Hamburg (dpa/lno). Erst soll sie ihm aufs Sofa geholfen haben, dann stach sie ihm laut Anklage ins Herz und schließlich versuchte sie noch, ihn wiederzubeleben. Eine Gärtnerin aus Hamburg steht wegen Mordes vor Gericht. Am zweiten Prozesstag äußerte sie sich zu den Vorwürfen. Es flossen viele Tränen.

Die Gärtnerin, die ihren 75 Jahre alten Ehemann mit einem Küchenmesser in einer Gartenlaube umgebracht haben soll, hat den tödlichen Messerstich zugegeben. „Es war, als ob etwas in mir aussetzt. Ich war wie ferngesteuert. Ich habe ein Messer gegriffen, mich umgedreht und einmal zugestochen“, las die Verteidigerin am Donnerstag vor dem Landgericht Hamburg aus der Erklärung der Deutschen. Die 55 Jahre alte Angeklagte weinte dabei ununterbrochen. Einmal musste die Verlesung sogar unterbrochen werden, weil sie plötzlich keine Luft mehr bekam.

Kurz vor dem Messerstich an Ostern dieses Jahres war ihr Mann in der Gartenlaube gestürzt und sie hatte ihm wieder auf das Sofa geholfen. Weil sie dabei das Gefühl hatte, er habe sich extra schwer gemacht, sei sie ärgerlich geworden. „Das hat mich unglaublich wütend gemacht.“ Sein darauf folgender meckernder Kommentar dazu habe schließlich zum Messerstich geführt.

Dadurch wurden sein Herz und seine Halsschlagader getroffen. Der Mann starb noch in der Kleingartenanlage im Stadtteil Wilhelmsburg. Auch Sanitäter, die die Frau selbst gerufen hatte, konnten das Leben des Mannes nicht mehr retten. Der Mann verblutete innerlich. Das Paar hatte zuvor getrunken. Die 55-Jährige ist wegen heimtückischen Mordes angeklagt.

In der schriftlichen Stellungnahme schilderte die Frau nicht nur, wie sie sich an den Tatabend erinnert. Sie beschreibt auch die gemeinsame Lebens- und Liebesgeschichte von ihr und ihrem Mann aus ihrer Sicht. Sie waren seit 1989 zusammen, geheiratet wurde vor einem Jahr.

Zu dem Zeitpunkt sei ihr Mann nur noch ein körperliches und psychisches Wrack gewesen. Medikamente und Alkohol hatten ihn dick, antriebslos und missmutig werden lassen. Am Ende habe er nur noch in seinem Sessel gesessen, getrunken und geschlafen. Der Prozess geht bis mindestens Ende Januar 2023.