Kiel (dpa/lno). Naturkatastrophen, Brände, tagelanger Stromausfall - bei solchen Ereignissen müssen die Warnsysteme funktionieren. Wie das klappt, wird am 8. Dezember bundesweit getestet. Ministerin Sütterlin-Waack betont, wie wichtig Rückmeldungen und eigene Vorsorge sind.

Zwei Jahre nach einer problembehafteten Premiere mit verspäteten Alarmen steigt in Deutschland am 8. Dezember der zweite bundesweite Warntag. Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack appellierte am Montag auch vor dem Hintergrund von Ukraine-Krieg und Energiekrise an die Schleswig-Holsteiner, zur Verbesserung des Katastrophenschutzes beizutragen. „Bund, Länder und auch unsere Kommunen testen gemeinsam ihre Warnmittel“, erläuterte die CDU-Politikerin. Schwachstellen sollten erkannt und behoben werden. Dafür sollten möglichst viele Menschen den Behörden Rückmeldungen geben.

An dem Warntag werden um 11.00 Uhr über Handys, Rundfunk und andere Medienhäuser sowie die noch vorhandenen und neu installierten Sirenen Warnungen ausgelöst. Der Wiederaufbau eines flächendeckenden Sirenennetzes in Deutschland steht noch am Anfang.

Nach Ende des Kalten Krieges hatte der Bund seine Sirenen aufgegeben, die zum Teil von Kommunen übernommen wurden. Sütterlin-Waack zufolge sind derzeit von einst 5000 etwa 2600 in kommunaler Verantwortung in Betrieb. Diese sollen zum Teil wie die neuen Anlagen mit Notstrom aufgerüstet und zum Teil durch neue ersetzt werden. Bis es wieder - dann digital anzusteuernde - 5000 gibt, werde es noch einige Jahre dauern.

Den Investitionsbedarf bezifferte die Ministerin auf 55 Millionen Euro, von denen der Bund nach bisherigem Stand nur 2,9 Millionen für 200 Standorte bereitstelle. „Das muss deutlich mehr werden, sagte sie auch im Blick auf die Innenministerkonferenz in dieser Woche. „Wir sind damit nicht einverstanden, dass der Bund die Kosten komplett auf die Länder abwälzt.“ Das Land werde aber ein eigenes Sirenenprogramm auflegen, um nicht zu lange warten zu müssen und das Thema voranzutreiben. Für den Zeitraum 2023 bis 2030 seien 23,3 Millionen Euro vom Land eingeplant.

Für Rückmeldungen wird das Bundesamt für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz am Warntag um 11.00 Uhr auf einer speziellen Internetseite und in der Warn-App Nina ein Formular freischalten. Besonders wichtig sei das beim erstmals getesteten Cell-Broadcasting, meinte Sütterlin-Waack. Dieses System soll bundesweit bis Februar 2023 einsetzbar sein. Beim Cell-Broadcasting werden alle gewarnt, deren Handy gerade in einer Funkzelle angemeldet ist, in deren Bereich Alarm ausgelöst wird. Voraussetzung dafür, dass Smartphones auslösen, seien Updates der Betriebssysteme, erklärte die Ministerin. Auf der Internetseite des Bundesamtes gebe es dazu Erläuterungen.

Da voraussichtlich nur etwa jedes zweite Gerät am Warntag auslösen wird, sei die Rückmeldung umso wichtiger, ob dies der Fall war. „Sirenen waren noch bis vor zwei Jahren im Warnmittelmix ein Auslaufmodell“, sagte Sütterlin-Waack. Es sei eine Erkenntnis des Warntages 2020 und der Überschwemmungen im Ahrtal 2021, dass Sirenen als „Wachrüttler“ unverzichtbar seien.

Sütterlin-Waack rief dazu auf, sich auch persönlich zum Beispiel für einen Blackout zu wappnen. Dazu gehörten ausreichende Vorräte an Trinkwasser, Nahrungsmitteln und Medikamenten. Für den Notfall sollte man dafür sorgen, einige Tage überleben zu können, sagte Sütterlin-Waack. Am allerwichtigsten sei ein ausreichender Wasservorrat. Was das konkret heißt, sagte der Leiter des Referates für Feuerwehrwesen und Katastrophenschutz im Innenministerium, Ralf Kirchhoff: Den Empfehlungen zufolge sollten es pro Tag pro Person zwei Liter Wasser sein, und dies für zehn Tage.