstagmittag mitteilte.

Er gab eine entsprechende Unwetterwarnung vor heftigem Starkregen heraus. Lokal können demzufolge dabei Mengen von bis zu 150 Liter fallen. Zudem wird rund um Hamburg sowie in ganz Mecklenburg-Vorpommern vor heftigem Unwetter und schwerem Gewitter gewarnt. Dabei sind auch stürmische Böen und Hagel mit bis zu zwei Zentimeter großen Körnern möglich (siehe auch diesen Eintrag).

Wegen Unwetter: Sting-Konzert an der Ems abgesagt

In Lingen an der Ems (Niedersachsen) wurde ein für Donnerstag geplantes Open-Air-Konzert des britischen Weltstars Sting vorsichtshalber abgesagt. Das gab das Pressereferat der Stadt Lingen in einer Mitteilung bekannt.

„Die vorhergesagte Unwetterlage ist massiv und begründet eine konkrete Gefährdungslage, die eine Absage erforderlich macht“, heißt es in der Mitteilung. Der Veranstalter bemühe sich um einen Ersatztermin. Tickets sollen ihre Gültigkeit behalten.

Stadtpark-Konzert von OneRepublic vorverlegt

Konsequenzen hat das Wetter auch für Konzertbesucher. Die populäre US-Rockband OneRepublic sollte eigentlich am Abend um 20.30 Uhr im ausverkauften Hamburger Stadtpark vor 4000 Fans spielen.

Wegen der aktuellen Unwetter-Warnung muss das Konzert von OneRepublic im Hamburger Stadtpark vorverlegt werden.
Wegen der aktuellen Unwetter-Warnung muss das Konzert von OneRepublic im Hamburger Stadtpark vorverlegt werden. © IMAGO/ZUMA Wire | IMAGO/Dawn Fletcher-Park

Wegen der Unwetterwarnung wurde das Konzert nun um eine Stunde vorverlegt. Einlass sei nun um 17.30 Uhr, der Opener Mishaal Tamer werde gestrichen, der Main Support Tom Gregory trete um 18.40 Uhr auf, OneRepublic schließlich um 19.30 Uhr, teilte der Konzertveranstalter mit.

Unwetter: Deutsche Bahn hebt Zugbindung auf

Auch die Deutsche Bahn bereitet sich auf mögliche Wetterfolgen vor. Das Unternehmen stellt seinen Kundinnen und Kunden frei, ihre für Donnerstag oder Freitag gebuchten Fahrten nach hinten zu verschieben.

Die Zugbindung sei für diesen Zeitraum jedenfalls aufgehoben, hieß es dazu auf der Homepage der Bahn. Auch Sitzplatzreservierungen könnten kostenfrei storniert werden. Unter bestimmten Voraussetzungen sei auch eine komplette Ticketerstattung möglich.

Die Bahn sei vorbereitet, auf mögliche Unwetterschäden so schnell wie möglich reagieren zu können, sagte ein Sprecher. „Reparaturtrupps und Einsatzfahrzeuge sind in Bereitschaft versetzt, um Unwetterschäden an Oberleitungen und Hindernisse im Gleisbett wie umgestürzte Bäume oder Teile von Dächern, Planen und Unrat zu beseitigen.“

Macht die Unwetterfront einen Bogen um Hamburg?

Während es laut DWD am Donnerstag in weiten Teilen Deutschlands zu kräftigen Gewittern, Hagel, Orkanböen und sogar Tornados kommen kann, soll Hamburg zumindest von den schlimmsten Ausläufern des aufziehenden Tiefdruckkomplexes von den britischen Inseln verschont bleiben.

„Nur die eher positiven Auswirkungen treffen Hamburg“, prognostiziert Diplom-Meteorologe Dominik Jung und meint damit den mit dem schlechten Wetter einhergehenden Regen. Das komme aber nach den vergangenen, eher regenarmen Wochen gerade der Pflanzenwelt sehr zugute.

