Hamburg (dpa/lno). Mit dem neuen Coach, der auf den freigestellten Timo Schultz folgte, soll dem Zweitligisten der Kampf um den Ligaverbleib gelingen. Erste Aufgabe ist am Sonntag die Partie beim 1. FC Nürnberg.

Die Hoffnung auf dem Hamburger Kiez hat einen Namen: Fabian Hürzeler. Der neue Cheftrainer, der während der WM- und Winterpause die Nachfolge seines freigestellten Vorgängers Timo Schultz angetreten hatte, soll den FC St. Pauli vor dem Absturz aus der 2. Fußball-Bundesliga bewahren und wieder in sichere Tabellenregionen führen. Und das mit 29 Jahren - als jüngster Trainer im deutschen Profigeschäft.

Enormen Druck vor dem ersten Rückrundenspiel am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) beim 1. FC Nürnberg verspürt Hürzeler nicht: „Die Vorfreude ist größer“, sagte er am Freitag bei der Pressekonferenz. Zuvor hatte er jeden Anwesenden im Medienraum des Millerntorstadions persönlich mit Handschlag begrüßt.

Der angespannten Situation im Abstiegskampf ist sich der neue Kommandogeber bewusst: „Jeder kann die Tabelle lesen.“ Im Klassement steht St. Pauli als 15. mit 17 Punkten nur wegen der besseren Tordifferenz nicht auf einem Abstiegsplatz. Die Angst sei aber kein guter Ratgeber, macht er deutlich: „Wir definieren uns nicht über die Situation, sondern über die Vermittlung von Inhalten.“

St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann vertraut dem Nachfolger des bei den Fans immer noch beliebten Schultz voll und ganz: „Wir haben verschiedene Optionen geprüft und sind der Überzeugung, dass Fabian in dieser Situation die optimale Besetzung für uns ist“, sagte er bei der Hürzeler-Vorstellung. Auch die Tatsache, dass das Trainer-Talent derzeit noch dabei ist, die Fußballlehrer-Lizenz beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu erwerben, schreckte die Club-Verantwortlichen nicht.

Hürzeler will helfen, dass die Akteure auf dem Feld an ihr Maximum kommen. Die Gleichung für die notwendigen Punktgewinne lautet: „Wenn die Spieler individuelle Ziele erreichen, stimmt auch das große Ganze.“ Seine persönliche Rolle beschreibt er dabei so: „Wenn wir gewinnen, hat die Mannschaft sehr viel richtig gemacht. Wenn wir nicht erfolgreich sind, wurde die Mannschaft von mir nicht optimal vorbereitet.“

Sehr gut liefen die Testspiele in der Vorbereitung. „Wir haben viel Positives gesehen“, sagte Hürzeler. Allerdings stellte er bei den guten Auftritten gegen Union Berlin (2:3), den FC Lugano (7:2), Borussia Mönchengladbach (1:0) und zuletzt gegen die Dänen vom FC Midtjylland (0:0) auch noch Verbesserungspotenzial fest. Vor allem beim „Umschalten nach Ballgewinn“ und der „Präzision im letzten Drittel“.

Dass der FC St. Pauli als Schlusslicht der Auswärtstabelle - der letzte Ligasieg in der Fremde gelang am 26. Februar 2022 in Ingolstadt - die Reise nach Nürnberg antritt, schreckt den Trainer nicht: „Wir müssen unserer Philosophie treu bleiben, dann werden wir auch auswärts gewinnen.“

Personell können die Hamburger aus dem Vollen schöpfen. Dem neu verpflichteten Innenverteidiger Karl Mets stellte er einen Platz in der Startelf in Aussicht. Ob die neuen Angreifer Oladapo Afolayan, Maurides und Elias Saad Kandidaten für den Kader sind, ließ Hürzeler offen: „Wir haben noch zwei Trainingseinheiten. Die gilt es abzuwarten.“ Dann wird der Coach entscheiden, welche Spieler die Zugreise nach Franken mit antreten werden.

Das Max-Morlock-Stadion ist für Fabian Hürzeler dabei vielleicht ein gutes Omen. Im November 2021 vertrat der damalige Co-Trainer gemeinsam mit Loic Fave den coronapositiven Schultz und siegte 3:2 über die Franken. Gelingt das am Sonntag auch, würde es Hürzelers Ruf als Hoffnungsträger auf St. Pauli untermauern.