Kiel (dpa/lno). Wichtige Kanalbrücken, Autobahnen, Bundesstraßen und Radwege - in die Verkehrsinfrastruktur im Norden fließen in diesem Jahr Hunderte Millionen Euro. Ein umstrittenes Großprojekt bleibt besonders im Fokus.

Für Straßen und Radwege in Schleswig-Holstein legen Bund und Land in diesem Jahr eine Schippe drauf. Sie investieren in Autobahnen, Bundesstraßen, Brücken, Radwege und das Landesstraßennetz etwa 380 Millionen Euro und damit 110 Millionen mehr als im Vorjahr, wie das Verkehrsministerium am Donnerstag in Kiel mitteilte. Die - von den Grünen im Bund bekämpfte - A20 als Ost-West-Magistrale und Umfahrung Hamburgs bleibe für die Landesregierung das wichtigste Autobahn-Projekt, sagte Staatssekretär Tobias von der Heide.

„Wir sind froh, dass auch Bundesverkehrsminister Wissing bei seinem jüngsten Besuch in Schleswig-Holstein den herausragenden Bedarf für die A20 und die Notwendigkeit ihres beschleunigten Ausbaus bekräftigt hat.“ Das zuständige Landesamt hatte im Januar eine überarbeitete Baugenehmigung für den beklagten Elb-Abschnitt vorgelegt.

„Wir sind überzeugt, dass die (Projektgesellschaft) Deges im Rahmen der Fehlerheilung alle Aspekte des Umweltschutzes in beispielloser Gründlichkeit abgewogen hat und dieser wie alle weiteren Planfeststellungsbeschlüsse einer gerichtlichen Überprüfung standhalten wird“, äußerte von der Heide. Er sei zuversichtlich, dass auf dem zehn Kilometer langen Abschnitt um Bad Segeberg vor 2025 mit dem Bau begonnen werden könnte.

Die Niederlassung Nord der Autobahn GmbH steigert ihre Investitionen im Land von 83,5 Millionen Euro im vorigen Jahr auf 121,1 Millionen. Für 2024 sind knapp 140 Millionen Euro geplant. Die Deges sieht für dieses Jahr 60 Millionen Euro vor und 120 Millionen für 2024.

Für Bundesstraßen beinhaltet das Investitionspaket für Neubau-, Ausbau- und Erhaltungsmaßnahmen für 2023 rund 92 Millionen Euro, nach gut 68 Millionen Euro 2022. Für die Sanierung von Landesstraßen bleibt es bei 90 Millionen Euro. Dazu kommen 15 Millionen Euro für Kreisstraßen und 20 Millionen Euro für das Radwegenetz.

„Wir sind in die Realisierung der Projekte Rader Hochbrücke und B207 auf Fehmarn gegangen und werden bei der Planung der A20 einen großen Schritt weiterkommen, indem wir die Planfeststellungsverfahren für die Abschnitte zwischen Bad Segeberg und der A7 sowie den Abschnitt 7 in Steinburg forcieren“, erläuterte Deges-Bereichsleiter Bernd Rothe. Für sechs offene Abschnitte gibt es noch kein vollziehbares Baurecht. Im Umweltbereich sei aber sehr viel getan worden. „Wir sind relativ sicher, dass wir gerichtsfeste Unterlagen haben.“ Für die A20 würden 240 Hektar Fläche versiegelt. Demgegenüber stünden 1974 Hektar für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen.

„Wir steigern dieses Jahr unsere Investitionen in den Ausbau der B404 zur A21, investieren in Brückensanierungen und Ersatzneubauten und natürlich in den Streckenerhalt wie an den Autobahnen A1, A7, A20, A21, A23 und der A210“, berichtete für die Autobahn GmbH Niederlassungsdirektor Claus Butenschön. Bis 2030 seien auch 49 Brücken zu sanieren. „Das ist ein Kraftakt.“

Die vielen Bauarbeiten sind zwangsläufig mit Einschränkungen, Umleitungen und Sperrungen verbunden. So wird die A1 bei Reinfeld am zweiten März-Wochenende in Richtung Lübeck voll gesperrt und die B404, die zur A21 ausgebaut wird, zwischen Klein Barkau und Warnau sogar einen Monat lang vom 20. Februar bis zum 19. März.

Weiter im Zeitplan sind die Arbeiten am Ersatz der maroden Rader Hochbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal. Ende 2026, wenn die „Lebenszeit“ der alten Brücke endet, soll das östliche neue Teilbauwerk fertig sein. Der Bau startet in diesem Jahr.

Auch knapp wird es bei der Anbindung des Fehmarnbelttunnels, dessen Fertigstellung 2029 vorgesehen ist. Bis dahin soll auch der geplante Tunnel unter dem Fehmarnsund zwischen der Insel und dem Festland in Ostholstein fertig sein. „Das ist eine große Herausforderung“, sagte Deges-Bereichsleiter Rothe. Er verwies auf offene Baurechtsverfahren und mögliche Klagen. Der Staatssekretär zeigte sich überzeugt, dass es rechtzeitig klappt. Von der Heide gab dem Straßennetz im Land die Schulnote 3 bis minus 3. In fünf bis zehn Jahren solle es eine 2 sein. In dieser Wahlperiode gingen über eine halbe Milliarde Euro in Straßen und Radwege.

Der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr laut Vize-Direktor Frank Quirmbach besonders die Sanierung von Landesstraßen und Radwegen voran. Geplant seien über 100 Einzelmaßnahmen. Hinzugekommen ist die Reparatur der bei einem Unfall beschädigten Holtenauer Hochbrücken über den Nord-Ostsee-Kanal. „Ein Projekt mit höchster Priorität für uns“, sagte Quirmbach. Weitere große Maßnahmen seien der Ausbau der B5 bei Husum und der Neubau der Ortsumgehung Schwarzenbek (B209).