Travemünde. Viele Kirchenaustritte und Sterbefälle machen der Nordkirche zu schaffen. Deren Synodalen diskutieren Vorschläge, wie die Kirche auch bei Nicht-Mitglieder Boden gutmachen kann - mit weniger Personal.

Mit der Diskussion zum Impulspapier «Horizonte hoch fünf» ist am Freitag die Landessynode der Nordkirche fortgesetzt worden. Des ganzen Tag lang wollen die Synodalen in Arbeitsgruppen über die Vorschläge diskutieren, die die Kirche zukunftsfähig machen sollen. Ein Beschluss dazu soll am Sonnabend gefasst werden.

In dem Papier geht es unter anderem darum, wie die Kirche auch für Nicht-Mitglieder offen sein und Leistungen anbieten kann, ohne kirchensteuerzahlende Mitglieder zu verprellen. Weitere Themenfelder sind die Personalentwicklung, die Vereinfachung der Verwaltung, eine schlankere Gremienstruktur und eine weitere Digitalisierung.

«Die Nordkirche kann langfristig mit weniger Ressourcen ihre Aufgaben erfüllen und gleichzeitig durch innovatives Handeln neue Spielräume generieren», sagte der Hamburger Probst Karl-Heinrich Melzer am Freitag zu Beginn der Diskussion. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt rief die Synodalen zum Handeln auf. «Eine Kirche, die bestehen will, muss bereit sein, sich zu wandeln», sagte sie.

Die Nordkirche hatte nach eigenen Angaben Ende 2021 rund 1,8 Millionen Mitglieder. Dem standen 32.551 Kirchenaustritte und 33.761 Todesfälle gegenüber.

Bereits am Donnerstag hatte Kühnbaum-Schmidt betont, ein christliches Miteinander dürfe nicht auf eine Kirchenmitgliedschaft beschränkt werden. Es sei an der Zeit, sich zu öffnen und möglichst viele Menschen neu in Kontakt mit dem Evangelium zu bringen.

Zuvor hatte die Synode einstimmig beschlossen, die Kirchensteuer-Mehreinnahmen durch die Energiepauschale komplett für soziale Hilfsprojekte der Diakonie zu verwenden. Nach Angaben der Nordkirche werden durch die Energiepreispauschale der Bundesregierung Steuermehreinnahmen in Höhe von rund 5,1 Millionen Euro erwartet.

Der Schwerpunkt der Hilfsmaßnahmen wird den Angaben zufolge bei den Beratungsstellen der Diakonischen Werke in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern liegen. Dort werde den Betroffenen nach Prüfung ihrer Situation unter anderem mit in bestimmten Geschäften einlösbaren Guthabenkarten oder Gutscheinen geholfen. Auch die Begleichung von offenen Strom- oder Gasrechnungen sowie Mietschulden direkt an die Versorger ist vorgesehen. Die Hilfsaktion ist nach Angaben der Nordkirche zunächst auf zwei Jahre befristet.

Die Synode geht am Sonnabend mit einem Reisesegen zu Ende.