Hamburg. In den Flyern wird für kostenlose “Persönlichkeitstests“ geworben. Welche Ziele die Organisation damit verfolgt.

Der Hamburger Verfassungsschutz warnt vor Werbewurfsendungen der Scientology-Organisation (SO). "Wir haben Erkenntnisse, dass die extremistische Scientology-Organisation derzeit Flyer in Hamburger Briefkästen wirft", sagte Marco Haase, Sprecher des Landesamtes, der Deutschen Presse-Agentur. Darin werde für kostenlose "Persönlichkeitstests" geworben. "Diese dienen dazu, Daten für eine Kontaktaufnahme zu erfassen, um neue Mitglieder zu gewinnen." Erklärtes Ziel der Organisation sei es, eine sogenannte "scientologische Zivilisation" zu errichten.

Die Scientology-Organisation wird seit 1997 bundesweit von den Verfassungsschutzbehörden beobachtet, da in der von ihr angestrebten Gesellschaftsordnung Grundwerte wie Menschenwürde oder das Recht auf Gleichbehandlung ausgesetzt würden. "Theorie und Praxis der SO erfüllen mehrere Merkmale einer totalitären Organisation", sagte Haase. Beispielsweise "ideologischer Alleinvertretungsanspruch, rigider Dogmatismus, hermetisch abgeschlossene Organisationsstruktur, Führerkult und totale Unterordnung der Mitglieder".

Scientology wirbt auch über Social Media-Kanäle

Um mehr gesellschaftlichen Einfluss zu erreichen, agierten Scientologen auch in zahlreichen Tarn- und Nebenorganisationen. "In der Vergangenheit verteilte die SO häufiger Flyer ihrer Tarnorganisation "Sag nein zu Drogen – sag ja zum Leben" und "Der Weg zum Glücklichsein"." Angeboten würden auch Online-Seminare zu verschiedenen Themen der persönlichen Weiterentwicklung und Lebenshilfe.

Zudem werbe die SO über Social Media-Kanäle. "Ein großer Teil der offiziellen SO-Postings in sozialen Netzwerken befasst sich mit vermeintlichen oder tatsächlichen Hilfsaktionen internationaler Scientologen", sagte Haase. So sei auch die Hochwasserkatastrophe im vergangenen Jahr instrumentalisiert worden, "um sogenannte "ehrenamtliche Geistliche" zu entsenden und diese als Katastrophenhelfer in Szene zu setzen". Der Erfolg hält sich aber offenbar in Grenzen: Auch im vergangenen Jahr rechnete der Hamburger Verfassungsschutz der Organisation lediglich 300 Mitglieder in der Hansestadt zu - wie schon seit 2018.