Kiel (dpa/lno). Drei Monate öffentlicher Nahverkehr zum Billigpreis enden in der Nacht zu Donnerstag. In Schleswig-Holstein kauften die Menschen 700.000 Mal ein 9-Euro-Ticket. Die Debatte über eine Nachfolgeregelung läuft bundesweit.

Nach drei Monaten Regionalverkehr zum Niedrigpreis müssen Kunden jetzt erstmal wieder tiefer in die Tasche greifen. Die Regelung zur Entlastung der Bürger angesichts stark gestiegener Energiepreise endet in der Nacht zu Donnerstag. Bundesweit läuft die Debatte um eine Nachfolgeregelung.

Die Nahverkehrsgesellschaft Schleswig-Holstein (NAH.SH) zog eine überwiegend positive Bilanz. Je nach Strecke seien bis zu 20 Prozent mehr Fahrgäste unterwegs gewesen. Rund 700.000 der verbilligten Tickets seien verkauft worden, sagte eine Sprecherin. Dazu kämen noch rund 100.000 Abonnenten, Jobticket-Kunden und Studenten mit Semestertickets, die von dem Angebot ebenfalls profitierten.

Eigene Befragungen der Fahrgäste haben nach Angaben des NAH.SH-Geschäftsführers Arne Beck ergeben, dass den Fahrgästen neben dem günstigen Preis die einfache und flexible Nutzung des 9-Euro-Tickets gefallen habe. Ein Anschlussticket mit ähnlichen Vorteilen sei für viele Fahrgäste wünschenswert. «Wir sollten den Schwung, den das 9-Euro-Ticket dem Nahverkehr gebracht hat, als große Chance verstehen und mitnehmen», sagte Beck.

Die Befragungen hätten aber auch gezeigt, dass Infrastruktur und Angebot ausgebaut werden müssten, sagte der Geschäftsführer. So hätten Nutzer unter anderem fehlende Verlässlichkeit, Ausfälle, Verspätungen und Überfüllungen der Bahnen kritisiert. «Das zeigt, dass die Mobilitätswende nicht allein mit einem günstigen Ticket geschafft werden kann», sagte er. «Für mehr Angebot bedarf es einer deutlichen Erhöhung der Finanzmittel durch den Bund.»

Bund und Länder diskutieren seit Wochen über eine Anschlussregelung. Ein Vorschlag kommt von den Grünen und sieht ein Regionalticket für 29 Euro und ein bundesweit gültiges Ticket für 49 Euro im Monat vor. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatte eine Nachfolgeregelung mit finanzieller Beteiligung des Bundes lange abgelehnt, äußerte sich am Mittwoch aber offen für eine Lösung des Problems. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) habe ihn überzeugt.