Hamburg/Berlin (dpa/lno). Das „Mobilitätsbarometer“ ist für Hamburg nicht gerade schmeichelhaft, beim Radverkehr liegt die Hansestadt auf dem letzten Platz. Die Verkehrsbehörde verweist auf den längst vollzogenen Strategiewechsel, durch den alles besser werden soll.

Trotz erheblicher Bemühungen der Stadt kommt Hamburg beim Fahrradverkehr laut einer Umfrage nicht voran. So gaben lediglich 34 Prozent der Befragten an, dass ihnen in der Hansestadt ausreichend sichere Radwege zur Verfügung stehen, wie die Umweltorganisation BUND am Freitag mitteilte. Bei der Bewertung der Fahrradinfrastruktur sei Hamburg damit das Schlusslicht unter den Bundesländern - noch hinter Berlin (40 Prozent) und weit hinter Bremen (80 Prozent), heißt es in dem von der Allianz Pro Schiene, vom BUND-Bundesverband und vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat in Auftrag gegebenen bundesweiten „Mobilitätsbarometer“. Für die repräsentative Studie befragte das Forschungsinstitut Kantar im Oktober mehr als 2000 Menschen ab 14 Jahren in ganz Deutschland.

Ganz gut aufgehoben fühlen sich die Menschen dagegen beim öffentlichen Nahverkehr in Hamburg. Dort fühlen sich 97 Prozent der Menschen gut angebunden mit Bus und Bahn. Damit liege die Hansestadt knapp hinter Bremen (98 Prozent), aber vor Berlin (93 Prozent). Luft nach oben sei jedoch noch bei der Taktung. So sei etwa jeder oder jede Zehnte (11 Prozent) unzufrieden mit der Anzahl der Abfahrten an der nächstgelegenen Haltestelle.

„Das Mobilitätsbarometer ist ein fatales Zeugnis für Verkehrssenator Anjes Tjarks, der das Thema Radverkehr ganz oben auf seine Agenda gesetzt hat“, sagte Hamburgs BUND-Vize Martin Mosel. Der rot-grüne Senat wolle mit seiner Radverkehrsstrategie Hamburg zur Fahrradstadt machen. „Davon ist die Stadt aber weit entfernt, wie die Daten zeigen. Im Gegenteil: 36 Prozent der Radfahrenden fühlen sich heute unsicherer als noch vor fünf Jahren.“

„Ein Wert von rund 30-40 Prozent ist eine auch uns in etwa bekannte Größenordnung“, sagte ein Sprecher der Verkehrsbehörde der Deutschen Presse-Agentur. Deswegen habe Senator Tjarks (Grüne) längst eine grundsätzliche Strategieänderung für den Radverkehr veranlasst. So setze die Behörde wie vom BUND gefordert auf eine bauliche Trennung des Auto-, Fahrrad- und Fußgängerverkehrs. Dies geschehe etwa durch geschützte Radfahrstreifen, durch Markierungen, Fahrradstraßen oder durch sogenannten Kopenhagener Radwege, die von der Straße abgetrennt sind.

BUND-Vize Mosel attestierte Tjarks grundsätzlich eine gute und ehrgeizige Radverkehrspolitik. Aus seiner Sicht hat diese jedoch vor allem deshalb ein schlechtes Image, weil Radwege häufig auf Kosten des Baumbestandes anstatt im bestehenden Straßenraum ausgebaut würden. „Damit muss Schluss sein. Schließlich soll mehr Radverkehr einen großen Teil des Autoverkehrs überflüssig machen“, sagte Mosel.

Ein Sprecher der Verkehrsbehörde wies Mutmaßungen des BUND zum Thema Straßenbäume als nicht belegt zurück. Im Übrigen würden mit dem Ausbau der Velorouten deutlich mehr Bäume gepflanzt als gefällt. „In den vergangenen knapp 2,5 Jahren wurde im Rahmen des Veloroutenausbaus eine positive Baumbilanz erzielt: Wir haben ein Saldo von plus 202 zusätzlichen Bäumen.“