Hamburg (dpa/lno). Mit dem Deutschlandticket können Reisende ab Mai bundesweit den Nah- und Regionalverkehr für 49 Euro im Monat nutzen. In Hamburg gibt es weitere Vergünstigungen für Menschen mit geringen Einkommen. Finanzsenator Dressel spricht von einer „Tarif-Revolution“.

Kunden des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) können sich ab kommenden Montag das deutschlandweit gültige 49-Euro-Ticket kaufen. Abonnenten des Monatstickets können ab 1. Mai bundesweit alle öffentlichen Verkehrsmittel im Nah- und Regionalverkehr nutzen. Die Einführung des Deutschlandtickets sei die größte Tarifreform seit Gründung des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) im Jahr 1965, sagte Hamburgs Senator für Verkehr und Mobilitätswende, Anjes Tjarks (Grüne), am Dienstag. Wer bereits ein HVV-Abo hat, zahlt automatisch nur noch 49 Euro im Monat - oder weniger, wenn der Preis der bisherigen Monatskarte darunter liegt.

Für Arbeitnehmer, Schüler, Auszubildende und Bezieher von Sozialleistungen gibt es weitere Vergünstigungen. Rund 96.000 Firmen mit 240.000 Beschäftigten bekommen die Möglichkeit, ihren Mitarbeitern ein Profiticket anzubieten. Je nach Arbeitgeberzuschuss fahren die Angestellten dann für 34,30 oder 25 Euro monatlich in Bussen und Bahnen.

Hamburgs Schüler können den Nah- und Regionalverkehr in ganz Deutschland mit dem „Schulspezial“ für 19 Euro im Monat nutzen. Auszubildende bekommen für 29 Euro das „Bonusticket“. Studenten müssen je nach Reichweite ihres bisherigen Semestertickets 18,20 Euro oder 17,67 Euro zuzahlen, um deutschlandweit mobil sein zu können.

Mit amtlichem Nachweis können sich Empfänger von existenzsichernden Sozialleistungen das Deutschlandticket für 19 Euro kaufen. Kinder aus einkommensschwachen Familien fahren umsonst. Noch in dieser Legislaturperiode, also bis Anfang 2025, will der Senat ein kostenloses Ticket für alle Schüler einführen, wie Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) sagte. Er sprach von einer „Tarif-Revolution“ und fügte hinzu: „Das hat natürlich alles seinen Preis.“ Insgesamt koste die Einführung des Deutschlandtickets in Hamburg bis 2025 etwa eine halbe Milliarde Euro an Bundes- und Landesmitteln.

Wer schon ein Abo für den Hamburger Verkehrsverbund (HVV) besitzt, kann seine HVV-Card ab 1. Mai deutschlandweit nutzen. Neukunden bekommen das Deutschlandticket über die HVV-Switch-App oder als Chipkarte in den HVV-Servicestellen. Das Abonnement ist monatlich kündbar. Ohne Abonnement bietet der HVV in seinem Gesamtnetz Wochenkarten für 29 Euro und Monatskarten für 69 Euro an.

Zum 49-Euro-Ticket kann in Hamburg eine Zusatzkarte für 15 Euro gebucht werden, die die Mitnahme von einem Erwachsenen und drei Kindern an Sonnabenden und Sonntagen sowie Feiertagen erlaubt. Für die erste Klasse kostet der monatliche Zuschlag 47,20 Euro. Die grundsätzlich kostenlose Mitnahme von Fahrrädern und Hunden bleibt im HVV bestehen.

Bislang habe der HVV den vielleicht teuersten Tarif in Deutschland gehabt, sagte Tjarks. Darum seien die Ersparnisse für die Kunden sehr groß. Das Monatsticket für das HVV-Gesamtnetz, zu dem auch die Umlandkreise in Schleswig-Holstein und Niedersachsen gehören, kostete 214,80 Euro, das für die Stadt und die nähere Umgebung 96,90 Euro. Durch das Deutschlandticket sparten die Abonnenten also 165,80 beziehungsweise 47,90 Euro, erklärte der Verkehrssenator.

Der HVV verfüge über die Kapazitäten, den erwarteten Anstieg der Fahrgastzahlen zu bewältigen, zeigte sich Geschäftsführerin Anna-Theresa Korbutt überzeugt. Im Moment erreiche das Fahrgastaufkommen 87 Prozent des Niveaus von 2019. Zur Zeit des 9-Euro-Tickets im vergangenen Jahres sei der Wert von 2019 knapp erreicht worden. Eine Prognose zum erwarteten Zuwachs wollte Korbutt nicht abgeben. „Im Moment haben wir 680.000 Abonnements im Schnitt und wir lassen uns alle überraschen, wie viele Neukäufe wir am Ende des Tages haben werden“, sagte die HVV-Geschäftsführerin.

Wie das Deutschlandticket ab 2026 finanziert werden soll, ist unklar. Dressel forderte eine dauerhafte Beteiligung des Bundes an den Kosten. Eine Preiserhöhung sei nicht geplant, sagte Tjarks. Der verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Richard Seelmaecker, begrüßte das neue Tarifmodell: „Nach Jahren des von Rot-Grün überteuert gestalteten ÖPNV, gibt es endlich die langersehnte Entlastung für Hamburgs Bürger.“ Eine entscheidende Frage bleibt nach Ansicht des CDU-Abgeordneten völlig unbeantwortet: „Wer finanziert die rot-grüne Mobilitätsfantasie nach 2025?“

Die verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Heike Sudmann, erklärte: „Der Erfolg des 9-Euro-Ticket hat allen gezeigt, wie entscheidend der Preis für die Wahl der umweltfreundlichen Fortbewegung ist. Deshalb müssen wir weitergehen zum kostenlosen ÖPNV für alle.“

Nach Ansicht der FDP-Abgeordneten Anna von Treuenfels-Frowein sind viele Busse und Bahnen in Hamburg überfüllt. Sie forderte darum: „Der Ausbau der Infrastruktur muss Schritt halten, damit dieses Mammutprojekt zum Erfolg wird!“