Rødbyhavn/Burg auf Fehmarn (dpa/lno). Heimspiel im Ausland: Der dänische Verkehrsminister aus Kiel besichtigt auf Lolland den Bau des Fehmarnbelt-Tunnels. Madsen zeigt sich beeindruckt und outet sich als Fan des Großvorhabens. Der deutschen Insel sagt er eine bessere Baustellenkoordinierung zu.

Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen hat die europäische Dimension des im Bau befindlichen Ostseetunnels zwischen Dänemark und Fehmarn hervorgehoben. «Hier am Fehmarnbelt wird eine Vision der neuen europäischen Verbindung Schritt für Schritt Wirklichkeit», sagte der parteilose Politiker und gebürtige Däne am Freitag. Der Tunnel sei ein zutiefst europäisches und zugleich regionales Projekt, von dem die Menschen auf beiden Seiten des Belts profitieren würden.

Madsen besuchte die Baustelle in Rødbyhavn auf der dänischen Insel Lolland. Zudem machte er sich ein Bild von der schwierigen Verkehrslage an der Sundbrücke zwischen dem ostholsteinischen Festland und der Insel Fehmarn.

«Als Däne, der zugleich Verkehrsminister in Schleswig-Holstein ist, bin ich natürlich ein großer Fan vom Fehmarnbelt-Tunnel», sagte Madsen. Mit ihm wüchsen Deutschland und Dänemark noch enger zusammen. «Es ist wirklich eindrucksvoll zu sehen, wie weit die Arbeiten für den Fehmarnbelt-Tunnel bereits sind. Und ich freue mich natürlich, dass die Bauarbeiten auch auf der deutschen Seite so gut vorangehen.»

In Dänemark spüre er sehr viel Optimismus im Hinblick auf die Vorteile des Tunnels, sagte Madsen. «Auf deutscher Seite diskutieren wir noch sehr, sehr viel über unsere Probleme.» Es sollte mehr davon die Rede sein, dass Kopenhagen und Hamburg besser miteinander verbunden werden und Schleswig-Holstein dazwischen liegt. «Welche Möglichkeiten haben wir als Land, davon zu profitieren!»

Madsen ließ sich in Rødbyhavn vom Vorstandschef der Planungs- und Baugesellschaft Femern A/S, Henrik Vincentsen, anhand eines Modells den Bau der 89 Tunnelelemente, den Transport und das Absenken der 73 000 Tonnen schweren Elemente erläutern. Der 18 Kilometer lange Straßen-und Eisenbahntunnel soll 2029 fertig sein. Umweltschützer kritisieren das von der EU mit mehr als einer halben Milliarde Euro unterstützte Vorhaben wegen hoher Kosten und befürchteter Schäden an der Umwelt. Der Tunnel wird von Dänemark gebaut. Deutschland ist nur für die Hinterlandanbindung auf seinem Territorium zuständig.

Madsens erster Fehmarn-Tag als Minister begann an der Sundbrücke. Deren Sanierung soll 2024 abgeschlossen sein. Um den mit dem Fehmarnbelt-Tunnel erwarteten stärkeren Verkehr aufnehmen zu können, soll auch die Sundbrücke bis 2029 durch einen Tunnel ersetzt werden. Sie wird aber für Fußgänger, Radfahrer und langsame Fahrzeuge dauerhaft erhalten. Madsen sagte für die Zeit des Belttunnel-Baus nicht nur einen hauptamtlichen Baustellen-Koordinator zu, sondern auch einen regelmäßigen Austausch unter allen Beteiligten.

Die Insel und der Kreis Ostholstein stünden vor ernstzunehmenden Herausforderungen in den kommenden Jahren, sagte Madsen bei einem Ortstermin mit Fehmarns Bürgermeister Jörg Weber und Großenbrodes Verwaltungschef Jens Reise. Aber Fehmarn und der ganze Kreis würden vom Tunnel stark profitieren. Trotz aller Vorbehalte habe er dort den Wunsch gespürt, besser miteinander zu kommunizieren und gemeinsam Probleme zu lösen. «Das habe ich heute versprochen.» Bei solchen großen Projekten müsse man aber auch mit Beeinträchtigungen leben, die nicht schön seien. Ziel sei es, Probleme zu verringern und mehr über Chancen zu sprechen. «Wer über Probleme diskutiert, kriegt Probleme, wer über Möglichkeiten diskutiert, kriegt Möglichkeiten.»

Die Bauarbeiten insgesamt haben beträchtliche Dimensionen: Auch die Schienenverbindung zwischen Lübeck und Puttgarden sowie die B207 zwischen Heiligenhafen und Puttgarden müssen ausgebaut werden. Zudem stehen Baumaßnahmen für eine 380-Kilovolt-Leitung zwischen Lübeck und Göhl an. Hinzu kommen diverse weitere Vorhaben. Der Bedarf an einer Baustellenkoordinierung sei bei absehbar über 100 notwendigen Umleitungen in den nächsten Jahren gegeben, sagte Madsen. Sie solle zentrale Ansprechstelle sein, besonders aber auch bei Konflikten moderieren und dafür sorgen, dass die Projektverantwortlichen von der Deutschen Bahn über die Fernstraßenplanungs- und Baugesellschaft Deges bis zum Energiekonzern Tennet aktuelle Informationen liefern.

Bei der Überfahrt nach Lolland traf Madsen die Scandlines- Geschäftsführer Carsten Nørland und Heiko Kähler. Diese betonten laut Verkehrsministerium, die Straßenanbindung zum Fährhafen Puttgarden müsse unverändert leistungsfähig bleiben. Madsen begrüßte, dass die Fähren nach Fertigstellung des Tunnels als alternative Verbindung weiter zur Verfügung stehen werden.