Hamburg (dpa/lno).

Der frühere Hamburger AfD-Vorsitzende Jörn Kruse ist der CDU beigetreten. «Das Faktum ist richtig», sagte Kruse der dpa auf Anfrage am Mittwoch. Weitere Angaben machte er nicht. Aufgenommen wurde der 73-Jährige vom CDU-Kreisverband Hamburg-Nord, dessen Vorsitzender CDU-Landeschef Christoph Ploß ist. «Der CDU-Kreisvorstand Hamburg-Nord, dem alle Strömungen und Vereinigungen der CDU angehören, hat einstimmig entschieden, Professor Jörn Kruse in die CDU aufzunehmen», teilte der Verband auf Anfrage mit. Zuvor hatte das «Hamburger Abendblatt» über die Personalie berichtet.

Kruse, der die AfD 2018 verlassen hatte, liebäugelt seit längerem mit einem politischen Neustart in der Union. In einem Interview sagte er Ende 2020, unter einem Unions-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz sei für ihn ein Comeback in der CDU «ganz konkret» vorstellbar. «Der CDU fehlt es seit langem an marktwirtschaftlicher Ausrichtung und Kompetenz.» Diese bringe Merz mit. Merz ist inzwischen Bundesvorsitzender der CDU und deren Fraktionschef im Bundestag.

«Die CDU war immer dann erfolgreich, wenn sie christlich-soziale, liberale und konservative Strömungen vereint hat. Ein solcher Ansatz hat die Demokratie in Deutschland immer gestärkt», sagte Ploß laut Mitteilung. «Die heutige AfD ist nur noch ein Sammelbecken von Rechtsradikalen und Rassisten in Deutschland.» Einer Zusammenarbeit oder Kooperation erteilte er eine Absage. Die AfD gehöre vielmehr «auf den Scheiterhaufen der Geschichte», so Ploß.

Die AfD reagierte mit scharfen Worten auf Kruses CDU-Eintritt. «Der Wechsel in die ausgemerkelte CDU fügt sich ins Bild Kruses gescheiterter Parteikarriere, die längst vorüber ist», sagte der Landesvorsitzende Dirk Nockemann einer AfD-Mitteilung zufolge. «Mit dem Beitritt in die CDU bedient sie sich an politischer Ramschware.»

Der Ökonom und frühere Hochschullehrer Kruse war von 2013 bis 2015 Landesvorsitzender der AfD und anschließend deren Fraktionschef in der Bürgerschaft. 2018 hatte er den Vorsitz niedergelegt und war aus der Partei ausgetreten. Als Grund hatte er «die zunehmende Zusammenarbeit von Teilen der AfD, insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern, mit Rechten und Rechtsradikalen» genannt.