Kiel (dpa/lno). Aufatmen an der Förde: Über eine viel befahrene Kanalbrücke dürfen nach tagelanger Sperrung wieder Autos rollen. Für Lastwagen und Busse ist das Bauwerk nach einer Havarie weiter tabu. Die Parallelbrücke bleibt wohl noch monatelang Fußgängern und Radfahrern vorbehalten.

Nach tagelanger Vollsperrung für Kraftfahrzeuge wegen einer Havarie dürfen auf einer beschädigten Hochbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal in Kiel wieder Autos fahren. „Erste statische Berechnungen haben ergeben, dass Pkw-Befahren möglich ist“, sagte Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) am Montag. „Das ist für uns alle eine sehr gute Nachricht.“ Der Start sei ab Mittwoch, 6.00 Uhr, vorgesehen. Die Regelung gilt für Autos bis 3,5 Tonnen. Ab 21.00 Uhr soll der Pkw-Verkehr wieder ruhen, um die Baustellen weiter einzurichten. Busse und Lastwagen müssen vorerst weiterhin lange Umleitungen fahren.

Die Regelung gilt nur für die 25 Jahre alte Prinz-Heinrich-Brücke. Die parallel verlaufende, stärker beschädigte 50 Jahre alte Olympiabrücke bleibt weiterhin und voraussichtlich monatelang für Kraftfahrzeuge gesperrt, Rettungs- und Polizeiwagen ausgenommen. Fußgänger und Radfahrer dürfen beide Brücken passieren. Ein Kran auf einem Schiff hatte am vergangenen Mittwoch beide Brücken beschädigt. Warum es dazu kam, blieb vorerst unklar.

Die Ermittlungen zur Ursache dauern an. Ermittler wollten noch am Montag den Kapitän und den Ersten Offizier des Schiffes befragen, wie ein Polizeisprecher am Montag sagte. Die Wasserschutzpolizei habe eine Ermittlungsgruppe zu dem Fall eingerichtet.

Bei den Ermittlungen geht es auch um die Frage, ob und wie das Schiff vor der Einfahrt in den Kanal in Kiel vermessen wurde. „Das Schiff hat sich mit einer Höhe bei der Schleuse angemeldet, was laut Verwaltungsvorschrift zwingend zu einer Messung in der Schleuse hätte führen müssen“, sagte der Polizeisprecher. „Ein Messprotokoll wurde noch nicht vorgelegt.“ Die Beamten sind auch noch mit einem Abgleich zwischen der tatsächlichen Ladung des Spezialschiffs und den Ladungspapieren beschäftigt. Die Höhe des Krans war mit 38 Metern angegeben worden; beide Brücken sind 42 Meter hoch.

„Die Berechnungen gehen weiter“, sagte Minister Madsen. „Wir haben natürlich die große Hoffnung, dass wir dann auch Freigaben für etwas größere Fahrzeuge ermöglichen können.“ Madsen setzt darauf, dass dann auch Busse zumindest in kleinem Stil wieder die Brücke passieren können. „Das wäre der nächste Schritt“, sagte er. Von den Verkehrsbeeinträchtigungen sind täglich Zehntausende Pendler betroffen.

Der Direktor des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr, Torsten Conradt, erwartet für Ende dieser Woche noch Berechnungsergebnisse dahingehend, welche größeren Fahrzeuge über die Prinz-Heinrich-Brücke fahren können. Zu den konkreten Havarieursachen lägen aktuell keine weiteren Erkenntnisse vor, sagte er.