Hamburg/Berlin. Nach dem Tod von Mahsa Amini in Polizeigewahrsam gehen Hunderte gegen das iranisches Regime auf die Straße.

In Hamburg haben am Sonnabend auf Kundgebungen und Demonstrationen mehrere Hundert Menschen gegen das Herrschaftssystem und die systematische Diskriminierung von Frauen in Iran demonstriert. Allein auf der Sternschanze haben am Nachmittag bis zu 1000 Menschen demonstriert, sagte ein Polizeisprecher.

Am Abend gab es ebenfalls eine größere Kundgebung in der Innenstadt. Eine Frau verbrannte hier symbolisch ein blaues Kopftuch. Mehrere Menschen schnitten sich als Zeichen des Protestes ihre Haare ab. Andere trugen Schilder mit Aufschriften wie „Frau! Leben! Freiheit!“ und „No 2 Hijab, No 2 islamic republic“ oder Fotos der Iranerin Mahsa Amini, die vor einer Woche im Polizeigewahrsam starb.

Bei den Protesten in Hamburg wurden auch Kopftücher symbolisch in Brand gesetzt.
Bei den Protesten in Hamburg wurden auch Kopftücher symbolisch in Brand gesetzt. © dpa

Hamburg: Appell an die Bundesregierung

Vor dem Generalkonsulat in Hamburg versammelten sich am Nachmittag etwa 50 bis 80 Menschen auf Initiative der Organisation Nationaler Widerstandsrat Iran (NWRI) Deutschland.

Die Menschen im Iran riskierten viel, sagte ein NWRI-Sprecher. Sie dürften nicht alleine gelassen werden. Die Bundesregierung dürfe nicht tatenlos zusehen. Er forderte unter anderem, dass der iranische Botschafter ins Auswärtige Amt einbestellt werden müsse und Sanktionen gegen führende Vertreter der Regierung.

In Hamburg gingen Hunderte Menschen auf die Straße und zeigten Flagge gegen Frauen-Diskriminierung in Iran.
In Hamburg gingen Hunderte Menschen auf die Straße und zeigten Flagge gegen Frauen-Diskriminierung in Iran. © dpa

Iran: Demonstrationen auch in Berlin

Auch vor der Botschaft des Iran in Berlin demonstrierten am Sonnabend rund 50 Menschen gegen das Herrschaftssystem und die systematische Diskriminierung von Frauen in dem nahöstlichen Land.

Die Kundgebung am Nachmittag im Ortsteil Dahlem dauerte laut Polizei etwa zwei Stunden und verlief friedlich. Die Versammelten hätten Transparente gezeigt und auf Deutsch sowie auf Farsi ihren Unmut artikuliert. Auch in anderen Städten hat es Kundgebungen gegeben.

Iran: Was geschah mit Mahsa Amini?

Auslöser der derzeitigen Proteste ist der Tod der 22 Jahre alten Amini. Sie war vor einer Woche von der Sittenpolizei wegen eines Verstoßes gegen die strenge islamische Kleiderordnung festgenommen worden.

Was genau mit Amini nach ihrer Festnahme geschah, ist unklar. Bekannt ist, dass sie zunächst ins Koma fiel und am 16. September in einem Krankenhaus starb. Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben. Die Polizei weist die Vorwürfe zurück.