Die voraussichtliche Niederschlagsmenge sei jedenfalls „ganz schön ordentlich“, sagt Jung. Er rechnet damit, dass in der Nacht zwischen zehn und 20 Liter pro Quadratmeter runterkommen werden.

DWD prognostiziert noch mehr Regen für Hamburg

Die Wetterdienste warnen vor heftigem Starkregen in Hamburg und der umliegenden Region.
Die Wetterdienste warnen vor heftigem Starkregen in Hamburg und der umliegenden Region. © KATWARN | katwarn

Der Deutsche Wetterdienst sieht den Regen kritischer. Sowohl in den Warnapps NINA als auch Katwarn sowie auf der Webseite des DWD wird vor heftigem Starkregen gewarnt. Zwischen 30 und 60 Liter soll es sechs Stunden lang regnen. Die Experten rechnen stellenweise sogar mit einer Menge von 150 Litern pro Quadratmeter.

Zudem wird rund um Hamburg sowie in ganz Mecklenburg-Vorpommern vor heftigem Unwetter und schwerem Gewitter gewarnt. Dabei sind auch stürmische Böen und Hagel mit bis zu zwei Zentimeter großen Körnern möglich.

Ob es bei dieser Menge Wasser erneut dazu kommen könne, dass der Elbtunnel mit Wasser volllaufe, sei bislang unklar. Bei „normalen“ Regenmengen gebe es jedenfalls keine Probleme, meint der Tunnelbetreiber Autobahn GmbH.

Wetter in Hamburg wird wieder angenehmer

Wie auch immer Hamburg von möglichen Unwettern am Donnerstag betroffen sein wird – nach der Prognose von Dominik Jung soll es in den nächsten Tag dann auch wieder mit dem sonnigen Wetter an Alster und Elbe weitergehen. Für Freitag sagt der Diplom-Meteorologe 24 Grad und Sonnenschein vorher.

Am Wochenende soll es mit bis zu 26 Grad zwar etwas wärmer werden, dafür müssen sich die Hamburger von der Sonne verabschieden. Es soll bewölkt werden.

Niedersachsen bereitet sich auf Hochwasser vor

Südlich der Elbe könnte es am Donnerstag indes weitaus ungemütlicher werden als in Hamburg. In Niedersachsen warnen Experten vor möglichen Hochwassern. „Ab heute Nachmittag bis in die Morgenstunden zum Freitag sind aufgrund von lokal teils extrem heftigem Starkregen starke Wasserstandsanstiege insbesondere in Bächen und kleineren Flüssen möglich“, teilte die Hochwasservorhersagezentrale in Hildesheim am Donnerstagmorgen mit.

Die genaue Lage und Intensität der Niederschläge könne aktuell nicht zuverlässig vorhergesagt werden. Hochwasservorhersagen seien bei solchen Wetterlagen mit Unsicherheiten verbunden, hieß es. Je nach Ort und Stärke der Niederschläge könne es ab dem späten Donnerstagabend dazu kommen, dass Flusspegelstände die sogenannte Meldestufe drei überschreiten, teilte die Behörde mit, die zum Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) gehört.

Unwetterartiger Regen vom Emsland bis zur Elbmündung

Es gibt vier Meldestufen. Bei der Meldestufe drei sind den Angaben zufolge Überschwemmungen größerer Flächen, einzelner Grundstücke, Straßen und Keller möglich. „Auch fern von Gewässern können Überflutungen auftreten“, teilte die Behörde mit.

Die Hochwasserexperten rieten, auf die aktuellen DWD-Warnungen zu achten. Der Vorhersage der Meteorologen zufolge sind südwestlich der Linie Emsland, Osnabrück, Bremen und Elbmündung ab dem Mittag unwetterartige Regenmengen zwischen 20 und 40 Litern pro Quadratmetern binnen kurzer Zeit wahrscheinlich.

Örtlich seien auch mehr als 60 Liter pro Quadratmeter nicht ausgeschlossen, hieß es. Abseits der Gewitter könne es Starkregen zwischen 20 und 35 Litern pro Quadratmeter binnen sechs Stunden geben.