Hamburg. Markus Weise empfindet die Trennung des DFB von Oliver Bierhoff als vorschnelle Entscheidung und als Bauernopfer. Der Umgang mit dem 54-Jährigen sei erschreckend.

Markus Weise hat scharfe Kritik am Umgang mit dem geschassten DFB-Direktor Oliver Bierhoff geübt. „Ehrlicherweise finde ich es erschreckend, wie das Ganze vonstatten gegangen ist. Einen Tag nach dem Aus bei der Fußball-WM und der Rückkehr aus Katar so eine weitreichende Entscheidung zu vollziehen, gefällt mir nicht. Das klingt für mich nach Bauernopfer, und das hat er nicht verdient“, sagte der frühere Hockey-Bundestrainer und DFB-Mann am Mittwoch in Hamburg der Deutschen Presse-Agentur. „Ich hätte mehrere Analyse-Runden erwartet - und dann eine vernünftige Entscheidung“, ergänzte der 59 Jahre alte Hamburger.

Der erfolgreichste deutsche Hockey-Trainer, der die DHB-Damen (2004) und -Herren (2008 und 2012) zu Olympiasiegen geführt hat, kennt sich aus beim Deutschen Fußball-Bund. Denn Ende 2015 war er von Bierhoff als Leiter Konzeptentwicklung der neuen Fußball-Akademie zum DFB geholt worden. Dass man dort nun „allzu zügig“ reagiert habe, findet er schwach. „Es gab massiven Druck von außen, angefangen bei (Ex-Nationalspieler und TV-Experte) Didi Hamann und den ganzen Schlausprechern, die hinterher immer alles besser wissen“, wetterte Weise in Richtung der TV-Experten.

Er ist dafür, das Wirken des Ex-Nationalspielers (70 Länderspiele) als Funktionär über 18 Jahre zu bewerten. In die Ära des 54-Jährigen Bierhoff fielen das Sommermärchen 2006 (Platz 3 in Deutschland) und der WM-Triumph 2014 in Brasilien. Aber auch die Schmach der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 sowie der Europameisterschaft 2021. „Dass die Nationalelf drei dicke Turniere nacheinander versemmelt, hat er nicht allein zu verantworten. Auch er hat Fehler gemacht, aber ohne Olli wäre in den letzten 20 Jahren beim DFB und im deutschen Fußball nicht viel passiert.“

Weise ist gespannt, wie es bei der DFB-Auswahl weitergeht, denn nur 18 Monate vor der Heim-EM ist auch die Zukunft von Bundestrainer Hansi Flick offen. „Oliver hat den Weg freigemacht für den neuen Messias.“ Von Flick, der sich vor der WM-Analyse mit der DFB-Spitze über Bierhoffs Aus „enttäuscht“ zeigte, erwartet er dagegen keinen Schnellschuss: „Wie ich Hansi kenne, glaube ich nicht, dass er auf Teufel komm' raus weitermachen wird.“