Hamburg. Mit Trillerpfeifen und Plakaten sind Tausende Mediziner durch Hamburg gezogen. Stationen teilweise nur mit Notdiensten besetzt.

Viele Hamburger Ärztinnen und Ärzte haben am Dienstag bei einem Warnstreik für höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen demonstriert. Mit Trillerpfeifen und Plakaten mit Aufschriften wie „Gute Arbeit – gutes Geld“ und „Überfordert – unterbezahlt“ zogen in Hamburg rund 2000 Ärztinnen und Ärzte von der Asklepios Klinik St. Georg zum Gänsemarkt, wo es eine zentrale Abschlusskundgebung geben sollte. Auch in Niedersachsen beteiligten sich laut der Gewerkschaft Marburger Bund mehr als 600 Mediziner.

In mehreren Häusern konnten Stationen während des ganztätigen Ausstands nur mit Notdiensten besetzt werden. Die Hamburger Asklepios Kliniken teilten am Montag mit, es könne zu "Verschiebungen geplanter Untersuchungen und Behandlungen kommen".

Streik in Hamburg: Ärzte fordern mehr Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen

Aus ganz Norddeutschland brachen Ärztinnen und Ärzte für den Streik nach Hamburg auf, unter anderem von Lüneburg, Osnabrück, Hildesheim oder Salzgitter aus.

Der Marburger Bund fordert für die 55.000 Ärztinnen und Ärzte in den Kliniken einen Inflationsausgleich für die Zeit seit der jüngsten Entgelterhöhung im Herbst 2021 sowie zusätzlich eine Gehaltsanhebung um 2,5 Prozent. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände kritisierte die Streikankündigung. Für den 30. März hat die Gewerkschaft weitere ganztägige Warnstreiks in anderen Bundesländern angekündigt.

Asklepios-Vorstandschef warnt vor Folgen für Patienten

Asklepios-Vorstandschef Kai Hankeln warnte vor Folgen für die Kranken: „Ver.di nutzt die arbeitsrechtlichen Lücken für einen Wild-West-Arbeitskampf zu Lasten der Patienten, um mit dem PR-Spektakel neue Mitglieder zu werben.“ Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass Patienten Untersuchungen und Behandlungen aus Furcht vor einer Infektion mit dem Virus verschoben hätten. Das habe „gefährliche Befundverschlechterungen und verheerende Folgen“ für ihre Gesundheit gehabt. Hankeln sagte: „Jetzt erzwingt Ver.di das Gleiche für eine reine Machtdemonstration.“

Im vergangenen Jahr habe das Universitätsklinikum Bonn vor diesem Hintergrund eine einstweilige Verfügung gegen Streiks erwirkt. „Hier ist der Gesetzgeber gefordert und muss durch Regelungen, wie sie in Europa sonst gelten, den Missbrauch des Streikrechts für solche Machtdemonstrationen eindämmen“, sagte Hankeln.

Anbiedern an Fridays for Future?

Der Konzern-Chef kritisierte zudem, dass Asklepios in der Vereinigung Kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA) „allenfalls geringen Einfluss“ habe. Deshalb ergebe ein Bestreiken der Hamburger Häuser wenig Sinn. Es wirke sich „praktisch überhaupt nicht“ auf die Tarifverhandlungen aus.

In einem Vergleich mit Arbeitsniederlegungen von Flughafen-Mitarbeitern und Post-Mitarbeitern sagte Hankeln: „Operationen aussetzen zu müssen hat eine andere Qualität als das Gepäck von Flug-reisenden nicht auszupacken oder die Briefzustellung zu verzögern.“ Über die Verbindung der Gewerkschaft Ver.di mit den Klimastreikenden von Fridays for Future sagte er: „Das geht an den Arbeitnehmerinteressen völlig vorbei. Diese Vermischung von Interessen ist ein durchschaubarer Versuch, sich der jungen Generation anzubiedern.“

Krankenhaus: "Mangel an Fachkräften wächst"

Auch in anderen Regionen gab es Warnstreiks des medizinischen Personals. Eine Sprecherin des Marburger Bundes sagte, man solidarisiere sich in vielen Punkten mit den Forderungen der Kollegen bei Verdi, die seit mehreren Wochen bundesweite Aktionen im öffentlichen Dienst organisieren - auch in kommunalen Kliniken.

„Das zeigt, wie dramatisch der Zustand des Gesundheitswesens ist.“ Der Mangel an Fachkräften in Medizin und Pflege wachse. Gleichzeitig nehme die Gefahr zu, dass Beschäftigte in andere Branchen abwandern.