Göttingen. Im Oktober schossen die Pilze in den Wäldern nur so aus dem Boden. Pilzsammler freuten sich, doch es gibt auch eine Kehrseite.

Im Norden hat es im Oktober eine überaus hohe Zahl an Pilzvergiftungen gegeben. Knapp über 400 Mal wurde wegen Verdachtes auf eine Vergiftung der Pilznotruf gewählt, wie das Giftinformationszentrum (GIZ) Nord in Göttingen mitteilte. Das sei der zweithöchste Wert für den Monat in den vergangenen zehn Jahren: 2019 lag der Wert bei etwa 420.

Das GIZ ist für die Bundesländer Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein zuständig. Meist liegt die Zahl der Pilzvergiftungen in den beiden am stärksten betroffenen Monaten September und Oktober unter 200. Die vielen Notrufe seien auf das Wetter zurückzuführen, sagte der Leiter des GIZ-Nord, Andreas Schaper. Eine lange Trockenheit und dann viel Regen bei milden Temperaturen führten zu einem starken Pilzwachstum. „Und viele Pilze bedeuten viele Vergiftungen“. Ein Trend zu mehr Vergiftungen generell sei nicht zu erkennen.

Am häufigsten vergiften sich den Angaben nach Kleinkinder sowie jüngere Erwachsene zwischen 20 und 49 Jahren. Ihnen fehle die Erfahrung. „Beim Pilzesammeln sollte man sich nicht alleine auf Apps verlassen“, warnte Schaper. Er empfiehlt Interessierten die Teilnahme an Lehrgängen.

Auch der Naturschutzbund (Nabu) hob die gute Saison für Pilzsammler aufgrund der günstigen Witterung hervor. Zudem könne ein Abnehmen von Naturkenntnissen in der Allgemeinheit ein Grund für einen Anstieg bei den Vergiftungen sein. Nur noch wenige Menschen seien mit Pilzen vertraut.