Hamburg (dpa/lno). Der Dauerstreit der Linken mit Sahra Wagenknecht strahlt auch nach Hamburg aus. Das Verhältnis zwischen dem Landesvorstand und der Bundestagsabgeordneten Zaklin Nastić - die dem Wagenknecht-Lager angehört - gilt als zerrüttet. Und es gibt Strafanzeigen.

Der Streit zwischen dem Landesvorstand der Hamburger Linken und der Bundestagsabgeordneten Zaklin Nastić geht weiter. Er habe die 43-jährige ehemalige Landesvorsitzende wegen Beleidigung und übler Nachrede angezeigt, sagte Landesgeschäftsführer Christoph Timann am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte der NDR darüber berichtet. Hintergrund sind Äußerungen Nastićs im „Hamburger Abendblatt“. Sie hatte Timann „Stasi-Manier“ vorgeworfen, weil er ohne ihre Erlaubnis in ihrem Hamburger Abgeordnetenbüro Unterlagen durchgesehen habe.

Auch Nastić hatte deshalb nach eigenen Angaben Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs gegen Timann und die Co-Geschäftsführerin der Linken-Bürgerschaftsfraktion, Margret Geitner, erstattet, die den Büroschlüssel nach ihrer Darstellung weitergegeben haben soll. Timann hatte die Anschuldigungen zurückgewiesen.

Von der laut Nastić bereits im April erstatteten Anzeige habe er erst am Mittwoch in Medienberichten erfahren, sagte Timann. „Wir haben bei Polizei und Staatsanwaltschaft natürlich nachgefragt, aber dort konnte ein Eingang der behaupteten Strafanzeige nicht bestätigt werden. Ob diese Anzeige vorliegt, wissen wir also nicht.“

Sie habe die Anzeige am 27. April gestellt, sagte Nastić der dpa. Die DHL-Sendungsverfolgung zeige, „dass das Schreiben an die Staatsanwaltschaft Hamburg zugestellt worden ist“. Zudem sei es nicht ungewöhnlich, „dass die Vergabe eines Aktenzeichens länger dauert. Auch dies ist ein Resultat der langjährigen Sparpolitik.“ Das Verhalten des Landesvorstands nannte sie „kurios“, dessen „Gegenanzeige“ sei „politisch motiviert“.

Das Verhältnis zwischen Nastić - die dem Lager von Sahra Wagenknecht zugerechnet wird - und dem neuen Landesvorstand gilt seit längerem als zerrüttet. Erst am vergangenen Wochenende hatte der Landesvorstand der Bundestagsabgeordneten nahegelegt, ihr Mandat niederzulegen. Er folgte damit einem Beschluss des Bundesvorstands, der dies zuvor von Wagenknecht gefordert hatte.

Nastić hatte die Forderungen am Mittwoch zurückgewiesen und das Agieren des Parteivorstands „als politische Geisterfahrerei“ bezeichnet. Der Beschluss lasse unter den Tisch fallen, dass viele Wählerinnen und Wähler die Linke gerade wegen Wagenknecht gewählt hätten, sagte sie der dpa. „Die beliebteste Politikerin der Partei vor die Tür setzen zu wollen, während man in Umfragen zwischen vier und fünf Prozent liegt, kommt politischem Selbstmord gleich und ist den großen Herausforderungen unserer Zeit alles andere als angemessen.“

Dem Hamburger Landesvorstand warf sie vor, selbst für eine Spaltung in der Partei zu sorgen, indem er „relevante Teile des Landesverbands systematisch“ ausgrenze. Sie selbst sei über Hamburger Medien diffamiert und sogar als „rechtsoffen“ bezeichnet worden.