Kiel (dpa/lno).

Sechs große Kliniken in Schleswig-Holstein schlagen Alarm. «Die Belastungen der Covid-19-Pandemie treffen die Kliniken mit voller Wucht», erklärte am Mittwoch der Geschäftsführer des Städtischen Krankenhauses Kiel und Vorstandsvorsitzende des 6K-Klinikverbundes, Roland Ventzke. Er sprach von existenzieller Not. Das Verschieben von Operationen infolge der jeweiligen Corona-Lage führe zu erheblichen finanziellen Einbußen und zur Dauerbelastung des Personals. «Die Bundesregierung hat trotz eindeutiger Problemlage weder Hilfsmaßnahmen eingeleitet noch Unterstützung angekündigt.»

Zum Klinikverbund gehören auch das Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster, die imland Kliniken Rendsburg und Eckernförde, das Klinikum Bad Bramstedt, das in Itzehoe sowie die Westküstenkliniken Brunsbüttel und Heide. Die Kooperation hat fast 12 000 Mitarbeiter.

Der im Juni ausgelaufene Corona-Versorgungsaufschlag müsse rückwirkend mindestens bis März 2023 verlängert werden, forderte der Geschäftsführer der Westküstenkliniken, Martin Blümke. Die Tarifsteigerungen müssten über alle Berufsgruppen refinanziert werden. Nötig sei auch ein Inflationsausgleich.

Der Verbund kritisierte die Krankenhausplanung und veraltete Strukturen. «Es gibt keine Anreize, fehlende Personalressourcen in den Griff zu bekommen», sagte Blümke. «Einsparungen der Kliniken sind nur auf Kosten von Personal möglich.» Und wichtiges Personal sei in ineffiziente Dokumentations- und Organisationsstrukturen eingebunden. «Wir leben in einem krankenkassenzentrierten System mit ständiger Misstrauenskultur, Prüfungswahnsinn ohne Nutzen für die Versorgungsqualität unserer Patient*innen.»

Der Mix aus strukturellen und finanziellen Problemen könne die Leistungsfähigkeit der Kliniken massiv beeinträchtigen, warnte Ventzke. Das könne auch die Notfallversorgung betreffen. Die Politik müsse endlich handeln.