Hörsten (dpa/lno). Carsharing ist für viele Menschen vermutlich eher eine Mobilitätsform für (Groß-)Städte. Aber auch in den ländlichen Regionen Schleswig-Holsteins etablieren sich mit den Dörpsmobilen Alternativen zum Zweitwagen.

Carsharing, gut getakteter ÖPNV, Leih-Lastenräder und E-Roller zum Mieten. In Städten kommt man oft gut ohne eigenes Auto aus. Auf dem Land gestaltet sich Mobilität ohne den eigenen Wagen oft schwierig. «Der ländliche ÖPNV ist aufgrund der geringen Verfügbarkeit meist keine alltagstaugliche Alternative», heißt es bei der Akademie für ländliche Räume. Doch auf dem Land wohnen ebenfalls Menschen, die aus ökologischen wie ökonomischen Gründen auf das Auto verzichten wollen. So etablieren sich demnach auf dem Land in Schleswig-Holstein immer mehr Carsharing-Angebote mit E-Autos.

Mittlerweile gibt es den Angaben zufolge in mehr als 30 Gemeinden sogenannte Dörpsmobile - von Klixbüll und Leck im Norden, über Gettorf und Kellinghusen bis Barmstedt im Süden. Oftmals werden sie getragen von einem eigens dafür gegründeten Verein. Die Gemeinde Klixbüll (Kreis Nordfriesland) hatte 2016 landesweit die ersten Dörpsmobile angeschafft. Das Konzept stieß auf so viel Interesse, dass die Akademie für ländliche Räume gemeinsam mit anderen das Projekt Dörpsmobil nach dem Vorbild aus Klixbüll initiierte.

Mit einer Sternfahrt am 2. Oktober aus ihren Heimatgemeinden zum Flugplatz Schachtholm in Hörsten bei Rendsburg wollen die Akademie und die Vereine das E-Car-Sharing auf dem Land noch bekannter machen. Die Schirmherrschaft für die Veranstaltung hat Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) übernommen.

«Wer Carsharing nutzt, hat deutlich geringere Kosten als bei einem Zweitwagen», heißt es beim Landwirtschaftsministerium. Das Dörpsmobil solle aber nicht den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder Bürgerbusse ersetzen, sondern um eine nachhaltige und individuelle Komponente ergänzen.

«Es ist eine ziemlich umweltfreundliche und nachhaltige Möglichkeit, Mobilität zu schaffen», findet auch Harald Dethlefs, Vorsitzender des Dörpsmobil-Vereins in Großenwiehe bei Flensburg. Um das E-Auto in Großenwiehe fahren zu dürfen, muss man Mitglied in dem Verein sein. Hinzu kommen geringe Nutzungsgebühren pro Stunde oder Tag. Strom, Versicherung und andere laufenden Kosten sind dadurch abgedeckt.

«Es soll ein niedrigschwelliges Angebot sein», sagte Dethlefs. Ähnlich funktioniert das Modell in anderen Gemeinden. Die großen kommerziellen Carsharing-Anbieter, die in größeren Städten zu finden sind, kämen nicht aufs Land, sagte Dethlefs.

Seit 2020 gibt es das Angebot in Großenwiehe. Mittlerweile ist das E-Mobil kostendeckend unterwegs. Auch dank Sponsoren. Um noch mehr Förderer gewinnen zu können, würde Dethlefs eine Anerkennung der Vereine durch die Finanzämter als gemeinnützig begrüßen. Dies sei aktuell nicht der Fall. Der Grund: Carsharing als Vereinszweck wird bisher nicht in der Abgabenordnung des Bundes (§52 AO) aufgeführt.