Hamburg (dpa/lno). Erneut blockieren Klimaaktivisten eine der wichtigsten Verkehrsadern Hamburgs. Sie kleben sich auf der Köhlbrandbrücke fest und legen den Verkehr für rund zwei Stunden lahm. Die Polizei nimmt neun Beteiligte in Gewahrsam - möglicherweise für mehrere Tage.

Zum zweiten Mal innerhalb von zwölf Tagen haben Klimaaktivisten den Verkehr auf der Hamburger Köhlbrandbrücke lahmgelegt. Mehrere Menschen klebten sich am Dienstag auf der Fahrbahn und auf dem Dach eines Transporters fest. Zudem schüttete ein Kipplaster Kies auf die Fahrbahn. Polizeibeamte lösten die Blockierer und nahmen neun Personen in Gewahrsam. Es werde geprüft, ob das Landeskriminalamt eine längerfristige Ingewahrsamnahme anstrebe, erklärte ein Polizeisprecher. Für diese Maßnahme ist die Zustimmung eines Richters am Amtsgericht erforderlich.

Die Stadtreinigung übernahm die Säuberung der Fahrbahn. Etwa zwei Stunden nach Beginn der Protestaktion war die Brücke in beiden Richtungen wieder befahrbar. Aufgrund der unangemeldeten Aktion sei es im Bereich des Hafens zu erheblichen Verkehrsbehinderungen gekommen, hieß es von der Polizei. Erst am 23. März hatten Aktivisten der Letzten Generation die Köhlbrandbrücke blockiert. Sie hatten sich mit schnellbindendem Beton auf der Fahrbahn fixiert.

Der Industrieverband Hamburg (IVH) kritisierte die neuerliche Blockade der Köhlbrandbrücke durch Klimaaktivisten der Gruppierung Letzte Generation scharf. „Die ohnehin schon empfindlichen Lieferketten werden zusätzlich strapaziert und unsere Industrieunternehmen damit unnötig belastet“, sagte der IVH-Vorsitzende Matthias Boxberger. Wer wirklich Klimaschutz wolle, „der blockiert nicht, sondern lässt andere weiter daran und dafür arbeiten“, sagte Boxberger.

Unterstützer der Letzten Generation hatten bereits am Montagabend eine SPD-Veranstaltung mit Bürgermeister Peter Tschentscher in Hamburg-Lohbrügge gestört. Sie entrollten ein Transparent, auf dem nach einem Bericht von Bergedorf-TV stand: „Letzte Generation vor den Kipppunkten“. Mehrere Teilnehmer des Bürgerdialogs protestierten nach Angaben eines SPD-Sprechers lautstark dagegen, dass ihre Kinder nach Klimaprotesten „unter folterähnlichen Bedingungen“ festgehalten würden. Ein älterer Mann stürmte aufgebracht auf die Bühne und ging gestikulierend auf Tschentscher zu. Personenschützer drängten ihn ab, Polizisten nahmen ihn fest. Was den 69-Jährigen so aufgebracht hatte, konnte eine Polizeisprecherin nicht sagen.