Kiel (dpa/lno) -. Die Sanierung der Straßen in Schleswig-Holstein kommt voran. Allerdings ist der Untergrund vielerorts weiter in schlechterem Zustand als erwartet. Verkehrsminister Madsen spricht von einer nie endenden Aufgabe. Es geht vor allem in einem Teil des Landes weiter.

Wer mit Auto, Motorrad oder Fahrrad in Schleswig-Holstein unterwegs ist, muss vielerorts weiter mit schlechten Straßen und Wegen leben - allerdings werden es weniger. 2022 seien 135 Kilometer Landesstraßen und 62 Kilometer Radwege saniert worden, sagte Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) am Dienstag. „Damit ist wieder mehr als ein Drittel des Netzes in einem Top-Zustand.“ Die Arbeiten seien jedoch „eine nie endende Aufgabe“.

Im Umkehrschluss heißt das, knapp zwei Drittel des knapp 3600 Kilometer umfassenden Netzes sind in keinem guten Zustand. 2018 hatte die Landesregierung ein Sanierungsprogramm beschlossen mit dem Ziel, pro Jahr 90 Millionen Euro in Straßen und Wege zu investieren. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen durch Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg seien im vergangenen Jahr 93 Millionen Euro investiert worden, davon 7,8 Millionen Euro für Radwege und 16 Millionen Euro für Brücken, sagte Madsen.

Für das laufende Jahr plant der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) ähnlich hohe Investitionen wie 2022. Schwerpunkt sind 2023 die Kreise Nordfriesland und Schleswig-Flensburg im Norden. „Wo wir seit Jahrzehnten nicht saniert haben“, sagte der Geschäftsbereichsleiter des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr, Christoph Köster. Teilweise seien Straßen dort seit Anfang der 1970er Jahre nicht saniert worden. Insgesamt sollen im ganzen Land 93 Kilometer Straßen und 65 Kilometer Radwege in Top-Zustand gebracht werden. Dafür stehen 110 Millionen Euro bereit.

Pro Quadratmeter sei Schleswig-Holstein bei Investitionen in die Landesstraßen Spitzenreiter unter den Ländern, sagte Köster. „Aber wir haben auch großen Nachholbedarf.“ Auch rund ein Viertel der Bundesstraßen sei in schlechtem Zustand. In den vergangenen Jahren waren jeweils etwa zehn Millionen Euro für diese nicht vom Bund abgerufen worden.

Größte Baustellen bei den Landesstraßen sind das Ersatzwerk für die Schleibrücke Lindaunis, an dem bereits gebaut wird. Saniert werden die Landesstraße 57 zwischen Schönwalde und Lensahn inklusive dem Neubau eines Radweges, die L21 zwischen Sterup und Schrepperie sowie unter anderem die L6 zwischen Galmsbüll und Emmelsbüll, die L125 zwischen Bargstedt und Nortorf, die L245 zwischen Achtrup und Nordmark, die L269 zwischen Sillerup und der Bundesstraße 200 sowie die L28 zwischen Esperstoft und Gammellund.

Seit 2019 wurden laut Landesbetrieb 382 Millionen Euro in die Straßen investiert und damit 542 Kilometer Straße und 261 Kilometer Radwege saniert. „Entgegen unseren Erwartungen waren die Schäden an vielen Straßen nicht nur größer, sondern buchstäblich auch tiefgründiger“, sagte Köster. „Das machte die Reparaturen langwieriger und teurer.“ Dadurch seien die für den Zeitraum 2019-2022 gesteckten Pläne bei Weitem nicht im geplanten Umfang umgesetzt worden.

Deshalb will die Landesregierung ihre Strategie überarbeiten. „Das künftige Sanierungsprogramm muss sich an den Realitäten bei den Fachkräften orientieren“, sagte Landesbetriebs-Vizechef Frank Quirmbach. Neben Materialengpässen und damit verbundenen Kostensteigerungen seit Kriegsbeginn fehlten der gesamten Baubranche Ingenieure, Techniker und Planer.

Madsen betonte, das Programm werde mit Hochdruck fortgesetzt. Die jüngsten Krisen hätten gezeigt, wie wichtig intakte Strecken für die Daseinsvorsorge seien. „Auch E-Autos und ÖPNV-Busse sind auf eine intakte Straßeninfrastruktur angewiesen.“ Externe Gutachter sollen den Erhaltungsbedarf an Fahrbahnen, Radwege und Brücken untersuchen. Auf deren Basis will die Regierung im Frühjahr die Landesstraßenstrategie anpassen.