Lägerdorf (dpa/lno). Bis 2029 soll das Zementwerk in Lägerdorf klimaneutral werden. Die EU fördert den Umbau mit 109 Millionen Euro. Der Betreiber investiert einen dreistelligen Millionenbetrag. Er will damit künftig 1,2 Millionen Tonnen Kohlendioxid einsparen - pro Jahr.

Mit 109 Millionen Euro fördert die EU den Umbau des Zementwerks von Holcim in Lägerdorf (Kreis Steinburg) zu einer klimaneutralen Produktionsstätte. „Wir entwickeln unser Werk in Schleswig-Holstein zu einem Vorreiter der grünen Zementproduktion“, sagte der Deutschland-Chef von Holcim, Thorsten Hahn, der Deutschen Presse-Agentur. Das Unternehmen selbst investiert einen dreistelligen Millionenbetrag.

Bei der Zementproduktion entsteht verhältnismäßig viel klimaschädliches Kohlenstoffdioxid (CO2). Der Industriesektor gilt als relativ schwierig zu dekarbonisieren. Holcim will in Lägerdorf den CO2-Ausstoß durch eine neue Ofentechnik jährlich um 1,2 Millionen Tonnen CO2 senken.

Am Donnerstag sollte die Förderurkunde in Brüssel an Holcim übergeben werden. Das Unternehmen will im Ofen künftig statt Umgebungsluft reinen Sauerstoff nutzen. Dieser soll aus Elektrolyse-Vorhaben anderer Unternehmen stammen, die Wasser mit Ökostrom zu Wasserstoff und Sauerstoff aufspalten wollen.

Das wiederum bei der Zementproduktion entstehende reine CO2 will Holcim auffangen. Es soll anschließend zu Methanol verarbeitet oder als Grundstoff für die chemische Industrie aufbereitet werden, beispielsweise für die Produktion von Kunststoffen.

„Durch innovative Technologie gelingt es uns erstmals, das CO2 nahezu vollständig abzuscheiden“, sagte der Leiter der Dekarbonisierung bei Holcim, Arne Stecher. Dadurch lasse es sich veredeln und nachhaltig als Rohstoff in der Industrie weiterverwenden.

Das Unternehmen will zwischen Ende 2023 und 2024 die Planunterlagen für den Bau des sogenannten Oxyfuel-Ofens einreichen. Eine Genehmigung wird bis Ende 2024 erwartet. Bis 2029 soll in Lägerdorf „das erste klimaneutrale Zementwerk der Welt in Betrieb gehen“.

Holcim beschäftigt im Werk Lägerdorf nach eigenen Angaben rund 270 Mitarbeitende. Zusammen mit dem Mahl- und Mischwerk (Bremen und Rostock) werden demnach pro Jahr knapp 1,5 Millionen Tonnen Zement produziert.

Der CDU-Energiepolitiker Andreas Hein wertete den Umbau des Zementwerks zu einer klimaneutralen Produktionsstätte als Startschuss in ein neues Industriezeitalter. „Damit wird der Standort Lägerdorf Vorreiter bei der grünen Zementproduktion“, sagte der Landtagsabgeordnete. „Denn gerade bei der Zementproduktion wird aktuell noch verhältnismäßig viel CO2 ausgestoßen.“ Der Norden verfolge stringent das Ziel, Schleswig-Holstein zum klimaneutralen Industrieland zu entwickeln.