Kiel (dpa/lno). Die Menschen müssen in Schleswig-Holstein noch einige Zeit auf teils holprigen Straßen fahren. Die Sanierung der Landesstraßen wird bis Mitte der 2030er Jahre andauern, sagt Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen. Er hat aber auch eine gute Nachricht.

Bei der Sanierung holpriger Straßen setzt die Landesregierung vorrangig auf den Erhalt noch nicht komplett maroder Pisten. „Es gilt weiterhin: Erhalt vor Neubau“, sagte Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) am Donnerstag im Landtag. Der Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr setze auf eine dauerhafte Instandhaltung. Durch möglichst lange Nutzung ließen sich die Kosten geringer halten.

Seit 2019 sind nach Madsens Angaben 542 Kilometer saniert worden. 385 Millionen Euro gab das Land aus. Die konkreten Schäden fielen aber gravierender aus als erwartet. Rund 550 Millionen Euro fließen in den nächsten viereinhalb Jahren in marode Straßen und Radwege. „Wir sanieren trotzdem tiefgreifend, auch wenn es länger dauert und mehr kostet“, sagte Madsen. Das Land werde noch bis weit in die 2030er Jahre mit der Sanierung beschäftigt sein.

Allein 2023 will das Land für mehr als 90 Millionen Euro 100 Kilometer Fahrbahn und 50 Kilometer Radwege wieder in guten Zustand bringen. „Bis 2027 planen wir 564 Kilometer Landesstraßen auf Vordermann zu bringen und mehr als 200 Kilometer Radwege, die entlang der Straßen verlaufen“, sagte Madsen. Probleme bereite neben steigenden Baukosten vor allem der Mangel an Personal. Dem Landesbetrieb fehlten aktuell 90 Ingenieurinnen und Ingenieure.

Nicht allen im Landtag reichen die Pläne aus. Madsens Vorgänger Bernd Buchholz forderte eine Dynamisierung der jährlich eingeplanten 90 Millionen Euro für Straßenbau. Jährlich sei eine Steigerung um zehn Millionen nötig, sagte der FDP-Verkehrspolitiker. „Das ist auch nichts, was das Land überfordert.“ Das sei logische Konsequenz der Baukostenentwicklung. Die Regierung habe die ursprünglichen Ziele der ehemaligen Jamaika-Koalition von 2018 nach unten angepasst. „Ursprünglich sollten 2030 bereits 80 Prozent in gutem Zustand sein.“ Nun falle das Ziel mit 60 Prozent zu einem späteren Zeitpunkt deutlich niedriger aus, was aber „noch okay“ sei.

Der SPD-Verkehrspolitiker Niclas Dürbrook bezeichnete es zwar als beeindruckend, wie viel bereits saniert wurde. „Aber es ist eben auch erschreckend, wie krachend man das eigentliche Ziel trotzdem verfehlt hat.“ Von geplanten 866 Kilometern seien nur 542 erreicht worden. Das geringe Tempo liege nicht nur am Zustand der Strecken. „Die Sanierung der Landesstraßen wird in den kommenden Jahren nach Kassen- und Personallage stattfinden müssen. Keine gute Nachricht für unser Land.“

Der Landesregierung warf Dürbrook vor, dass sie zu wenig gegen den Personalmangel des Landesbetriebs tue. „Ein paar Studienplätze hier. Ein Messestand dort.“ Das allein löse das massive Fachkräfteproblem nicht. Für Schwarz-Grün stünden andere Fragen im Vordergrund. „Anstatt sich über die personelle Verstärkung Gedanken zu machen, will man lieber den Namen ändern.“ Die Koalition will das Wort „Straßenbau“ aus dem Namen streichen.

Der CDU-Verkehrspolitiker Lukas Kilian verteidigte den Kurs der Regierung. „Mancherorts wird eine zart hüglige Landesstraße der massiven Kraterpiste vorgezogen.“ Das sei vergleichbar mit dem Vorgehen eines Zahnarztes. „Ein kleines Loch im Zahn braucht eine kleine Lösung, ein großer Schaden dagegen möglicherweise den Zahnersatz.“ Dies gelte auch für Straßen. Ähnlich argumentierte die Grünen-Verkehrspolitikerin Nelly Waldeck. Wer Straßen baue, müsse sich auch um deren Instandhaltung kümmern.