Itajaí/Brasilien (dpa/lno) – . Boris Herrmanns Team Malizia hat ein starkes Kapitel deutscher Segelsportgeschichte geschrieben. Mit dem Triumph auf der Königsetappe hat sich die Crew auch im Kampf um den Gesamtsieg zurückgemeldet.

Erst das Aus vor Augen, dann zum Sieg gesegelt: Boris Herrmanns Team Malizia hat die Königsetappe im Ocean Race von Kapstadt nach Itajaí in Brasilien mit viel Kampfgeist und einem unwiderstehlichen Comeback gewonnen. Die deutsche Rennyacht „Malizia – Seaexplorer“ kreuzte die Ziellinie Sonntag um 7.20 Uhr MESZ. Team Malizias Triumph war nach 34 Tagen, 17 Stunden, 10 Minuten und 28 Sekunden perfekt. Dafür wurde die Mannschaft nicht nur mit dem Etappen-Pokal, sondern auch der Roaring Fourties Trophy für die schnellste Passage vom Kap der Guten Hoffnung bis Kap Hoorn ausgezeichnet.

„Diese Etappe zu gewinnen, hat einen Traum wahr werden lassen. Ich bin so stolz auf das ganze Team“, sagte Boris Herrmann nach seinem sechsten und erfolgreichsten Kap-Hoorn-Gipfelsturm. Der 41-jährige Hamburger erinnerte im Gefühl des Erfolgs an die Achterbahnfahrt seiner Mannschaft über insgesamt 14.714 Seemeilen (27.250 Kilometer) der Mammut-Etappe: „Wir hatten am Ende der ersten Etappenwoche einen 20 Zentimeter langen Riss im Mast. Wir dachten erst, es macht keinen Sinn, weiterzusegeln. Dass sich die schwierige Reparatur als so erfolgreich erwiesen hat, war das Märchen dieser Etappe.“

Sein Team habe trotz bis zu 700 Seemeilen Rückstand auf die Spitzenreiter vom Schweizer Team Holcim-PRB nie aufgegeben. „Der schönste Moment der Etappe war Kap Hoorn“, sagte Herrmann. Da führte Team Malizia das Feld an. Kurze Zeit später folgte der Unfall von Rosie Kuiper. Die Niederländerin wurde durch eine Riesenwelle im Schlaf aus der Koje katapultiert. Beim Sturz zog sie sich eine Gehirnerschütterung, Prellungen und eine Platzwunde zu. Mit nur drei statt vier Seglern gelang in stürmischen Winden danach im packenden Duell mit Team Holcim-PRB dennoch der unwiderstehliche Endspurt mit der Starkwind-Rakete „Malizia – Seaexplorer“.

„Ich bin glücklich mit meinem Boot und würde es gegen kein anderes tauschen“, sagte Herrmann in Brasilien. Er hatte beim Bau seiner erst 258 Tage alten Imoca-Jacht auch Sicherheitsaspekte im Visier. Sein ungewöhnlich robustes Boot galt anfangs als zu schwer. Der Etappensieg hat die Kritiker verstummen lassen und die Hoffnungen des Skippers auf Top-Leistungen im Südmeer bestätigt. „Malizias Rumpf ist sehr stark. Das war eine Design-Entscheidung. Er ist vielleicht etwas schwer, aber wie ein Panzer“, beschrieb Herrmann die Qualitäten seines Bootes. Mit Blick auf seinen zweiten Start bei der Solo-Weltumseglung 2024/2025 ist Herrmann sicher: „Malizia – Seaexplorer ist das perfekte Boot für die Vendée Globe.“

Aktuell gilt es, die noch ausstehenden vier von insgesamt sieben Ocean-Race-Etappen zu meistern. In der Gesamtwertung ist Team Malizia nach drei Etappen mit 14 Punkten auf Platz zwei hinter Team Holcim-PRB (19 Punkte) vorgerückt. Noch sind 60 Prozent der Punkte im 14. Ocean Race zu verteilen. Maximal 25 Zähler kann ein Team inklusive der doppelt gewerteten Transatlantik-Passage von Newport in die dänische Segel-Stadt Aarhus bis zum Finale Ende Juni in Genua noch gewinnen. „Wir wollen Holcim im Kampf um die Spitzenposition fordern“, kündigte Team Malizias Co-Skipper Will Harris an. Als erste und einzige deutsche Jacht hatte vor 22 Jahren die „illbruck“ eine Kap-Hoorn-Etappe im Ocean Race und später auch die Weltumseglung gewonnen.

Der Brite Harris wird Herrmann auf Etappe vier von Itajaì in die amerikanische Hafenstadt Newport wie schon auf Etappe zwei als Skipper vertreten. Der Startschuss fällt am 23. April. Herrmann wird pausieren und für einige Wochen zu seiner Familie nach Hamburg zurückkehren und dort Termine mit Partnern und weitere Team-Aufgaben wahrnehmen, bevor er nach Newport fliegt. In den USA wird sich Herrmann dann mit Team Malizia auf den wichtigen Transat-Abschnitt vorbereiten.