Heide (dpa/lno). Die Pläne des Konzerns Northvolt für ein Batteriewerk in Heide beflügeln die Entwicklung der strukturschwachen Region. Landrat Stefan Mohrdieck rechnet mit Investitionen im dreistelligen Millionenbereich für Straßen, Schulen und sonstige Infrastruktur. Das knappste Gut sei dabei nicht das Geld.

Die Pläne des schwedischen Konzerns Northvolt für den Bau einer großen Batteriezellfabrik für Elektroautos in Heide wird die Struktur des ländlichen Kreises Dithmarschen nach Ansicht des Landrats nachhaltig verändern. „Das ist etwas, auf das wir in unserer strukturschwachen Region lange gewartet haben“, sagte Stefan Mohrdieck der Deutschen Presse-Agentur. Er rechnet mit notwendigen Investitionen in Straßen, Schulen und andere Infrastrukturen im dreistelligen Millionenbereich in den kommenden Jahren, bei denen Dithmarschen auf Förderungen von Bund und Land angewiesen sei.

„Fachkräfte werden dabei der größte limitierende Faktor“, sagte Mohrdieck. „Es ist gar nicht mal das Geld.“ Zwar habe Dithmarschen im Vergleich zu anderen Kreisen noch überdurchschnittlich viele Arbeitslose, die Tendenz sei aber bereits positiv.

Zwar steht die staatliche Förderung der Werkspläne noch unter Vorbehalt der Genehmigung durch die EU und die finale Entscheidung von Northvolt steht noch aus. Doch Mohrdieck spürt bereits Rückenwind für Dithmarschen. „Die Entwicklung hilft uns, Infrastrukturthemen wie die Erreichbarkeit der Region auf Schiene und Straße mit anderer Deutlichkeit zu formulieren.“ Es falle leichter, für den Ausbau von Schienentrassen oder Autobahnen wie der A23 zu werben.

Die Entwicklung der Westküste, gepusht durch reichlich vorhandene Windkraft an der Nordsee vollziehe sich nicht nur in Dithmarschen, sagte Mohrdieck. „Wir reden mit dem Land über eine Entwicklungsachse, die von Hamburg bis Husum geht.“ Der komplette Bereich der sogenannten Marschbahn - der Bahnstrecke von Hamburg nach Sylt - werde künftig interessanter.

„Es werden auch viele internationale Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kommen, die werden möglicherweise im Hamburger Raum bleiben, auch die Besserverdienenden, die ihre Kinder auf internationale Schulen schicken“, sagte Mohrdieck. Letztere gebe es in seiner Region gar nicht. „Aber wir wollen diese Belastung auch ein bisschen verteilen.“ Nicht alles könne in Heide stattfinden. Mehr Einwohner bedeuteten zwangsläufig mehr Schulen, mehr Gesundheitsversorgung. „Da wird einiges auf uns zukommen.“ Das werde bereits in Planungen mitbedacht. „Das ist für uns aber sehr herausfordernd. Wir haben deshalb die Kooperation der Kommunen in der Region bereits hochgefahren.“

Mohrdieck und seine Verwaltung suchen nach potenziellen Standorten für weitere Betriebe und für Wohnungsbau-Projekte. „Wir sind strukturell über viele Jahre eine Schrumpfregion gewesen, wir haben in der Vergangenheit Schulen wegen geringer Auslastung schließen müssen.“ Herausforderungen sieht er vor allem beim Wohnungsbau. „Wir haben jetzt schon zu wenige Wohnungen“, sagte Mohrdieck. „Der Überhang ist in den vergangenen Jahren weggeschmolzen, auch durch die Flüchtlingswellen. Die sind alle dageblieben und nicht weitergezogen.“

Die geplante Batteriefabrik ist für Mohrdieck eine Schlüsselinvestition, die Signalwirkung habe. „Wir haben eine erhebliche Nachfrage seitdem nach Gewerbeflächen bei der Wirtschaftsförderung in Heide und auch in Brunsbüttel.“ Land zu finden, falle aufgrund steigender Preise immer schwerer. „Wir müssen dafür sorgen, dass sich alle mitgenommen fühlen.“ Die Menschen merkten aber, „da passiert etwas zum Guten“. Es gebe nicht viel Widerstand gegen die Batteriefabrik. „Früher wurde immer gejammert, dass hier zu wenig los ist, das es zu wenig Arbeitsplätze gibt und die Bevölkerungszahl schrumpft.“

Während Bauland in Dithmarschen deutlich teurer wird, sind Häuser noch vergleichsweise erschwinglich. „Bei Immobilienpreisen für Einfamilienhäuser ist noch kein großer Anstieg spürbar“, sagte Mohrdieck. „Das wird sich in den nächsten Jahren aber verändern, weil die Nachfrage steigt.“

Mit Unterstützung von Bund und Land treibt Northvolt den Bau einer großen Batteriezellfabrik für Elektroautos im Norden zügig voran. Im Gespräch sind 3000 direkte Arbeitsplätze in Heide und Tausende weitere in der umliegenden Industrie und im Dienstleistungssektor. Ziel ist, dass 2026 die ersten Batteriezellen die Fabrik verlassen. Als Investitionsvolumen sind bis zu 4,5 Milliarden Euro genannt worden.