Kiel (dpa/lno). Der Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein trotzt der schlechten Stimmung. Die Herbstbelebung lässt die Arbeitslosenzahl sinken. Auch der Ausblick scheint im Moment nicht schlecht zu sein.

Die übliche Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt hat sich in Schleswig-Holstein trotz der Energiekrise auch in diesem Jahr wieder eingestellt. Die Zahl der Arbeitslosen ging im September leicht auf 81.700 zurück. Das waren 3500 weniger als im August, wie die Bundesagentur für Arbeit am Freitag mitteilte. «Die Arbeitsmarktentwicklung in Schleswig-Holstein ist toll», sagte der Chef der Regionaldirektion Nord, Markus Biercher. «Der Arbeitsmarkt profitiert von der saisonal typischen Herbstbelebung. Die Betriebe haben nicht nur nach der Sommerpause Personal eingestellt, sie suchen auch weiterhin zusätzliche Arbeitskräfte.»

Die Arbeitslosenquote liegt bei 5,2 Prozent und damit auf dem Niveau des Vorjahresmonats. Im Vergleich zum September 2021 gab es einen kleinen Rückgang der Arbeitslosenzahl um 200 Personen. Diesen Rückgang nannte Biercher «besonders bemerkenswert». Stichtag für die Arbeitsmarktdaten ist der 12. September.

Die Zahl der Arbeitslosen ging bei allen Gruppen zurück. Speziell die Zahl der jüngeren Arbeitslosen unter 25 sank überproportional. Im Vormonatsvergleich nahm sie um 1200 auf 7600 ab. «Die saisonal übliche Einstellungspraxis kam insbesondere den jungen Fachkräften zu Gute, die nach ihrer Ausbildung nicht übernommen wurden und daher vorübergehend arbeitslos waren.» Besonders erfreulich sei auch der Rückgang der Langzeitarbeitslosigkeit im Vormonatsvergleich um 570 und im Vorjahresvergleich um 5000 Betroffene.

Die Personalnachfrage liegt nach Bierchers Angaben über dem Niveau des Vorjahres. Aktuell hätten die Arbeitsagenturen 30.300 sozialversicherungspflichtige Stellen im Bestand. Im September 2021 waren es 27.900. Speziell im Handel, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im verarbeitenden Gewerbe, am Bau und in der Gastronomie werden demnach Mitarbeiter gesucht.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg im Juli im Vorjahresvergleich deutlich um 16.900 auf gut 1,04 Millionen. «Das steht ein bisschen im Gegensatz zur gefühlten Weltuntergangsstimmung, die wir im Moment haben. Das ist bemerkenswert, denn die Fakten sprechen einfach eine andere Sprache», sagte Biercher. Beim «Frühwarnindikator» Kurzarbeit befinde man sich in einer «nicht wahrnehmbaren Größenordnung». 28 Betriebe hätten sich im September zu dem Thema beraten lassen. «Das ist ein Grundrauschen.»

Er nehme aber natürlich die Verunsicherung wahr, wie sich die Energiepreisentwicklung auswirke, sagte Biercher. Er glaube, dass die von Bund und Ländern getroffenen Verabredungen zu Maßnahmen wie dem Energiepreisdeckel wieder mehr Zuversicht schaffen werden und es zu einer Aufhellung der Stimmung komme.

Auch aus Sicht von Arbeits- und Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) sind die Aussichten positiv. «Die jüngste Einschätzung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung lässt bei aller Unsicherheit auch für Schleswig-Holstein in diesem und im kommenden Jahr steigende Beschäftigung erwarten.» Die Anhebung des Mindestlohns auf zwölf Euro und die Verlängerung des auf sieben Prozent reduzierten Mehrwertsteuersatzes in der Gastronomie bis Ende 2023 seien wichtige Signale an Beschäftigte und Unternehmen. «Unser Land hat starke Branchen, etwa den Gesundheits- und Pflegebereich, die einen enormen Bedarf an Fachkräften haben und somit krisenfeste Arbeitsplätze bieten», betonte Madsen.