Kiel (dpa/lno). Ein Jahr dauert der russische Angriff auf die Ukraine. Der Schleswig-Holsteinische Landtag kommt zu einer Gedenkveranstaltung zusammen. Der Blick richtet sich auch in die Zukunft.

Die Präsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtags, Kristina Herbst (CDU), hat bei einer Gedenkstunde zum Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine an das Schicksal der getöteten und geflüchteten Menschen erinnert. „Wir alle verneigen uns heute vor den vielen Opfern dieses Krieges.“ Der Krieg mit allen seinen furchtbaren Erscheinungen sei wieder Teil unseres Kontinents geworden, sagte sie am Freitag.

Es mache sie fassungslos, dass es Menschen in Deutschland gebe, die meinen, der Krieg habe nichts mit ihnen zu tun und Waffenlieferungen ablehnen. Demokratie müsse wehrhaft sein, sagte sie. Wenn uns die Lehren aus der eigenen Geschichte etwas bedeuten, dann dürfe uns das Schicksal der Ukraine nicht gleichgültig sein. In Richtung der ukrainischen Flüchtlinge sagte Herbst: „Ihr habt hier einen sicheren Ort, Ihr seid hier bei Freunden.“ Sie habe den Wunsch, dass den Menschen in der Ukraine ein weiteres Kriegsjahr erspart bleibe.

Die Generalkonsulin der Ukraine in Hamburg, Iryna Tybinka nannte die Ukraine „leidgeprüft, aber unbezwingbar“. Russland tue alles, um die Ukraine vom Angesicht der Erde zu tilgen. „Wir haben es mit dem absolut Bösen zu tun.“ Die Ukraine habe sich dagegen für den Kampf entschieden. „Die Ukraine muss und wird gewinnen“. Es werde ein Sieg der Freiheit über die Tyrannen sein. Sie dankte Schleswig-Holstein für die Aufnahme von Flüchtlingen und Hilfe.

Tybinka blickte auch voraus und sagte, ihr Land benötige Hilfe beim Wiederaufbau. Sie regte Partnerschaften zwischen deutschen und ukrainischen Städten an. Das helfe beim Aufbau von zwischenmenschlichen Beziehungen. Herbst sagte, es gebe bereits Gespräche für eine Partnerschaft Schleswig-Holsteins mit einer Region (Oblast) in der Ukraine. Das Kabinett habe das gerade bekräftigt.

Nach Einschätzung des Historikers der Universität der Bundeswehr München, Carlo Masala, gibt es keinen Ansatzpunkt für Verhandlungen. Die russische Vorbedingung zu akzeptieren, nämlich die Anerkennung der russischen Eroberungen in der Ukraine, würde der Beginn eines künftigen weiteren Krieges in Europa sein. Russland sei eine neoimperiale Macht und hege Begehrlichkeiten auf weitere Länder wie Moldawien, Georgien oder die baltischen Staaten.

Die SPD-Landesvorsitzende Serpil Midyatli bekräftigte: „Wir stehen an der Seite der Ukraine. Wir unterstützen humanitär, finanziell und militärisch, damit die Ukraine ihr Recht auf Selbstverteidigung wahrnehmen kann“. Niemand habe das Recht, Grenzen gewaltsam zu verschieben. „Das bedeutet auch, dass Putin mit seinen Großmachtfantasien, sich andere Staaten einzuverleiben und dafür auch Gewalt einzusetzen, nicht davonkommen darf.“

SSW und der Südschleswigsche Verein (SSF) betonten, die dänische Minderheit verurteile den Angriffskrieg gegen die Ukraine. „Minderheitenpolitik ist Friedenspolitik - nie Angriffspolitik“, teilte der SSW-Landesvorsitzende Christian Dirschauer mit. Die russische Invasion sei ein geopolitisches Machtspiel, das gegen alle völkerrechtlichen Prinzipien verstoße.

Zum Jahrestag des Kriegsbeginns wehte die ukrainische Flagge über dem Landtag.