Hamburg (dpa/lno). Mehr als 2100 Kilometer Straße haben Kamerawagen in Hamburg abgefahren, um den Zustand der Verkehrsinfrastruktur zu überprüfen. Nun liegt der neue Straßenzustandsbericht vor - und sorgt für Kritik.

Der Zustand der Hamburger Straßen hat sich in den vergangenen Jahren trotz umfangreicher Sanierung leicht verschlechtert. Das geht aus dem am Dienstag vom Senat vorgelegten Straßenzustandsbericht 2020 hervor. Darin erhält die Straßeninfrastruktur der Hansestadt die Gesamtnote 2,45. Im Straßenzustandsbericht 2018 lautete die Note noch 2,37. Für den aktuellen Bericht fuhren Kamerawagen den Angaben zufolge zwischen April 2020 und April 2021 Hamburger Straßen auf einer Gesamtlänge von 2167 Kilometern ab.

42,7 Prozent der Straßen sei bei der Untersuchung ein „sehr guter“ Zustand mit Noten zwischen 1,0 und 1,49 bescheinigt worden. Weitere 26,2 Prozent erhielten demnach ein „gut“ oder ein „befriedigend“, 13,1 Prozent seien mit „ausreichend“ und 15,6 Prozent mit „mangelhaft“ bewertet worden.

Ungeachtet der schlechteren Gesamtnote wurden dem Bericht zufolge 2020 und 2021 mit 197 beziehungsweise 196 Kilometern deutlich mehr Straßenabschnitte saniert als in den beiden Jahren zuvor. Für die Jahre 2020 bis 2022 erwarte man eine Gesamtsanierungsleistung von 570 Kilometern, sagte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) und sprach von einer Sanierung auf Rekordniveau. Der Straßenzustandsbericht zeige aber auch: „Wir benötigen eine solch hohe Sanierungsleistung, um unsere Infrastruktur zu erhalten. Deswegen werden wir diese Strategie auch in den kommenden Jahren fortsetzen.“

Von der Opposition in der Bürgerschaft hagelte es Kritik. Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Richard Seelmaecker, verwies darauf, „dass Straßen, die im Sinne der grünen Verkehrswende umgebaut werden, nicht zwangsläufig für den Autoverkehr besser nutzbar und befahrbar werden“. Häufig führten die Straßensanierungen zu Spurenreduzierung und provozierten dadurch Staus. „Erfolgreiche Straßensanierung muss in allererster Linie für einen besseren Verkehrsfluss für alle Verkehrsteilnehmer sorgen“, forderte er.

Für die Verkehrsexpertin der Linken, Heike Sudmann, hat der Senat sein selbst gesetztes Ziel verfehlt: „Er wollte den Zustand der Straßen kontinuierlich verbessern und sich nicht mit dem erreichten Niveau zufriedengeben.“ Kaputte Straßen und Wege würden auch dem Umweltverbund von Fuß, Rad, Bus und Bahn schaden. Deshalb müsse die Infrastruktur verbessert werden.

AfD-Fraktionschef Dirk Nokemann warf Verkehrssenator Tjarks eine unausgewogene Politik vor. „Der grüne Fahrradsenator setzt den Fokus in erster Linie auf die Fahrradlobby. Er übersieht dabei: Eine verkehrstüchtige Infrastruktur ist das Rückgrat unserer Wirtschaft.“

Für die Hamburger FDP ist die Verkehrspolitik des Senats „versetzungsgefährdet“. „Die Qualität jeder sechsten Straße in Hamburg ist mangelhaft, die jeder dritten bestenfalls ausreichend. Der Zustand hat sich erstmalig seit sechs Jahren verschlechtert“, konstatierte die stellvertretende Landesvorsitzende Sonja Jacobsen.