Hamburg. In diesem Jahr wurde es endlich wieder laut in den Clubs und auf den Bühnen. Dennoch hat die Branche noch immer mit den Nachwirkungen der Corona-Zeit zu kämpfen. Denn es fehlt der Nachwuchs für die Crews, wie zahlreiche bekannte Musiker bei einem Benefizkonzert betonen.

Zoe Wees, Clueso, Beatrice Egli und Alvaro Soler - um auf die enormen Nachwuchssorgen in der Musik- und Veranstaltungsbranche aufmerksam zu machen, sind am Dienstag zahlreiche bekannte Musiker bei dem Benefiz-Livestream-Konzert „All Hands on Deck“ in Hamburg aufgetreten. „Es ist sehr besonders, aber auch selbstverständlich“, sagte der Erfurter Sänger Clueso über das Event im Restaurant „Bullerei“ von Tim Mälzer. Viele Leute aus der Branche seien in den vergangenen zwei, drei Jahren aus den verschiedensten Gründen weggegangen. „Wir haben einen Mangel in der Branche. Das ist einfach so.“ Doch die Musik sei Kunst und trage zur Orientierung bei und sei deshalb sehr wichtig für die Gesellschaft.

Clueso war einer von etwa 30 Musikern, die bei dem kostenlosen Benefiz-Livestream-Konzert dabei waren. Auf der Bühne waren am Abend unter anderem bereits Eko Fresh, Philipp Dittberner („Wolke 4“), Kayef, Jupiter Jones und Laith Al-Deen aufgetreten. Auch Beatrice Egli, Alvaro Soler, Conchita Wurst, Zoe Wees, Kelvin Jones, Jeanette Biedermann, Lina und Faye Montana präsentieren mehrere Lieder. Sie alle betonten, wie unabdingbar ihre Crews für ihre Auftritte und ihren Erfolg sind. Und sie riefen junge Leute auf, sich für die vielen, abwechslungsreichen Jobs in der Branche zu interessieren.

Das Konzert wurde kostenlos und live auf Tiktok, Youtube und Twitch übertragen. Damit konnte die vierte Ausgabe des Spendenkonzerts deutlich mehr Zuschauer erreichen. Der Stream von Dienstagabend sei definitiv der bisher erfolgreichste, sagte Mitorganisatorin Salome Agyekum am Mittwoch in Hamburg.

Mit dem etwa sechs Stunden langen „All Hands on Deck“-Konzert sollten sowohl viele Spenden gesammelt als auch viele Tickets für ein Arena-Konzert im April in Berlin verkauft werden. Beides soll der Branche endlich wieder mehr Nachwuchs bringen. Denn der fehle immens. Teilweise ist das Personal so knapp, das eigentlich gut verkaufte Konzerte doch abgesagt werden müssen, wie Agyekum bereits im Vorfeld sagte.

„All Hands on Deck“ organisiert deshalb für den April 2023 mehrere Workshops für alle Gewerke der Branche - vom Licht über die Technik bis hin zum Ton. Jeder kann sich bewerben, 150 musikbegeisterte Frauen und Männer werden genommen. Und die Neulinge dürfen wenig später bei dem Arenakonzert in Berlin das Gelernte direkt anwenden.

Anfang 2021 hatte Agyekum mit einer Mitstreiterin das Benefiz-Konzert „All Hands on Deck“ ins Leben gerufen, um auf die dramatische Lage der Branche aufmerksam zu machen und viele Spenden zu sammeln. Damit sollten vor allem die Crews der Künstlerinnen und Künstler unterstützt werden. Mehr als 300 000 Euro waren so zusammengekommen.

Am Dienstagabend bat Moderator Steven Gätjen, der diesmal auch mit herrlich bunten Weihnachts-Pullovern hervorstach, immer wieder um Spenden und den Kauf der Tickets für das Arenakonzert in Berlin. Am Ende kamen so mehr als 65 000 Euro zusammen und es wurden mehrere tausend Tickets verkauft.