Lübeck (dpa/lno). Ein Ex-Polizeigewerkschafter soll Interna an einen Journalisten durchgestochen haben. Dabei wurde ihm offenbar ein Schreibfehler in einem Protokoll zum Verhängnis.

Jahrelang soll der ehemalige Polizeigewerkschafter Thomas Nommensen Polizeiinterna an einen befreundeten Journalisten weitergeben haben. Letztlich war es ein Schreibfehler in einem Polizeiprotokoll, der die internen Ermittler auf seine Spur brachte. «Nach einer Geiselnahme in der Lübecker Justizvollzugsanstalt gab es in zwei Regionalzeitungen Berichte, die von der Polizei noch nicht veröffentlichte Details enthielten», sagte ein Beamter des Landeskriminalamtes am Montag im Prozess am Landgericht Lübeck.

Zu diesen Informationen habe auch die Zahl der eingesetzten Beamten gehört, die in dem Protokoll falsch angegeben worden sei, sagte der Zeuge. Durch diesen Fehler seien die Ermittlungen gegen Nommensen ins Rollen gekommen, sagte der 56 Jahre alte Zeuge. Der Erste Kriminalhauptkommissar ist beim Landeskriminalamt für interne Ermittlungen innerhalb der Polizei zuständig.

Auch auf andere an die Presse gelangten Daten hatte nach Aussage des Zeugen nur eine kleine Zahl von Mitarbeitern Zugriff. In der Folgezeit sei der Verdacht dann auf Nommensen gefallen, der als Polizeigewerkschafter und Mitglied des Hauptpersonalrats in allen Fällen Zugang zu den Informationen gehabt habe, sagte der Zeuge.

Die Kieler Staatsanwaltschaft wirft Nommensen vor, in 16 Fällen Dienstgeheimnisse an einen Polizeireporter durchgestochen zu haben. Darunter sollen auch Informationen zu Ermittlungen gegen Polizeischüler der Polizeidirektion für Aus- und Fortbildung (PDAFP) in Eutin gewesen sein.

«Es war auffällig, dass die Berichte des Reporters fast wörtlich mit den internen dienstlichen Verfügungen gegen die jungen Männer übereinstimmten», sagte die Leiterin der Ausbildungseinrichtung am Montag im Prozess. «Einer der Anwärter hat durch die Berichterstattung erfahren, dass er aus dem Polizeidienst entlassen wird», sagte die Zeugin. Das habe den jungen Mann sehr belastet.

«Auch bei mir hat die Berichterstattung über Polizeiinterna zu psychischen Belastungen geführt», sagte die Zeugin aus. «Ich hatte den Eindruck, dass durch die Veröffentlichungen meine Ernennung zur Leiterin der Einrichtung verhindert werden sollte.»

Nommensen hatte die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bereits Ende Juni vor Gericht gestanden. «Ich wollte Missstände in der Polizeiführung öffentlich machen», hatte er damals unter Tränen ausgesagt. Dennoch sei es aus heutiger Sicht falsch gewesen, vertrauliche Informationen an den Polizeireporter weiterzugeben.

Der Prozess wird nach Angaben des Gerichts am nächsten Montag fortgesetzt. Ein Urteil wird Mitte August erwartet.