Hamburg (dpa/lno). 2017 hat Hamburg beim zu schnellen Fahren einen schlechten Eindruck hinterlassen. Jeder Zweite fuhr in Tempo-30-Zonen zu schnell, jeder sechste hielt Tempo 50 nicht ein. In keiner anderen Millionenstadt war das so ausgeprägt. Hat sich das verändert?

Vor fünf Jahren war Hamburg bei der Auswertung der Fahrgeschwindigkeiten in 50er- und 30er-Straßen bundesweit trauriger Spitzenreiter - seitdem hat sich in der Hansestadt einiges getan. Mittlerweile halten sich deutlich mehr Autofahrer an das vorgeschriebene Tempolimit, wie aus einer Erhebung hervorgeht, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft GDV am Dienstag in Hamburg veröffentlichte. Die Hauptgründe dafür seien die höheren Bußgelder, die gestiegenen Spritpreise sowie der intensivere Einsatz von mobilen Radaranlagen.

„Neben dem Bußgeld hat sich ganz klar gezeigt, dass sich die Anschaffung der Blitzanhänger gelohnt hat und enorme Auswirkungen auf die Geschwindigkeit in Hamburg hatte. Das bedeutet insbesondere für Fußgänger einen erheblichen Sicherheitsgewinn“, sagte Siegfried Brockmann, Leiter der GDV-Unfallforschung, der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.

Der GDV-Auswertung zufolge haben sich nun neun von zehn Menschen weitgehend an die Tempo-50-Vorgaben gehalten. Damit waren nun nur noch 10,5 Prozent schneller unterwegs als vorgeschrieben. 2017 waren das noch 19,5 Prozent. In Tempo-30-Straßen halten sich nun fast 60 Prozent an die Vorgaben. Vor fünf Jahren waren es nur gut 47 Prozent. In Zone-30-Straßen achteten 22,1 Prozent nicht auf die vorgeschriebene Geschwindigkeit, 2017 waren das 34,4 Prozent. Allerdings: Haben Autofahrer kein anderes Fahrzeug vor sich, das sich an die Geschwindigkeit hält, fahren sie meist schneller.

Obwohl an dem Testtag im Frühling deutlich weniger Menschen in der Hansestadt 2022 zu schnell gefahren sind, hätte die Stadt dennoch fast genauso viele Bußgelder eingenommen wie 2017. So konnten der GDV zufolge rein rechnerisch durch zu schnelles Fahren in den 33 Messstraßen 2,11 Millionen Euro eingenommen werden. 2017 wären es dort fast 2,15 Millionen Euro gewesen. Grund für die ähnliche Summe trotz deutlichem Rückgang der Geschwindigkeiten sind die höheren Bußgelder. Der neue Bußgeldkatalog war vor einem Jahr in Kraft getreten.

Doch die Freude um die gesunkenen Zahlen rund um das zu schnelle Fahren wird mit Blick auf andere Großstädte wieder eingetrübt. Denn in München, Köln oder Berlin wurde zuletzt deutlich weniger zu schnell gefahren. Auch 2022 wird München, die einzige Stadt mit einer ähnlichen GDV-Auswertung, erneut die besseren Zahlen vorweisen können, wie Brockmann weiter sagte.

Für die Auswertungen wurden die Geschwindigkeiten von allen Fahrzeugen sowohl 2017 als auch 2022 im Frühjahr jeweils 24 Stunden lang an Werktagen in beide Fahrtrichtungen gemessen. Im Fokus standen 18 Tempo-50-Straßen (339.165 Fahrzeuge), drei Tempo-30-Straßen (19.812), sechs Zone-30-Straßen (11.418), drei Zone-20-Straßen (7967) und drei Straßen, die als verkehrsberuhigter Bereich gelten (1246). 2022 waren das fast 380.000 Autos, 2017 wurden gut 418.000 Fahrzeuge gemessen.