Kiel (dpa/lno). Ein günstiges neues Ticket für Bus und Bahn soll kommen - darüber gibt es weitgehend Einigkeit. Doch Ausgestaltung und Finanzierung sind offen. Der Kieler Verkehrsminister Madsen setzt klare Prioritäten.

Im Tauziehen um ein Nachfolgemodell für das 9-Euro-Ticket fordert Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen klare finanzielle Zusagen des Bundes. «In erster Linie brauchen wir ein entsprechendes Angebot für Bus und Bahn», sagte der parteilose Politiker der Deutschen Presse-Agentur vor einer Sonderkonferenz der Verkehrsminister am Montag. «Ich habe so ein bisschen das Gefühl, wir sitzen alle im Zug und wenn wir nach vorne schauen, sehen wir, dass unsere Gleise aufhören, aber wir diskutieren darüber, ob wir nicht unsere Fahrkarten preiswerter machen sollen.»

Priorität habe der Ausbau der Infrastruktur, also die Schaffung eines besseren Angebots, sagte Madsen. «Es nützt ja nichts, wenn ich in Schleswig-Holstein irgendwo in einem Dorf stehe, wo Bus und Bahn nicht fahren, aber dafür gibt es das Ticket künftig zum halben Preis.»

Trotzdem müsse es ein Nachfolgeticket geben, sagte der Minister. Es sollte aus seiner Sicht keine Zahl im Namen bekommen, sondern Klima- oder Mobilitätsticket heißen. «Sonst wären wir ja auf ewig auf eine Summe fixiert.» Die Bundesregierung strebt eine Spanne zwischen 49 und 69 Euro im Monat an. Dies würde auch Madsen mittragen.

«Zuerst muss uns der Bund zusichern, dass wir die Mittel, die wir brauchen, um unsere Infrastruktur auszubauen, auch sicher haben», nannte er als Voraussetzung. Auch die erhöhten Energiekosten müssten berücksichtigt werden.

In erster Linie gehe es darum, dass der Bund in ausreichender Höhe die Regionalisierungsmittel für Ausbau, Erhalt und Betrieb der Infrastruktur und zusätzlich für ein gefördertes Ticket fest zusagt, betonte Madsen. «Wir brauchen in den nächsten zehn Jahren weit über eine Milliarde Euro, wahrscheinlich sogar zwei Milliarden oder mehr.» Allein das Ticket würde das Land um 400 oder 500 Millionen Euro kosten. «Wir reden also über riesige Summen und deshalb ist es umso wichtiger, dass wir richtig an die Sache herangehen.»

Im Erfolgsfall könnte das neue Ticket zügig starten. «Wir warten dann nicht, bis wir 2030 die letzte Ausbaustufe erreicht haben», sagte Madsen. «Aber meine Befürchtung ist: Wir einigen uns auf ein Ticket und diskutieren dann über die Regionalisierungsmittel.» Sollten diese nicht wie erforderlich kommen, könnte es nicht um einen Ausbau des Angebots gehen, sondern um Streichungen.

Madsen zeigte sich überzeugt, dass ein neues Ticket bald beschlossen wird. Das 9-Euro-Ticket sei ein großer Erfolg gewesen. Es werde aber ein gewisses Ringen geben. «Ich glaube, innerhalb der nächsten Wochen werden wir eine Lösung bekommen; wir reden nicht über Monate.» Die Bürger wollten ein einfaches, verständliches und preiswertes Angebot. «Die Menschen wollen aber auch Qualität und Verlässlichkeit. Und das bekommen wir nur hin, wenn wir auch investieren.»