Hamburg. Ein gelber Forsythien-Strauß ziert seit Donnerstag die vierte Etage im Redaktionsgebäude der Funke Mediengruppe am Großen Burstah in Hamburg, zu der auch das Abendblatt gehört. Jens Iska-Holtz hat ihn persönlich in der Redaktion abgegeben. Und das ist für den 83-Jährigen seit Jahrzehnten Tradition.
Iska-Holtz ist ehrenamtlicher phänologischer Beobachter des Deutschen Wetterdienstes und Experte für den „Hamburger Forsythienkalender“. Entdeckt hat er die ersten zarten Blüten wie immer auf der Lombardsbrücke. „Wenn an drei Stellen auf zwei Zweigen die Blüten aufspringen, melde ich das dem Deutschen Wetterdienst“.
Wetter in Hamburg: Filigrane Blüten verkünden den „Erstfrühling“
Der diesjährige Kalender trägt also den Stempel 23. Februar 2023, 16 Uhr. Die filigranen Blüten verkünden den „Erstfrühling“ in der Stadt, und das mit dem Wetterdienst ganz offiziell. Der diesjährige Strauß ist übrigens so schön gewachsen, dass die berechtigte Hoffnung auf laue Frühlingsabende besteht.
Der Hamburger Forsythien-Kalender hat eine lange Tradition. Am 27. März 1945, im vorletzten Monat des Krieges, entdeckte Carl Wendorf im zerstörten Hamburg zum ersten Mal die blühenden Forsythien an der Lombardsbrücke. Seitdem schrieb er jedes Jahr weiter an seinem „Frühlingskalender“. Seit Wendorfs Tod im Jahr 1984, heißt es beim Deutschen Wetterdienst, führt der mit ihm einst befreundete Jens Iska-Holtz als phänologischer Beobachter des Deutschen Wetterdienstes die Beobachtungen fort.
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Iska-Holtz, der in seinem Garten selbst Forsythien hat und ein Liebhaber dieses Frühlingswunders ist, beginnt mit seiner Arbeit auf der Lombardsbrücke stets nach Neujahr. „Da sammele ich die Reste der Feuerwerkskörper auf“, sagt er. Ab Februar hält er jeden Tag Ausschau nach den ersten Blüten. Hat er sie entdeckt, ist sein Einsatz längst nicht beendet. Er guckt regelmäßig danach, wann es zur Vollblüte und schließlich zum Blütenabfall kommt.
Dass die Erstfrühlingspremiere sich am 23. Februar ereignete, ist eher ein bisschen zu früh. „Und das in einem nasskalten Frühjahr.“ Der bislang früheste Termin war der 15. Februar 2002, der späteste am 25. April 2017. Angesichts seines Alters sucht Beobachter Iska-Holtz nun einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin als Bote des Erstfrühlings in Hamburg.
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