Kiel (dpa/lno).

Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) will der Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt mit einem neuen Kompetenzzentrum in Schleswig-Holstein einen höheren Stellenwert verschaffen. «Wir brauchen einen Paradigmenwechsel. Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache», sagte Touré der Deutschen Presse-Agentur. Deren Bekämpfung sei essenziell für die Gesellschaft. «Auch Frauen und Mädchen haben ein Recht auf körperliche Unversehrtheit und Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt und Bedrohung.» Gewaltfreiheit sei eine Frage der inneren Sicherheit.

Touré will bereits bestehende Strukturen in einem neuen Kompetenzzentrum bündeln. «Wir haben im Land bereits eine gute Infrastruktur und viele hervorragende Angebote», sagte die Ministerin. Nötig sei aber eine stärkere Vernetzung, die Einbindung weiterer Akteurinnen und Akteure sowie die Entwicklung neuer Angebote in Bereichen, die bislang weniger im Fokus standen.

Die Grünen-Politikerin will erreichen, dass der Schutz von Frauen vor Gewalt als gesamtgesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen wird. Die Bekämpfung der Ursachen von Gewalt gegen Frauen soll größere Beachtung finden. Beispielsweise auch Gewalt gegen Frauen und Mädchen mit Behinderungen, Suchterkrankungen oder Migrationsbiografie soll das Zentrum stärker in den Blick nehmen. Wirtschaftliche Gewalt beispielsweise bei verwehrtem Zugriff auf Konten und digitale Gewalt soll dabei ebenfalls eine Rolle spielen.

Notwendig sei die Expertise zahlreicher Fachleute, sagte Touré. «Wir wollen nicht nur einzelne, sondern die gesamte Gesellschaft für dieses Thema sensibilisieren.» Nach Angaben des Sozialministeriums wurden 2021 in Schleswig-Holstein 3899 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt.