Schleswig (dpa/lno). Samuel Fosso ist einer der renommiertesten zeitgenössischen Fotokünstler Afrikas und ein Meister der Verwandlung. In seinen autofiktionalen Selbstporträts schlüpft er in verschiedene Rollen. Nun sind Werke Fossos in einer Schau auf Schloss Gottorf zu sehen.

In seiner neuen Ausstellung widmet sich das Museum für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf in Schleswig von Freitag an Samuel Fosso - einem der renommiertesten zeitgenössischen Fotografen Afrikas. Der 1962 in Kamerun geborene Fosso habe die besondere Fähigkeit, relevante gesellschaftliche Fragestellungen in seinen ikonischen Selbstinszenierungen zu verdichten, sagte der leitende Direktor der Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen Schloss Gottorf, Thorsten Sadowsky, am Donnerstag. „Im Kontext der aktuellen Identitätsdebatten steht Samuel Fosso für eine sehr eigenständige und originelle künstlerische Position.“ Er sei ein Meister der Verwandlung, der eine Vielfalt von Identitäten in fotografischen Selbstporträts erprobe.

Fosso gab den Angaben zufolge der großen Tradition der afrikanischen Studiofotografie eine neue Wendung, indem er seit Mitte der 1970er Jahre eine neue Form eines explizit theatralischen Selbstporträts entwickelte. In diesen autofiktionalen Selbstporträts mit kunstvollem Make-up und aufwendigen Kostümen, Requisiten und Kulissen verbinde er Fotografie und Performance. Fosso stelle in seinen Werken dabei nicht in erster Linie sich selbst dar, sondern schlüpfe in Rollen und leihe sich Identitäten aus, von historischen Schlüsselfiguren ebenso wie von gesellschaftlichen Archetypen.

Dabei verknüpft er autobiografische Themen mit politischen und historischen Perspektiven. Seine Fotografien sind den Angaben zufolge zugleich Ausdruck der Komplexität und Vielfalt von zeitgenössischen Identitäten und eine Erkundung der Beziehungen zwischen Afrika und dem Westen sowie China in der Ära des Postkolonialismus und der Globalisierung.

Zu sehen sind auf Schloss Gottorf frühe experimentelle Werke, in denen er sich - inspiriert von westafrikanischer und afroamerikanischer Musik, Jugendkultur und politischer Rebellion - in engen Hemden, extravaganten Schlaghosen und Plateauschuhen sowie mit ausgefallenen Requisiten in freien, ungezwungenen Posen inszeniert. Einen deutlich politischeren Zug haben Werkserien wie „African Spirits“ (2008) und „Emperor of Africa“ (2013). Um die tiefgreifenden Machtverhältnisse zwischen China und Afrika darzustellen, schlüpft er etwa in die Rolle des Mao Tsetung und stellt diesen als Befreier, aber auch als Symbol eines modernen Imperialismus dar.

Die große retrospektive Ausstellung auf Schloss Gottorf ist in Kooperation mit der Generali Foundation am Museum der Moderne Salzburg entstanden und präsentiert eine Auswahl der wichtigsten Werkgruppen Fossos.