Hamburg (dpa/lno). Trainer Tim Walter leidet beim Zweitliga-Spiel seines HSV gegen Holstein Kiel. Wegen einer Sperre sitzt er auf der Tribüne und muss zusehen, wie sein Team beim 0:0 zwei wichtige Punkte liegen lässt.

Vor dem Anpfiff sang Tim Walter auf der Tribüne des Volksparkstadions die HSV-Hymne „Mein Hamburg lieb ich sehr“ inbrünstig mit. Nach dem 0:0 seines Hamburger SV am Samstag im Nordduell gegen seinen Ex-Club Holstein Kiel war es mit der ausgelassenen Fröhlichkeit des Trainers dann aber vorbei.

Trotz phasenweise großer Überlegenheit und zahlreichen Chancen reichte es nur zum Remis, mit dem die Hamburger weitere wichtige Punkte im Aufstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga verloren. „Am Ende ist es ärgerlich, dass du kein Tor schießt, weil dir ein bisschen die Konsequenz fehlt. Und das haben wir uns heute vielleicht durch die paar fahrigen Situationen auch nicht verdient“, sagte Walter.

Der 47-Jährige hatte während des Spiels auf der Tribüne bei der Polizei gesessen - und gelitten. Beim 2:4 gegen den Karlsruher SC eine Woche zuvor hatte er die Rote Karte gesehen und war für ein Spiel gesperrt worden. „Ich muss meiner Mannschaft und dem Trainerteam ein Kompliment machen, wie sie mich vertreten haben. Das war sehr, sehr gut“, sagte Walter. „Für mich: Ich möchte das nicht mehr haben, da oben.“

Seine Spieler hatten ihm genug Anlass zum Leiden gegeben. 17:3 Ecken, 22:4 Torschüsse - nur einige Zahlen der Dominanz seiner Mannschaft vor 57 000 Zuschauern im abermals ausverkauften Volksparkstadion. Und dennoch kein Tor. Vor allem in der ersten halben Stunde ließen die Gastgeber den Gegner kaum zum Zuge kommen. Dennoch schafften sie es nicht, diese Überlegenheit in Tore umzuwandeln.

Allein der diesmal unglücklich agierende Torjäger Robert Glatzel (3., 12., 21.) vergab in den ersten etwas mehr als 20 Minuten drei Torchancen. „In den ersten 15 Minuten müsste es auf jeden Fall 1:0 stehen. Wir hatten Riesenchancen, super herausgespielt. Es war alles drin, bis auf das Tor“, sagte er.

Die vom wieder genesenen Kapitän Sebastian Schonlau organisierte HSV-Defensive wurde zunächst nur selten gefordert. Den ersten nennenswerten Schuss auf das Tor der Hamburger gab Philipp Sander in der 36. Minute ab. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit scheiterte der Ex-HSV-Profi Lewis Holtby aus kurzer Entfernung an Torwart Daniel Heuer Fernandes.

Nach dem Wechsel war die Dominanz der Hamburger nicht mehr so groß. Oft war der letzte Pass im letzten Drittel zu ungenau, um zu klareren Chancen zu kommen. Ransford Königsdörffer (56.) sorgte mit einem Schuss für Gefahr vor dem Kieler Tor. In der Nachspielzeit vergab Glatzel mit der Hacke die Chance zum HSV-Sieg.

Für die kämpferisch starken Kieler setzte sich damit die positive Bilanz in Hamburg fort. Seit dem Abstieg des HSV 2018 ist die KSV Holstein bei allen Auftritten im Volkspark weiter ungeschlagen. Zugleich war der eine Zähler nach den zuletzt enttäuschenden Ergebnissen ein Achtungserfolg. „Ich glaube, mit dem Punkt können wir alle gut nach Kiel fahren“, sagte Trainer Marcel Rapp. „Die Zuschauer fahren auch glücklich nach Kiel, weil sie, glaube ich, eine Mannschaft gesehen haben, die alles gegeben hat.“