Hamburg. Das Jugenderholungswerk Hamburg e. V. ermöglicht armen Kindern ein Urlaubserlebnis. Eine Reise wurde vom Abendblatt-Verein unterstützt.

Bennet (9) hatte auf Sylt einen tollen Urlaub mit „Strand, Feuerwehr, Disco, Fossilien, Gruselüberraschung und Minigolf“. Joshua (15) lernte surfen in Grömitz, besuchte einen Freizeitpark, es gab ein Grillfest nach der Surfprüfung, und er bastelte mit anderen Jugendlichen Freundschaftsarmbänder.

Diana (15) war begeistert von ihrer Kanutour in Schweden, wo sie Natur beim Camping erlebte. Und gerade kamen Schüler und Schülerinnen von ihrer Skireise in den Hamburger Frühjahrsferien zurück. Diese Kinder haben etwas gemeinsam. Sie reisten mit dem Jugenderholungswerk Hamburg e. V. (JEW), das Familien mit wenig Einkommen ermöglicht, ihre Söhne und Töchter in einen Urlaub zu schicken – mit einem geringen Eigenbeitrag.

Für Kinder und Jugendliche gibt es viele verschiedene Angebote

„Das JEW ist ein Ort, der Kindern und Jugendlichen einen positiven Stups fürs Leben mitgibt“, sagt der organisatorische Leiter Martin Galeano (44). Das JEW habe einen „tollen Blumenstrauß“ an Angeboten für junge Menschen von acht bis 15 Jahren: Schwimmen in Bergseen, Entspannen am Strand, Reiten lernen, Felswände erklimmen, Kanufahren in Schweden, Segeln in Holland.

Und es gibt sogenannte Partnerreisen wie ein Fußballcamp mit dem FC St. Pauli, wo nach dem FUNiño-Konzept des FC Barcelona trainiert wird. Zum Stagecamp, einer Theaterfahrt mit der KinderKulturKarawane, wird in diesem Jahr eine Kinderkünstlergruppe aus Ghana kommen – am Ende steht eine gemeinsame Aufführung auf dem Programm.

Bei der Filmkooperationsreise drehen die Kinder einen Film, der abschließend in einem Hamburger Kino aufgeführt wird. Und im Hip-Hop-Camp wird gerappt, gesungen, getanzt und Graffiti gesprüht.

Im Vordergrund stehen Bewegung und Natur, und aufs Handy wird verzichtet

Ferien und Erholung sind auch für Kinder und Jugendliche ein Grundrecht. „Das bedeutet, man kommt mal von zu Hause und aus dem Großstadtalltag raus. Bei uns geht es viel um Naturverbundenheit, wir haben auf den Reisen ein Handyverbot. Dadurch finden die Kinder leichter Zugang zueinander, weil sie sich nicht hinter ihrem Handy verstecken können“, sagt Galeano.

Es gibt auch Rituale, zum Beispiel, dass man morgens und abends darüber spricht, wie der Tag gelaufen ist. Die meisten Kinder kommen aus Familien, die sich eine Reise nicht leisten können. Galeano beobachtet nach den Corona-Jahren „starke Defizite im Bereich Gruppensozialisation wie beim Konfliktverhalten. Eine durchschnittliche 14- bis 18-tägige Ferienreise hat um die 24 bis 30 Kinder, und an Tag eins bis drei knistert es oft, weil die Gruppe sich erst einmal finden muss. Da sprechen wir mit den Kindern: was sie stört, wie sie sich fühlen und was sie sich wünschen. Im Homeschooling hat so etwas ja gar nicht stattgefunden.“

Auch Schwimmkurse stehen auf dem Ferienprogramm

Auch Bewegung kommt häufig im Alltag zu kurz. Brisant wird dies beim Schwimmen, besonders viele Kinder aus Familien mit geringem Einkommen können gar nicht oder schlecht schwimmen. Deshalb bietet das JEW im Sommer eine Reise für Neun- bis Elfjährige in den Harz nach St. Andreasberg an, wo auch Schwimmkurse in der Jugendherberge stattfinden.

Rund 1200 Kinder und Jugendliche werden beim JEW pro Jahr unterstützt, doch das Geld aus dem Jahresförderplan der Stadt Hamburg reicht nicht aus für alle Kosten: „Wir sind in diesem Jahr mehr denn je auf Spendengelder angewiesen, deshalb hatten wir uns auch an den Abendblatt-Verein gewandt“, sagt Galeano, „denn allein die Preise in den Jugendherbergen für Unterkunft und Verpflegung sind in den letzten drei Jahren um ein Drittel gestiegen. Wir sind sehr dankbar, dass ,Hamburger Abendblatt hilft e. V.‘ für eine Ferienreise in diesem Jahr eine Spende gegeben hat.“

Für die Ferien in diesem Jahr gibt es noch einige freie Plätze

Ein Kind darf einmal pro Jahr mitfahren, ab 16 Jahren kann es Jungbetreuer werden. Manche machen das lange, „es gibt einen treuen Stamm von Ehrenamtlichen von 16 bis über 60 Jahre und wir freuen uns immer über neue, die Lust haben, den Alltag für ein Abenteuer und Ferienvergnügen einzutauschen“, sagt Galeano. „Wir sind ein tolles Team und haben alle dasselbe Ziel: Kindern und Jugendlichen aus Familien mit geringem Einkommen erlebnisreiche Ferienfahrten zu ermöglichen. Wir möchten möglichst viele Kinderaugen zum Leuchten bringen.“

Aktuell gibt es für die Ferien 2023 noch freie Plätze: u. a. Neuwerk (Alter 11–12 J.), Segelreise Holland (14–15 J.), Inselurlaub Ban Horn auf Amrum (8–10 J.), Herbst: Reiterferien Boitzenburg (8–10 J.).

www.jugenderholungswerk.de, E-Mail: , Tel. 251 20 55​